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Gestern hatte ich Besuch einer Hühnerhalterin, die sich wie ich auch erst im letzten Jahr Hühner zugelegt hat. Im Gespräch waren natürlich auch die Eier ein Thema, Sie fragte mich, ob meine Hühner im Moment auch so wenige Eier legen. Die Antwort war ein klares JA.Foto[1]

Drei Wochen ging das so und ich machte mir schon Sorgen, was denn los ist. Ich habe überlegt, was ich bei der Futterzusammenstellung verändert habe, habe kontrolliert, ob Schädlinge im Stall sind und habe sogar die Hühner abgetastet, aus Sorge, dass sie alle zusammen an Legenot leiden, auch wenn das noch so unwahrscheinlich ist. Nichts dergleichen. Was war sonst der Grund?

Die Antwort auf die Frage ergab sich dann von selbst. Wir standen neben einem Holunderstrauch, der gerade am abblühen war. Da fiel mir ein, dass ich im letzten Jahr eine Bauernregel gelesen hatte: Wenn der Holler blüht, legen die Hendln keine Eier.

Mir kam das komisch vor. Warum sollte das so sein, ist doch egal wenn der Holunder blüht. Das berührt doch meine Hühner nicht. Darum habe ich diese Bauernregel gleich wieder vergessen.Eier im Nest

Heuer bin ich also eines Besseren belehrt worden. Und wenn ich zurückrechne, war es wirklich so: Kaum fing der Holunder an zu blühen, hörten die Hühner auf, Eier zu legen. Ich hatte mir also umsonst den Kopf zerbrochen. Es ist einfach so. Und außerdem: Wenn man Hühner hält, weil man es gerne macht und nicht auf Leistung angewiesen ist, ist das auch OK.

Seit zwei Tagen, der Holunder ist verblüht, legen meine Hühner nun wieder Eier.

Ich würde sagen, das ist der Lauf der Natur, Hühner halten sich an den Holler und das ist auch gut so. Ab und an eine Pause einzulegen ist nicht nur gut für die Hühner, sondern auch für den Menschen, um neue Kraft und Energie zu tanken und dann wieder frisch an neue Projekte heranzugehen. Im Fall meiner Hühner ist das das Eierlegen.

Ich konnte die Zeit nutzen, um – wie sollte es anders sein – Holunderblütensaft zu machen. Schmeckt lecker und ich werde mich bei jedem Glas Saft daran erinnern, dass Hühner keine Eier legen, wenn der Holunder blüht.Holler

Für alle, die diesen leckeren Saft auch machen möchten:

30 Holunderblüten-Dolden

3 Liter Wasser

40 g Zitronensäure

Saft von 6 Zitronen

3 kg Zucker

Am bestenmittags Hollerblüten mit viel Blütenstaub pflücken. Keinesfalls waschen. Sollten kleine Tierchen drin sein, nur locker ausschütteln (keine Sorge, der Saft wird abgeseiht).

Blüten in einen Eimer einschichten und mit kaltem Wasser aufgießen. 24–36 Stunden zugedeckt kühl stehen lassen, ab und an umrühren.

Abseihen, die Zitronensäure, den geseihten Zitronensaft und den Zucker dazugeben und einmal kurz aufkochen und sofort in Flaschen füllen.

Robert Hörbst ist noch 34, arbeitet als Angestellter und hat vor einem Jahr die Leidenschaft fürs Huhn entdeckt.

Zartbitter: Wie bist du aufs Huhn gekommen?Foto[1]

Robert: Man hat mir vor einem Jahr Scheidungshühnerkinder angeboten. Zuerst war ich nicht begeistert, dann sah ich die Fotos. Sie waren einfach entzückend, silberschwarz gesäumt- Zwergwyandotten. Es war Liebe auf den ersten Blick.

Zartbitter: Hühner hält man ja nicht im Schlafzimmer, wo hast du sie untergebracht?

Robert: Ich habe einen Stall gekauft, das war ein Anfängerfehler. Sie hätten den Winter da drinnen nicht überlebt. Also habe ich dann einen Schuppen umgebaut. Hühner brüten ja, dann habe ich mir einen Hahn zugelegt, damit sich mehr rührt im Hühnerstall. Gerade habe ich den Stall ausgebaut.

Zartbitter: Hast du jetzt schon Nachwuchs?

Robert: Ja, und zwar 10 gesunde, bunte Küken, die zwei Wochen alt sind. Als zweite Rasse wollte ich dann Sulmtaler, eine der drei ältesten Hühnerrassen in Österreich. Die hat schon Napoleon geschätzt, allerdings als Brathendl.

Zartbitter: Was fasziniert dich am Huhn?hendl 1

Robert: Einfach alles! Die Art, die Schönheit, ihr Umgang mit dem Nachwuchs. Und, dass nach 21 Tagen aus einem Ei etwas so Flauschiges schlüpft. Eigentlich sind sie ja Nachfahren der Dinosaurier.

Zartbitter: Kannst du überhaupt noch ein Ei essen?

Robert: Klar und besonders die meiner Hühner. Ich weiß, was sie fressen. Das ist kein Vergleich zu gekauften Eiern.

Zartbitter: Sprichst du mit deinen Hühnern?

Robert: Ja. Am Abend frage ich nach, wie ihr Tag war, ich spreche mit der Glucke, wenn sie auf den Eiern sitzt. Ich lobe sie, wie toll sie das macht. Der halbstarke Nachwuchs wird allerdings manchmal geschimpft.

Zartbitter: Hast du als Hühnerfan einen besonderen Wunsch für die Zukunft?hendl2

Robert: Als Hühnerfan und Tierliebhaber möchte ich, dass alle Tiere endlich artgerecht gehalten werden. Man sollte bereit sein, mehr als 20 Cent für ein Ei zu bezahlen. Geht’s dem Huhn gut, ist es auch gut für den Menschen. Das sollten wir uns zu Herzen nehmen.

Zartbitter: Danke für das Gespräch und noch reichen Hühnersegen!