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Ein Held befreit sein Volk von seinen Unterdrückern und wird zum König. Er regiert in einer Zeit des Friedens – bis ein Mann des Nachbarvolks (die ehemaligen Unterdrücker) sich versehentlich in das Reich dieses Königs begibt und aus Angst einen jungen Mann erschießt. Anstatt den ängstlichen Mörder zu töten, lässt ihn der König nur aus seinem Reich fortjagen. Ein Fehler, denn ein bislang treuer Gefolgsmann unterstellt dem König Schwäche. Ihm dürstet nach Rache und Macht. Vordergründig noch immer den treuen Vasallen spielend, vereitelt er wiederholt das friedliche Nebeneinander mit dem Nachbarvolk und wiegelt sogar den jugendlichen Sohn des Königs gegen seinen Vater auf.

Ach ja, bei dem Film, den ich hier gesehen habe, handelt es sich nicht um ein Fantasy-Epos in einer pseudo-mittelalterlichen Welt, sondern um „Planet der Affen – Revolution“ (Rise of the Planet of the Apes).

Will er genauso wie ein Mensch sein? (Foto: Thomas Lersch/http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Will er genauso wie ein Mensch sein?
(Foto: Thomas Lersch http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)


Viele Verfilmungen

Ich mochte die „Planet der Affen“-Filme der 70er Jahre, wobei natürlich der erste Film ein unsterblicher Klassiker ist. Das Remake mit Mark Wahlberg aus dem Jahr 2001 war uninspiriert. Einzig das Ende hätte originell sein sollen, doch leider war es nur völlig unsinnig. Als vor drei Jahren „Planet der Affen – Prevolution“ (Rise of the Planet of the Apes) in den Kinos lief, war ich überrascht: Der Film bot eine wirklich gute Geschichte. Das Schicksal des im Pharma-Labor geborenen Schimpansen, Caesar [in beiden Filmen: Andy Serkis], war berührend und dramatisch. Die gesellschaftskritische Geschichte war gut aufgebaut und ein überzeugendes Prequel, das die Auslöschung der Menschheit und den Aufstieg der Affen ankündigte.

Nach so einem Film durfte man sich von der Fortsetzung einiges erwarten. „Planet der Affen – Revolution“ setzt 10 Jahre nach dem Ende des ersten Teils an: Die Menschen sind fast vollständig ausgelöscht und die Affen, dank früherer Medikamenten-Versuche nun mit stark erhöhter Intelligenz, haben die Wälder außerhalb San Franciscos besiedelt. Dort haben sie sich eine Burg gebaut, Waffen gefertigt, Pferde zugeritten. Sie beleuchten ihr Zuhause und jagen Wild, das sie dann über offenem Feuer braten.
Das Leben ist ein bisschen wie das der Wildlinge in der Fantasy-Serie „Game of Thrones“. Ich wurde ich den Vergleich die ganze Zeit über nicht los. Der einzige Unterschied ist: Wäre die Geschichte von „Game of Thrones“ so konventionell und ihre Charaktere so platt, wäre die Serie nie zum weltweiten Hit geworden.

So schön war San Francisco mal – bevor die Menschen fast ausgestorben waren

So schön war San Francisco mal – bevor die Menschen fast ausgestorben waren


Nachahmenswerte menschliche Gesellschaft?

Ich habe den Eindruck, dass man sich bei „Planet der Affen – Revolution“ ein bisschen zu sehr darauf verlassen hat, dass das Publikum sich von den aufwändigen computer-generierten Bildern und den Affen (in beeindruckender Motion bzw. Performance Capture-Technik) blenden lässt.

Auch wenn man bereit ist, die Handlung als sehr konventionell aber grundsätzlich solide zu akzeptieren, bleibt ein Makel: Würde der Film die Geschichte zweier Menschenvölker erzählen, müsste man nichts daran verändern. Sprich: Es gibt keinen Grund, warum die Geschichte überhaupt von Affen handelt. Offenbar haben sich die Drehbuchautoren keine Gedanken dazu gemacht, wie Affen ihre Gesellschaft organisieren könnten. Würden sie diese wirklich 1:1 so gestalten wie die Menschen es tun würden? Bei aller Ähnlichkeit zwischen Hominiden und Menschen: Ist genau wie ein Mensch zu sein das einzig erstrebenswerte Ziel intelligenter Affen? Und wäre ihre Einstellung anderen Tieren gegenüber genau dieselbe, wie jene des Menschen?

