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In den frühen 90er Jahren schrieb ich im Zuge meiner Gender-Forschungen das von der EU und dem ENWS (European Network on Women Studies) herausgegebene Forschungspaper unter oben angegebenem Titel, das sich mit der Geschlechterrolle im Römischen Recht befasste. Es ging darin um die Manus- Ehe (eine Eheform, die später fälschlich mit Ehegewalt gleichgesetzt wurde- daher E- man-zipation, die aber, wie es mir zu beweisen gelang, lediglich Güter-und Sakralgemeinschaft bedeutete), manus-freie Ehe und der ihr gemäßen Erbfolge, Erbfolge für Frauen im Laufe der Jahrhunderte, Eigenberechtigung sowie Verhältnis beider Geschlechter zu ihren Kindern.
Das Römische Recht laut Gaius, Institutiones (1. Jh. n.) besagt dass ungeborene Kinder Eigentum der Mutter, geborene jedoch Eigentum des Vaters sind.
Zum Glück hat sich die heutige Rechtssprechung dahingehend geändert dass es für Kinder kein Eigentumsrecht mehr gibt, dennoch gibt es das Sorgerecht. In den letzten Jahren hat sich hier einiges getan, es gründeten sich Vätervereine, die sich besonders für das gemeinsame Sorgerecht einsetzten. Sie beklagten, dass Müttern zu automatisch das Sorgerecht übertragen worden sei.
Ich möchte diesen Vätern ihre Sorge um das Kindeswohl nicht abstreiten und auch bemerken, dass es besonders in der jüngsten derzeitigen Vätergeneration mit der Versorgung der Jüngsten bereits wesentlich besser funktioniert als in meiner Generation, in der es unmöglich für Männer war, einen Kinderwagen zu schieben oder Schnuller einkaufen zu gehen. Als Mutter in der Öffentlichkeit zu stillen wäre einem Akt der Unzucht gleichgekommen. Das hieß, Frauen mit Babies waren auf Jahre dem Heim und Haushalt überantwortet und hatten, wenn es der verständnisvolle Mann ermöglichte, für ein paar Stunden die Möglichkeit dem Alltag zu entkommen.
Männer, die nicht an der Kinderpflege teilnehmen, wissen nicht, was es bedeutet, keinen Augenblick für sich zu sein, da man ein Kleinkind keinen Augenblick aus den Augen lassen kann, über Jahre in der Nacht aufgeweckt zu werden, zu beruhigen, zu trösten, zu lehren und zu erziehen. Das ist richtig Arbeit, 24 Stunden am Tag.
Frauen, die im Beruf stehen, haben große Probleme mit der Betreuung und besonders für den Fall, sollte ihr Kind krank werden- daran hat sich auch heute nichts geändert, denn der Pflegeurlaub besteht zwar ex lege, aber wird aus Angst vor Entlassung selten genützt. Wer passt auf? Die vorherige Frauengeneration ( Großmütter, so vorhanden ), Freundinnen, Schwestern, in den seltensten Fällen der Mann.
Woran mag es liegen? Sicherlich spielt die Angst vor Kündigung gerade in weniger privilegierten Schichten nach wie vor eine Rolle, es ist aber auch nach wie vor der Drang des Mannes sich mit Wichtigem zu beschäftigen. Wichtig ist Gelderwerb, Technik und Wissenschaft, Handwerk, Landbau etc. Die junge Generation wird nicht immer als so zukunftsweisend erachtet.
Viele Väter sind frustriert, wenn sich im Zuge einer Scheidung Kinder eher für ihre Mütter entscheiden und manche wollen dies ganz vehement beeinspruchen, ja sogar manche gewaltsam verhindern. Natürlich kann ein Mann mit einem Zehnjährigen bereits mehr anfangen, aber das Kind vergisst in der Regel die ersten Jahre nicht und nicht die immer für es bereitstehende Bezugsperson. Das weckt immer häufiger Aggressionen, wie besorgniserregende Fälle von jüngsten Gewalttaten an Frauen sogar auf offener Straße bezeugen. Hier wie in allen Fällen von häuslicher Gewalt müsste in der Rechtsprechung eine Strafverschärfung angedacht werden, sind sie doch Ausnutzen eines Nahverhältnisses.
Zur Kinderbetreuung zurück: Menschen sind Lebewesen, für die es Zeit braucht. Das höchste Geschenk, das man einem Menschen machen kann, ist Zeit. Das gilt für Erwachsene gleich wie für Kinder. Kinder spüren das besonders stark, sind sie doch emotional abhängig von ihren Eltern.
Der Trend zu Väterkarenz und Papamonat verläuft meiner Meinung nach in die richtige Richtung, da dies auch eine breitere Akzeptanz von der Versorgung des Wichtigsten, das ein Mensch haben kann, nämlich sein eigenes Kind gewährleistet. Vielleicht bewirkt es auch bei Männern ein Umdenken im Sinne von “ Ohne Fleiß kein Preis „. Oder zumindest ein Reflektieren dieser Tatsachen, dass man sich eben mehr hätte bemühen sollen und dass Gewalt gegen Kindesmütter nicht mehr aufkommt.
