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copa riscoUnabhängig vom Ausgang des Finales der WM am Sonntag, den 13. Juli in Rio de Janeiro steht der Gewinner bereist fest: Die FIFA wird rund vier Mrd. Euro eingenommen haben. Steuerbefreit, in Brasilien. Obwohl der Sitz in der Schweiz ist. Auch die WM-Sponsoren wie Adidas, Coca-Cola, Budweiser usw. zahlen keine Steuern. Brasilien wird aus diesem Titel rund 700 Millionen US-Dollar an Einnahmen verlieren und es zeichnet sich ein ähnliches Debakel wie für Südafrika bei der WM 2010 ab: Südafrika blieb auf einem Schuldenberg von fast 3 Mrd. Dollar sitzen – während die Fifa 3 Mrd. Dollar Gewinne einsackte. Und ja, die Ausgaben für Stadien & Co. hat Brasilien natürlich mit Steuergeldern bezahlt. Lassen sich angesichts leerer Staatskassen Steuervergünstigungen für sportliche Großveranstaltungen noch rechtfertigen? Noch dazu wenn Funktionäre dieser Verbände in verschiedensten Korruptionsaffären Dauergäste in den Medien und vor Gericht sind. Selbst Gian-Franco Kasper, FIS Präsident und Mitglied des IOC ist besorgt „wenn die Leute sagen, dass sie mit dieser Mafia nicht mehr zusammenarbeiten wollen.“ Veranstaltungen mit immer höheren Kosten, ohne nachhaltigen Nutzen, die so stark in das Leben der Menschen eingreifen und sie zugleich so wenig einbinden, haben keine Zukunft. Immer höhere Ausgaben und immer weniger Beteiligung der Menschen wird zu Widerstand führen. Gegen Mega-Sport-Events und gegen FIFA & Co. In Brasilien und auch anderswo. Es braucht eine Demokratisierung der Sportverbände und statt Steuerbefreiungen für sich selbst und die Multinationale Sponsor-Konzerne, eine echte Teilhabe der betroffenen Menschen. Und zwar am Entscheidungsfindungsprozess genauso wie an den Gewinnen.

„Das teuflische Internet“, meinte Franz Beckenbauer kürzlich (9.12.13) im Hangar 7 beim Sport und Talk auf Servus TV. Damit meinte er nicht NSA & Co, sondern die protestierenden Brasilianer/innen während des Confed Cup 2013. „Früher hatte man einen Brief geschrieben, der hat 2 Wochen gedauert. Aber heute mit dem teuflischen Internet geht´s so schnell …“. In diesem Ton ging´s gemeinsam mit Paul Breitner weiter, so nach dem Motto: „Jetzt haben sie eh genug protestiert und sollen gefälligst die WM nicht stören.“ Das obwohl die WM in Brasilien soviel kostet wie die WMs in Deutschland und Südafrika zusammen. Finanziert durch brasilianisches Steuergeld. Paul Breitner dazu sinngemäß: „Den Unterschied zw. 1,5 Mrd. und 2,5 Mrd. verstünden die Favela-Bewohner/innen sowieso nicht“.Logo Brasil copa 2014

 

Apropos Teufel: Was meint die Katholische Kirche Brasiliens zu diesem Thema? Ein paar Tage zuvor (4.12. kathpress), sagte der Träger des alternativen Nobelpreises und langjähriger SEI SO FREI – Projektpartner Bischof Erwin Kräutler in einem Pressegespräch: „Was da an Geld hinaus geschmissen und wie mit den Leuten umgegangen wird, das ist Wahnsinn.“ Und: „Wenn man sieht, wie im Umfeld von Stadien Häuser abgerissen werden und die Leute nicht wissen, wo sie hin sollen – das schreit zum Himmel“. Der austro-brasilianische Bischof zeigt sich besorgt, dass es rund um die Fußball-WM zu massiven Protesten kommen werde. Statt einer WM wollten die Menschen Bildung, Gesundheit, funktionierende Infrastruktur und Sicherheit im Land.

Was das WM Stadion in Brasilia und das EM Stadion in Klagenfurt gemeinsam haben, was Brasilien 2014 erwartet und was das alles mit 7 Cent zu tun hat, können Sie in der Reportage „Fußballwunder andersrum: Sozialproteste statt Jubelparty“ nachlesen unter:

 

http://www.kirchen.net/upload/60829_INFO_3_2013_WEB.pdf

Barricada Brasil

Foto: Yuri Brito