Doch das sind nur Nebenfragen. Im wesentlichen geht es darum, wie Menschen und Affen einander als Feinde betrachten. Die jeweils andere Spezies gehört vernichtet, so die Propaganda der Unruhestifter auf beiden Seiten. Der Film bietet psychologische Erklärungen für das Handeln der Kriegstreiber – das ist auf der Seite der Affen das ehemalige Versuchtstier, Koba [Toby Kebbell], und auf Seite der Menschen Dreyfus [Gary Oldman]. Doch anstatt Vielschichtigkeit wurden diesen Figuren nur platte Klischees aufgestülpt. Und wo diese zu finden sind, bleiben reichliche Sentimentalitäten auch nicht weit.

Computer- oder Schauspielkunst?
Wo der Film überzeugt, ist natürlich die technische Perfektion, mit der die Affen sich bewegen. Die Mimik ist freilich ebenso großartig. Es gibt auch schauspielerische Glanzleistungen. Da die Menschen eher auf Statistenrollen reduziert sind (schade um Keri Russel), findet man diese bei den Affen. Koba hat zwei sehr starke, sehenswerte Szenen. Er erinnert Caesar daran, was Menschenwerk ist, und zeigt auf seine Entstellungen, die ihm ein unheimliches Aussehen geben – wie das eines Affenzombies. In einer anderen wandelt er sich vom gerade noch ziemlich furchteinflößenden Eindringling bei den Menschen in einen lustigen Zirkusaffen, der Späße macht und die ängstlichen, schwerbewaffneten Menschen mit seinen Kunststücken köstlich unterhält.
Wie viel davon die CGI und wie viel Schauspielerei ist, ist zwar schwer zu sagen. Aber bei aller Tricktechnik: Ich denke, dass das ohne eine tolle Leistung von Toby Kebbell nicht möglich gewesen wäre.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte
„Planet der Affen – Prevolution“ (Rise of the Planet of the Apes) hätte eine interessantere Fortsetzung verdient. Doch gibt es sehenswerte, atemberaubende Bilder und ein paar wenige, schauspielerisch packende Momente.

Hier der Link zum Trailer

Das Schicksal ist ein mieser Verräter – der etwas andere Kinohit
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Carpe diem. Dieses Motto stammt aus einem anderen Film, doch es passt sehr gut hier. Denn: Jeder Tag wird besonders kostbar, wenn man weiß, dass die eigene Zeit begrenzt ist. „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ war nicht auf der Wunschliste für meinen Kinosommer. Keine Superhelden oder Monster, kein Tschin-Bumm und kein 3D. Der Film hat mich aber dadurch interessiert, dass er sich mit dem Thema des Sterbens beschäftigt. Ein gesellschaftliches Tabuthema, das nicht oft in einem Jugendfilm vorkommt. Dabei sind Jugendliche offenbar bereit, sich auch mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Der Film liegt weltweit an den Spitzen der Kino-Charts, genauso wie seine Romanvorlage von John Green zuvor schon die Bestseller-Listen anführte.
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Hazel Grace [Shailene Woodley] ist 16. Sie hat Lymphdrüsenkrebs und weiß, dass sie daran sterben wird. Ihre Lungen sind bereits voller Metastasen, so muss sie stets eine Sauerstoffflasche mit sich führen. Ihre besorgten Eltern [Laura Dern und Sam Trammell] schicken sie zu einer Selbsthilfegruppe, da sie deprimiert wirkt. No na, wie soll es einem schon gehen, wenn man langsam stirbt. So ungefähr ist Hazels Reaktion. Sie geht trotzdem hin.
Hazel lernt dort den 17-jährien Gus [Ansel Elgort] kennen. Er war Footballspieler, ist cool drauf und optimistisch, und das obwohl der an Knochenkrebs leidet. Stolz zeigt er sein Cyborg-Bein, das er erhalten hat, nachdem sein eigenes Bein amputiert werden musste. Und wie es so kommen muss, verlieben sich die beiden. Hazel will sich nicht binden, weil eine Beziehung keine Zukunft hat. Die Ängste von Gus sind andere: Er will der Welt in Erinnerung bleiben – um nichts möchte er vergessen werden.

