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krieg 2Ich weiß nicht wie es euch geht, aber mir fällt es immer schwerer Nachrichten zu sehen und zu lesen. Mir scheint, dass monatlich eine neue Weltregion dazu kommt, die im Krieg versinkt. Die Bilder gleichen sich immer mehr. Junge Männer mit Waffen in der Hand. Explosionen und zerstörte Gebäude. Frauen und besonders Kinder mit vor Angst geweiteten Augen oder mit einem abgestumpften toten Blick. Menschen auf der Flucht oder Tote, die auf den Straßen liegen. Gewalt, Gewalt, Gewalt. Im Irak töten Muslime Muslime, Christen und Jesiden. In Israel und Gaza vernichten sich Juden, Muslime und Christen. In der Ukraine passiert der Wahnsinn zwischen prorussischen und ukrainischen Christen. In Syrien, in Nigeria, in Afghanistan, in Pakistan, in Somalia, im Kongo und so weiter und so fort – Menschen töten Menschen, so berichten es die Medien tagtäglich.

krieg 1Ian Morris meint in seinem Buch „Krieg- Wozu er gut ist“, dass Krieg zu Fortschritten führt, zu mehr Menschenrechten, zu Demokratie. Dem kann ich nicht zustimmen. Wie soll Gewalt zu Gewaltfreiheit führen? Viele Kriege und Konflikte entstehen ja nicht aus dem Frieden heraus sondern aus Situationen, in denen Menschen unter Gewalt und Unterdrückung leiden. Oder wenige  wollen Macht haben über viele und über Ressourcen. Nicht eine religiöse Überzeugung oder eine politische Haltung machen aus Menschen Mörder, das ist nur eine schnelle oberflächliche Erklärung, um Menschen dazu zu bringen über andere herzufallen. Die, die den Krieg antreiben wollen Macht, die sie sich mit Gewalt holen.

 

Mut zum Frieden, das sollen wir uns wünschen. Denn Mut zum Frieden heißt nicht draufschlagen, töten und vergewaltigen. Mut zum Frieden heißt respektvoller Umgang, miteinander reden und zu einer gemeinsamen Lösung kommen. Das ist anstrengend, kostet Zeit, aber tötet nicht und bringt auch kein Leid über die Millionen Unschuldigen.

Ich wünsche mir Nachrichten, die über  mutige Männer und Frauen berichten, die sich für den Frieden einsetzen. Das bleibt wahrscheinlich ein naiver Wunsch.

Diese Frage versucht der Historiker Ian Morris in seinem Werk mit dem Untertitel „Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden“ zu beantworten.

Wer auch immer meint, dass Geschichte langweilig sei und nur aus Zahlen bestünde, der wird in diesem Buch eines Besseren belehrt.  Morris ist nicht nur Historiker sondern auch Archäologe und sein Zugang umfasst mehr als 10.000 Jahre Geschichte. Die Entwicklung von Gesellschaften wird unter anderem von Faulheit, Angst und Habgier mitbestimmt, so Morris. Bestimmend für die Entwicklung ist aber auch die Geographie und somit die klimatischen Bedingungen. Tiere, die sich als Haustiere eignen und somit die Sesshaftwerdung des Menschen ermöglichen, finden sich nicht überall. Eine Giraffe oder  Löwen als Haustiere  im Vorgarten zu haben, ist wohl eher unwahrscheinlich. Die Gegend um Euphrat und Tigris, Wiege auch unserer Zivilisation, hatte eine Fauna und auch Flora, die den Menschen das Sesshaftwerden erleichterte. Morris Analyse geht bis ins 21. Jahrhundert. Er schafft es Denkweisen und Kulturen aus anderen Winkeln zu beleuchten und uns vor Augen zu führen wie relativ fragil die Macht einer Kultur zu jeder Zeit sein kann. „Wer regiert die Welt“ macht Geschichte erfahrbar und spannender als jeden Krimi. Eigentlich ein Muss für jeden Geschichteunterricht.

Göbekli TepeIm Sommer erlebte ich Geschichte hautnah. Ich besuchte Göbekli Tepe In der Nähe von Urfa in der Südosttürkei. Dort fand man die bis dato älteste Tempelanlage der Welt- 12.000 Jahre alt! Dort zu stehen, wo schon vor Urzeiten Menschen tonnenschwere Steine des Glaubens wegen auf einen Berg schleppten, war ein besonderes Gefühl.  Die Reliefs auf den Steinen stellen Tiere und Wesen dar, unheimlich und schön zugleich. Mit welchen Wünschen und Hoffnungen die Menschen damals wohl dort hingekommen sind? Der deutsche Archäologe Klaus Schmidt, Ausgrabungsleiter in Göbekli Tepe, vertritt die gewagt aber diskussionswürdige These: „Zuerst kam der Tempel und dann die Stadt“. Das würde eine ganz neue Sicht auf die Entwicklung des Menschen werfen.