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Ich lese gerne Krimis und Thriller, grusle mich dabei und bin froh, dass es immer ein gutes Ende nimmt. Frank Schirrmachers neues Buch hat alle Qualitäten eines Krimis, allerdings schaut es noch nicht nach einem guten Ende aus. „EGO-Das Spiel des Lebens“ ist ein Sachbuch, das einem das wahre Gruseln lehrt. Schirrmacher, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen, zeichnet ein Bild unserer Gesellschaft, das sich nicht einmal Orwell in seinen kühnsten Träumen ausdenken hätte können. ego

Er schildert die Erfindung des modernen „Homo oeconomicus“. Begonnen hat alles zu Beginn des Kalten Krieges, als das amerikanische Militär mit Hilfe der Physik und Mathematik das Gleichgewicht des Schreckens herstellte. Zentral war in diesem Modell, dass der Mensch nur seinen eigenen Vorteil sucht, ein Gemisch aus Egoismus, Misstrauen und Angst. Das menschliche Verhalten wird in mathematische Modelle und Formeln gegossen. Und bald drang dieses Menschenbild, gesteuert vom Militär, dem Markt und Computern in die Zivilgesellschaft ein. Mit Ende des Kalten Krieges kommen die Mathematiker und Physiker an die Wallstreet und entwickeln ihre Modelle weiter. Und hier erst wird ein Monster erschaffen, das gefährlicher, weil unsichtbarer ist, als das von Frankenstein. Computer berechnen die Entwicklung des Marktes immer schneller und liefern dazu auch die Interpretation. Der Mensch handelt nicht mehr aus freien Stücken und eigenen Überlegungen, der Computer, also der Markt, zwingt ihm das Handeln auf. Ersichtlich ist das, wenn Banken damit drohen, dass ihr Untergang zum Untergang des gesamten Systems führt. So wie keiner im Gleichgewicht des Schreckens bis 1989 den Knopf für die Atombombe gedrückt hat (was positiv war), so riskiert keiner einen einzelnen Spieler des Finanzsystems untergehen zu lassen. „To big to fail“ nennt man diese Strategie. Wenn Angela Merkel von einer „marktkonformen“ Demokratie spricht, dann heißt es, alles soll den Marktgesetzen unterliegen, wirtschaftlich, politisch und sozial.

Was Schirrmacher in seinem Rundumschlag vergisst sind die vielen Menschen, die nicht gewillt sind, sich der Diktatur der Informationsökonomie und dem Monster des alles bestimmenden Marktes zu unterwerfen. Denn mit Occupy Wallstreet, alternativen Finanzierungsformen und dem Ruf nach einer nachhaltigen Gesellschaft gibt es eine Bewegung, die sich Gerechtigkeit, Fairness und Solidarität auf die Fahnen heftet. Kein Computer kann den freien und kritischen Geist berechnen, wie auch er selbst mit dem Schreiben dieses Buches bewiesen hat.

Frank Schirmmacher: „Ego- Das Spiel des Lebens“ –empfehlenswert!

http://www.perlentaucher.de/buch/frank-schirrmacher/ego.html

Kinder und Jugendliche haben es nicht einfach. Unsere Gesellschaft ist so reich an Konsumgütern wie noch nie. Aber laut dem Jahresbericht der Liga für Kinder- und Jugendgesundheit sind wir auch reich an Gewalt, Vernachlässigung und Suchtmittelabhängigkeit. Es ist bestürzend, dass 15-Jährige europäische Spitzenreiter bei Gewalterfahrung sind. Alkohol- und Nikotinkonsum pflegen etwa ein Drittel der Jugendlichen. Viele Mädchen nehmen regelmäßig Medikamente. Täglich viele Stunden vor Computer und Fernsehen sind Normalität.

http://www.kinderjugendgesundheit.at/

Was passiert in unserer Gesellschaft? Manche rufen nach mehr Kontrolle der jungen Menschen, wollen Drogentests. Manch ein Erwachsener empört sich über die komasaufende Jugend und nimmt dann einen kräftigen Schluck aus dem Weinglas. Die „G‘sunde Watschen“ erfreut sich auch noch großer Beliebtheit. Ich glaube die Jugend hält uns den Spiegel vor, was schiefläuft in unserem Zusammenleben. Wir Erwachsenen müssen uns an der Nase nehmen und uns fragen, was die Werte unserer Gesellschaft sein sollen. Was ich mir wünsche ist:hihi

  • weniger Egoismus und mehr Solidarität
  • weniger Gewalt und mehr Respekt
  • weniger Verbissenheit und mehr Fröhlichkeit
  • weniger Wegschauen und mehr Miteinander

 

Vielleicht klingt das etwas naiv. Aber ich bin überzeugt, dass wir die Probleme in unserer Gesellschaft nicht stellvertretend auf dem Rücken der Kinder und Jugendlichen austragen sollen. Wir sollen unsere Verantwortung als Erwachsene wahrnehmen und ein Stückchen dazu beitragen respektvoll miteinander umzugehen. Dann geht’s uns allen besser, den Kleinen und den Großen, den Jungen und den Alten.