Von der Story möchte ich nicht zu viel verraten, denn „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ zeichnet sich nicht dadurch aus, dass die Handlung sehr dicht ist. Seine Stärken liegen wo anders. Er teilt viel über die Gedanken und Wünsche der jungen Protagonisten mit, die sympathisch und ohne Schwermut dargestellt werden. Überhaupt wirkt der Film nicht bedrückend oder gar pathetisch. Gerade deshalb ging er mir viel näher, als ich das erwartet hatte. Ein bisschen Kitsch in der Mitte des Films kann man da schon nachsehen. Sagen wir, dadurch wird das Glück besser nachfühlbar, das die beiden jungen Leute empfinden, als es ihnen gelingt, aus ihrer gewohnten Umwelt auszubrechen, bei der sich fast alles um ihre tödliche Krankheit dreht. Und umso mehr empfindet man mit, wenn eine herbe Enttäuschung sie jäh aus diesem Glücksgefühl herausreißt.

In Amsterdam soll ein Lebenstraum von Hazel Grace in Erfüllung gehen

In Amsterdam soll ein Lebenstraum von Hazel Grace in Erfüllung gehen

Abschließend noch ein Tipp für junge Frauen und Mädchen, die dieses Jahr schon in allerlei Monster- und Superhelden-Filme mitgehen durften. Wenn ihr mit euren Boyfriends endlich mal was anderes sehen wollt, dann könnt ihr sie damit überreden, dass der Wandler aus „True Blood“ mitspielt und der Film gegen Ende äußerst Tempo-reich wird. Dass es sich dabei um Taschentücher handelt, müsst ihr ja nicht unbedingt dazuerwähnen.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte
Eine schöne, einfühlsame Geschichte, die fast durchgehend zwei Stunden lang ein Thema behandelt, das keinem lieb ist. Besonders, wenn junge Menschen von einer tödlichen Krankheit betroffen sind. Mit ein bisschen Kitsch, aber ohne Schwermut. Vielleicht ein wenig zu konventionell im Verlauf.

Hier der Trailer zu „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“

 

Es ist 2023, ein schlechtes Jahr für die X-Men. Sentinels – riesenhafte Kampfroboter, die darauf programmiert sind, Mutanten auszulöschen – haben ganze Arbeit geleistet. Nur eine kleine Gruppe Mutanten ist übrig. Professor Xavier [Patrick Stewart] und Magneto [Ian McKellen] wissen, dass ihre Art nur überleben kann, wenn die Vergangenheit verändert wird. Sie schicken Wolverine [Hugh Jackman] los, um den Lauf der Zeit zu verändern und ihresgleichen zu retten. Wolverines Bewusstsein muss dafür zurück in die 70er Jahre reisen und in seinen Körper von damals schlüpfen. Sein Auftrag ist es zu verhindern, dass Mystique [Jennifer Lawrence] den Erfinder der Sentinels [Peter Dinkelage] umbringt. Denn mit dieser Tat löste sie erst richtig aus, was sie aufhalten wollte.

Jackmans Karrierekatapult
Ich bin ein Fan der X-Men Serie seit sie im Jahr 2000 begann. Die Geschichte war fesselnd, bot Action und auch Charaktere, die nicht nur wegen ihrer Superhelden-Fähigkeiten interessant waren. Sie waren gut geschrieben.
Hugh Jackman stieg durch die Rolle des unzerstörbaren Wolverine mit seinen Eisenklauen zu den ganz großen Stars in Hollywood auf – und zum Sexiest Man Alive. Er ist eindeutig die dominierende Figur der Filmserie und erhielt deshalb sogar sein eigenes Spin-Off „X-Men Origins: Wolverine“. In „Days of Future Past“ (Zukunft ist Vergangenheit) stellt er Wolverine schon zum sechsten Mal dar.

Als Schauspieler Sexiest Man Alive – Als Wolverine unkaputtbar

Als Schauspieler Sexiest Man Alive –
Als Wolverine unkaputtbar

Tummelplatz für große Namen
„Days of Future Past“ stützt sich wie alle X-Men Filme auf die Comics. Er bietet all die Action, die man sich von einem X-Men Film erwarten darf. Eigentlich noch viel mehr, als ich erwartet hatte. Die Handlung ist rasant und es kommt hinzu, dass sie sich auf zwei Zeitebenen abspielt. In den verschiedenen Ebenen kommen freilich einige Charaktere zweimal vor. Sie haben jedoch eine völlig andere Beziehung zu einander. Und was Wolverine betrifft: Er ist in den 70er Jahren den anderen Mutanten noch völlig unbekannt und muss jetzt in kürzester Zeit ihr Vertrauen gewinnen. Reicht es, wenn er dem Charles Xavier der 70er Jahre [James McAvoy] gegenüber beteuert: „Ich komme aus der Vergangenheit und du musst tun, was ich sage, sonst sind in 50 Jahren alle Mutanten tot“? Schwierig. Vor allem, wenn zu Wolverines Plan gehört, den Magneto der 70er Jahre [Michael Fassbender] zu befreien. Wer weiß schon, was der alles anstellt, wenn er einmal losgelassen ist? (Magnetos Befreiung aus einem Plastikgefängnis unter dem Pentagon mithilfe von Quicksilver [Evan Peters] ist übrigens ein absolutes Highlight – spannend und herrlich komisch zugleich).

Auseinandergerissenes zusammenführen
Nach drei Filmen über die Abenteuer der Superhelden in der Jetzt-Zeit, kam 2011 „X-Men: First Class“ in die Kinos, das in den 60er Jahren spielte. Das ist gar nicht unproblematisch, wenn man plötzlich die Filmserie mit einem derartigen Keil auseinanderreißt. Ich hatte mich schon gefragt, was das für die Weiterführung der Serie bedeutet. Werden einfach zwei separate Serien fortgesetzt? Passt dann alles zusammen?
„Days of Future Past“ führt die beiden Zeitebenen und die beiden großen und hochkarätig besetzten Casts geschickt zusammen. Leider auch zu einem Preis: Stars von Weltruhm, die noch dazu beliebte Rollen in der Serie spielen, sind oft nur wenige Minuten (Ian McKellen, Patrick Stewart, …) oder gar Sekunden zu sehen (Halle Berry, Anna Paquin, …). Das geht auf Kosten des Bezugs der Figuren zueinander. Immerhin ist das der Kleber, der die Story zusammenhält. Und es ist das, was das Publikum benötigt, um sich richtig in den Film hineinzuleben.

Schon auf dem Plakat herrsch eine sehr hohe Dichte an Stars pro Quadratzentimetern

Hohe Dichte an Stars pro Quadratzentimeter

Ohne Wolverine geht gar nix
Es bleibt alles an Wolverine als Protagonisten und Angelpunkt hängen – ein Umstand, den die Fans der anderen Stars ebenso wie die Fans der Comic-Bücher bemängeln. In den Marvel Comics ist diese Figur nämlich nicht so dominant. Trotzdem hat es einen gewissen Sinn, Wolverine so ins Zentrum zu rücken. Er ist alterslos und kann in beiden X-Men-Welten bestehen und darf dabei immer gleich aussehen. Dieses Bindeglied ist hilfreich, um einen Zusammenhalt und direkten Bezug zwischen den beiden Zeitebenen zu halten. Und das wird sicher gelingen. Zumindest noch so lange, wie Hugh Jackman Lust auf die Rolle des Wolverine hat – und so verdammt gut aussieht.

Meine Bewertung bei IMDB: 8 Punkte
Die Charaktere würden noch mehr hergeben, das ist ein Manko. Aber was an Action herauszuholen ist, ist bis zum Letzten ausgeschöpft. Clevere Brücke nach den ersten drei X-Men Filmen zu „X-Men: First Class“ – wenngleich etwas Wolverine-lastig.

Hier noch der Trailer zu X-Men: Days of Future Past

 

(Fotos: Sony Pictures)

Die Geschichte von Dornröschen kennt jeder. Ein Königspaar ist lange kinderlos. Als sie endlich Eltern werden, ist die Freude groß, und sie laden zwölf weise Frauen (Feen) ein. Das Geschirr reicht nicht, um auch die dreizehnte Fee einzuladen. Diese schäumt, taucht uneingeladen auf und spricht einen Fluch über das Kind aus. Sie soll sich mit 16 an einer Spindel stechen und sterben. Das kann eine der anderen Feen gerade noch abmildern: Dornröschen soll nur in einen todesähnlichen Schlaf fallen. 100 Jahre später küsst sie ein schöner Prinz wach.

DornröschenEin idealer Stoff für Disney
1959 bescherte der Stoff Disney bereits einen großen Erfolg. Der Zeichentrickfilm griff verschiedene Varianten der Geschichte auf und zeigte sie etwas weiter ausgeschmückt und umgemodelt. Die böse Fee konnte sich dabei sogar in einen Drachen verwandeln. Dieses Jahr dachte man sich bei Disney: Erzählen wir das Dornröschen-Märchen doch mal völlig anders. Eine Geschichte hat ja immer zwei Seiten und so bietet es sich an, das Geschehen aus der Perspektive der bösen Fee, Maleficent (zu Deutsch eigentlich Malefiz), zu betrachten. Interessant.

Die Familie als problematische Zielgruppe
Freilich soll „Maleficent“ ein Film für die ganze Familie werden, außer für die Allerkleinsten. Freigegeben ist der Film ab 10 Jahren. Für die Mädchen gibt es daher entzückende Feenwesen, Romantik zwischen 12-Jährigen, eine Teenager-Prinzessin [Elle Fanning] von liebreizendem Wesen. Den Buben bietet der Film Ritter-Armeen, die gegen wandelnde Bäume (Ents?) kämpfen und Drachen – alles ganz wie in Herr der Ringe. Der Papa kriegt Angelina Jolie zu sehen (am Schluss im hautengen Lederkostüm, fast so wie Lara Croft – wenn da nicht die Hörner wären). Und auch für die Mama ist was dabei: Mütterliche Liebe ist so stark, dass sie alles übertrumpft. Ehrlich gesagt, ist diese Erkenntnis das überraschendste Element des Films.
Disney hat die diversen Ansprüche der sehr inhomogenen Zielgruppe „Familie“ mit Kindern über 10 sicher richtig eingeschätzt. Letztlich wirkt der Film wie ein Versuch, es einfach allen recht zu machen – mit ganz gezielt ausgesuchten Elementen. Doch diese schlecht zusammenpassenden Elemente richtig zusammenzusetzen ist eine dornige Angelegenheit. Details wie Nachvollziehbarkeit der Handlung und Glaubwürdigkeit der Personen sind dabei aus dem Blickfeld geraten.

Maleficent mit TicketVerirrt im Bilderrausch
Das ist ein gravierender Fehler, wenn ein Film psychologisch zu erklären versucht, wie die Fee Maleficent, ein süßes, liebes und zu vertrauensvolles Wesen, zum fiesesten Miststück seit Glenn Close in „Eine verhängnisvolle Affäre“ wird und es gleichzeitig irgendwie doch nicht ist. Ich habe mich auch gefragt: Und warum hintergeht Maleficents große Liebe sie so? Oder warum greift der alte König überhaupt den Zauberwald an? Irgendwie lautet die Rechtfertigung immer, dass Menschen halt habgierig und neidisch sind. So wird das jedenfalls von der weiblichen Erzählstimme in einem zuckersüßen und etwas herablassenden Tonfall erklärt, der jedes über 5-jährige Kind beleidigt. Sorry, aber dass alle Menschen einfach schlecht sind, ist als alleinige Motivation für alles Mögliche ein wenig dürftig. Man wiegt sich hier etwas zu sehr in der Hoffnung, dass im Rausch der überwältigenden Bilder schon keiner was bemerken wird.

Und das Blendwerk ist tatsächlich ganz toll anzusehen. Kein Wunder, denn es ist das Regie-Erstlingswerk von Robert Stromberg, der bisher bei vielen Filmen für visuelle Effekte zuständig war, z.B. in „Oz“, „Pan’s Labyrinth“, „Der Goldene Kompass“. Diese reiche Erfahrung ist dem Film auch anzusehen. Doch ein Regisseur, der im Geschichtenerzählen versierter ist und sich mehr für die handelnden Personen interessiert, hätte vielleicht mehr aus dem Drehbuch herausgeholt.

Alles auf den Kopf gestellt
So interessant der Ansatz war, Dornröschen aus der Perspektive von Malefix zu erzählen, als gelungen kann man das Resultat nicht bezeichnen. Das wird an dem Punkt klar, an dem überhaupt nichts mehr zusammenstimmt. Das Märchen wurde nämlich völlig umgekrempelt und umgeschrieben. Nichts stimmt überein, wenn man es mit der weithin bekannten Geschichte aus der bekannten Perspektive vergleicht. Alle noch so aufwändigen 3D-Fantasy-Szenen sind keine angemessene Entschädigung dafür. Dabei sind diese düster, packend und wirklich gut gelungen; ein Augenschmaus für Erwachsene – einigen Kindern dürften sie eher Alpträume verursachen. Der Versuch, ein Märchen völlig in ein Fantasy-Spektakel umzumodeln, hat aber schon bei „Snow-White and the Huntsman“ (2012) die Geschichte verdorben – meiner Meinung nach jedenfalls. „Snow-White“ stammt zwar nicht von Disney, aber man hätte trotzdem daraus lernen können.

Ein Star richtig eingesetzt?
Angelina Jolie als Maleficent läuft im Film zur Höchstform auf, wenn sie so böse ist, wie man nur böse sein kann. Sie wirft den Kopf zurück und lacht ein grausames „Ha-ha-haaa“, bevor sie uns einen stechenden, bösen Blick zuwirft … brrrr gruselig. Es ist, als hätte die bisher gute Fee Maleficent ihre eigentliche Bestimmung gefunden und wäre sich endlich der dunklen Energie bewusst geworden, die schon immer in ihr geschlummert hat. Die Teufelshörner und die mächtigen behornten Adlerflügel ließen ja ohnehin vermuten, dass es sich hier um eine Böse Fee handeln muss. Ebenso wie der Name: Maleficent. Das so viel bedeutet wie „Eine, die Böses tut“. Doch letztlich war Maleficent nur zeitweilig verstimmt. Und Jolie, bekannt als böses Mädchen, bringt die gute, sanftmütige Seite bei weitem nicht so glaubwürdig rüber.
Nach einigen Jahren Pause, teils durch ihre Brustkrebserkrankung bedingt, hätte Angelina Jolie sich eine besser geschriebene Rolle verdient. Ihr Name und ihr Charisma besitzen eine große Anziehungskraft, so wird sie genug Publikum in die Kinos locken und den Film erfolgreich machen.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte
Es ist alles zu sehr darauf ausgerichtet, allen Altergruppen ab 10 genügend zu bieten. Das schadet der Geschichte und der Glaubwürdigkeit der Charaktere. Angelina Jolie ist aber ein Grund, den Film anzusehen.

Und hier der Link zum Trailer von Maleficent

Nichts ist so spannend, wie darauf zu warten, dass in einem Godzilla-Film das erste Mal das Wort „Godzilla“ ausgesprochen wird – und zwar auf Japanisch: Gojirah [ɡoꜜdʑiɽa]. Es klingt nach ehrfürchtigem Erschauern.

Ein Monster mit Geschichte
1954 terrorisierte die urzeitliche Riesenechse erstmals Tokio. Der Film bildete das Trauma der von Atombombenabwürfe und Reaktorunfällen heimgesuchten Japaner ab. Es folgte eine ganze Serie trashiger Filme, in denen Godzilla gegen andere monströse Gegner kämpft: King Kong, Mechagodzilla, Gidorah, usw. Diese B-Movies fanden eine eingefleischte Fangemeinde. Roland Emmerich wagte sich 1998 an ein großes Remake – und den ersten amerikanischen Godzilla-Film. Groß war jedenfalls das Budget, der Film selbst war … von Roland Emmerich halt.

Überraschend und düster
Jetzt, 16 Jahre später, gibt es eine Neuauflage – wieder aus Amerika von Regisseur Gareth Edwards. Und ehrlich gesagt, ich muss mir noch Gedanken darüber machen, wie mir der Film letztlich gefallen hat. Ganz schlüssig bin ich mir nämlich noch nicht. Dabei hat dieser neue Godzilla wirklich viel zu bieten. Zum einen und am überraschendsten für mich: mehr als nur ein Monster. Es sind sogar drei. Ich dachte, das gibts nur in den Godzilla-Trash-Filmen. Dann bietet der Film auch noch wunderbar düstere Bilder. Über dem halb zerstörten San Francisco hängen dicke Schwaden aus Staub und Rauch. Diese geben oft nur Teile der Monster preis und lassen sie auch immer wieder wie aus dem Nichts auftauchen. Richtig beklemmend die Szene, als Soldaten über der dick mit gelben und grauen Rauch- und Staubwolken verhangenen Stadt aus dem Flugzeug abspringen – sozusagen ins völlig Unbekannte. Sie wissen nicht, was sie dort unten erwartet. Und zuletzt das, was nicht fehlen darf: Ein japanischer Wissenschaftler gibt dem Grauen einen Namen: „Gojira!“
Ehrfürchtiges Erschauern.
Foto 1
Der Film bezieht sich auch auf den Ur-Godzilla. Ganz interessant gemacht in richtigem Doku-Stil, mit Filmmaterial von Atombomben-Tests der 50er und 60er Jahre. Im Film wird übrigens erklärt, dass das gar keine Tests waren, sondern Versuche, Godzilla zu töten. Außerdem sieht der neue Godzilla nicht so sehr anders aus als die aufrecht stapfende Riesenechse aus dem allerersten Film von 1954, in der ein Mensch im Gummikostüm steckte. Ein bisschen plump und behäbig, nicht wie der wendige T-Rex, den uns Roland Emerich in seinem Film als Godzilla auftischte.

Menschen wie Ameisen
Eine stringente Geschichte über Menschen zu erzählen, ist allerdings keine Stärke des Films. Im Prolog verbindet der Film eine Katastrophe ganz gut, wenngleich etwas klischeehaft, mit menschlicher Tragödie (Joe Brody [Bryan Cranston], der Vater des späteren Haupthelden, verliert bei einem Reaktorunfall seine Frau [Juliette Binoche]). Den Rest der Laufzeit über gelingt ihm das nicht einmal mehr in Ansätzen. So viel Staunen die visuell beeindruckenden Szenen bewirken, so sehr wirken sie ungelenk aneinandergereiht. Das macht auch den Protagonisten des Films Ford Brody [Aaron Taylor-Johnson] kaum erwähnenswert. Ich kann nicht behaupten, dass ich mit Aufregung sein persönliches Schicksal verfolgt hätte. Der Soldat Ford Brody schlägt sich zwar den ganzen Film über durch, aber er war weder tapferer, mutiger oder klüger als die anderen. Um ihn herum sterben reihenweise die Menschen; sie werden zertrampelt, stürzen zu Tode etc. – wie Ameisen. Und es wird ganz klar: Die Menschen sind nur unbedeutende Kleinkreaturen, von denen die Monster nicht mal richtig Notiz nehmen. Außer in einer einzigen Szene am Schluss. Das war leider etwas inkonsequent, gehört aber wahrscheinlich als Spannungselement einfach dazu.

Freudige Erwartung vor dem Film. Ob er hält, was er verspricht?

Freudige Erwartung vor dem Film. Ob er hält, was er verspricht?

Zu Höherem bestimmt 
Godzilla erhält eine ganz interessante Rolle. Die Menschen bewarfen ihn 1954 mit Atombomben (für ein Millionen Jahre altes Wesen war das praktisch erst gestern). Das Monstrum trägt uns das aber nicht nach und rächt sich nicht. Seine Aufgabe ist es nämlich, so die Erkenntnis des japanischen Wissenschaftlers (Godjirah!), ein Gleichgewicht auf der Erde zu erhalten. – Gott? – Die Menschen sind ihm jedenfalls gleichgültig. Vielleicht rechtfertigt das die seltsame Distanz, die der Film seinen eigenen Protagonisten gegenüber hält.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Sterne
Großartige Bilder (natürlich in 3D) und die düstere Stimmung machen den Film schon sehenswert, das wäre mir 9 Punkte wert. Auf der menschlichen Ebene hält sich die Sogwirkung des Films allerdings in Grenzen. Das trübt das Filmerlebnis.

Hier der Langtrailer http://www.youtube.com/watch?v=Y9NAdVHXme8

Ich hätte ihn selbst fast versäumt, also Kurzentschlossene noch unbedingt ansehen oder einfach für einen DVD-Abend im Winter merken: „Now you see me“ – oder zu Deutsch „Die Unfassbaren“.

Normalerweise bin ich kein besonderer Fan sogenannter Heist Movies, also Filme über ausgeklügelte Geld- oder Juwelenraub–Coups. „Oceans 11“ fand ich zum Beispiel öde (und verwirrend!) und für „Oceans 12“ und seine Nachfolger wollte ich nicht mal den Fernseher einschalten.

Dieser Heist Movie hat aber etwas, auf das ich steh: Illusionisten. Ich hab da in den letzten Jahren so etwas wie ein Faible dafür entwickelt: „The Prestige“ (mit herrlichem Twist ins Surreale), „The Illusionist“ (der in der K+K Monarchie spielt) und zuletzt „The Incredible Burt Wonderstone“ (schon lange nicht mehr so über Jim Carrey gelacht).

„Now you see me“ führt dem Zuschauer gleich in der Anfangssequenz vor, wie wenig man sich der Faszination der Illusion entziehen kann – und sei es nur ein simpler Taschenspielertrick. Warum merkt sich das Kinopublikum genau dieselbe Karte wie die Person im Film? Es waren doch auch andere Karten deutlich zu sehen.

Vier Illusionisten, die jeder einzeln mehr oder weniger erfolgreich durch die Lande tingeln werden durch dieselbe seltsame Botschaft zusammengebracht und treten schon bald gemeinsam unter dem Namen „Die Vier Reiter“ auf. Während ihrer Shows schaffen die vier es scheinbar, die Saalteilnehmer bei geschickten Geldraub-Aktionen zu ihren Komplizen zu machen. Hinter dem Geld sind sie nicht her, denn das wird effektvoll im Publikum verteilt. FBI und Interpol sind den dreisten Zauber-Robin-Hoods auf den Fersen, doch die führen alle geschickt an der Nase herum – oder etwa nicht?

Es ist eine kurzweilige, wilde Reise in die Welt der Illusionisten und Meisterdiebe. Nicht immer logisch, aber darauf kommt’s nicht an; es ist einfach eine Hetz. Einige der im Laufe des Films vorgeführten Illusionen stammen zwar eher aus der Filmtrickkiste und wären als Bühnentricks wahrscheinlich nicht machbar (nix für ungut, Herr Copperfield, aber das kriegen Sie nie hin). Bei mir ist es so, dass mich das nicht weiter stört, solange ich mich gut unterhalten fühle. Und genau das hat der Film fast bis zum Schluss geschafft. Nur in den letzten Minuten kam bei mir das große „Moment mal! Das passt jetzt aber nicht zusammen“. Aber nicht jeder wird sich an dem Ende stoßen, das ich hier freilich nicht verrate.

Der Drehbuchautor und der Regisseur haben gegen kritische Stimmen gegen das Ende vorgebaut, denn mehr als einmal lassen sie die Illusionisten im Film erklären: Je näher man dran ist, desto leichter wird man getäuscht. Also ich bin mit dieser Erklärung zufrieden.

roberrrt 2

Now you see me…

roberrt 1

…now you don’t ;)