Zudem würde ich mir wünschen, dass es Elternkurse verpflichtend in Schulen gibt, die sich mit Kindererziehung aber auch gender diversity auseinandersetzen und den jungen Familien den Einstieg ins tägliche Leben erleichtern.
Ein Beitrag unserer Gastautorin Brita Pilshofer
Betrachtet man die Situation in der Politik von einem breiteren Blickwinkel, so ist zu sagen dass die Internationalisierung von der Bevölkerung nur zu einem geringen Prozentsatz mitgetragen wird. Gründe dafür sind sicherlich fehlende Bildung, Trägheit ( Bildung ist auch eine Holschuld ) und hetzende Parteien.
Die Menschen wehren sich hauptsächlich auch dagegen, fremde Sprachen zu lernen. Selbst Englisch wird bereits für viele zu einem großen Problem, was sich in Ablehnung von EU und EU- Gesetzgebung ausdrückt.
Ich bin der Meinung, dass in den Schulen eine Sprachenoffensive gestartet werden sollte statt der starren Ausrichtung auf Deutsch und nochmals Deutsch. Je mehr Fremdsprachen jemand kann, desto leichter lernt er eine weitere Sprache dazu. Mit der Sprache wird auch das Verständnis für Kulturen gefördert und auch ein großzügigerer Umgang mit Menschen, die nicht “ fehlerfrei “ sind bzw. sprechen.
Das „schwache“ Europaparlament
Es ist in der gesamten Zeit seit unserem EU- Beitritt verabsäumt worden, die EU für die Menschen greifbar zu machen. Wir sind mitten drinnen, aber jeder zeigt nach oben und sagt “ die EU „.
Die Wahlen zum Europaparlament werden nicht ernst genommen, die Abgeordneten sind meist nicht bekannt. Früher wurden hauptsächlich abgehalfterte Regional- und Nationalpolitiker “ nach Europa “ geschickt- das hat sich Gott sei Dank schon geändert.
Da jedoch das Europaparlament wesentlich weniger Befugnisse hat als notwendig wäre, hören wir hauptsächlich von einsamen Entscheidungen der Kommission und des Rates und fühlen uns manipuliert und mehr und mehr einer Wirtschaftslobby und Bankenlobby ausgesetzt.
In den Jahren meiner Tätigkeit in der I.L.O. ( International Labour Organisation ) habe ich bemerkt, dass es notwendiger denn je wird, soziale Maßnahmen umzusetzen und dem Neoliberalismus, der selbst derzeit noch in den Köpfen mancher führenden Politiker spukt, entgegenzuhalten.
Die Menschen spüren ihn in der verschärften Arbeitswelt täglich aufs Neue- wir dürfen nicht vergessen, es hängen Schicksale davon ab. Der Abgeordnete im Europäischen Parlament Hannes Swoboda spricht davon, es müsse eine Sozialunion geschaffen werden. Ich halte das für den richtigen Weg.
Gesetze verstehen?
Wir dürfen nicht vergessen, dass alle Entscheidungen, die auf europäischer Ebene getroffen werden, direkte Auswirkungen auf das österreichische Parlament haben. Gesetze müssen geändert oder nachjustiert werden. Es wird viel zu wenig darüber kommuniziert- auch weil die Parteien manchmal für sich in Anspruch nehmen wollen, was auf der Ebene darüber längst beschlossen ist.
Gesetze werden unlesbar, nur für Eingeweihte oft nachvollziehbar. Das schreckt den normalen Bürger ab, der manchmal nicht mehr weiß, ob er sich noch in deren Rahmen befindet. “ Leges breves sint ( Gesetze sollen kurz sein ) “ hieß es bereits bei den Römern, auf deren Recht das unsere in vielem noch basiert.
Wir nähern uns einem Juristenstaat, da diese noch für ihre Klienten Schlupflöcher finden und so oft nicht der beste Bürger, sondern der mit dem besten Rechtsanwalt zu seinem Recht kommt.
Wir brauchen die Jungen
Dies und die Erkenntnis, dass in EU- Kommission und -Rat nur die arrivierten Parteien vertreten sind, direkte Demokratie von oben her daher immer overruled werden kann, hindert vor allem junge Menschen daran, sich aktiv in die Politik einzubringen.
Abschließend wäre für eine in der Politik Erfahrene noch zu sagen: Es überschlagen sich heutzutage oft die Ereignisse, die Mechanismen sind aber die alten geblieben- das heißt, manche Gesetze sind bereits obsolet bevor sie zu greifen beginnen. Dies lässt die Politik oft machtlos gegenüber der Wirtschaft erscheinen, was das Vertrauen der Bürger in sie nicht gerade erhöht.
Daher wäre es Zeit, wieder näher an die Menschen zu gehen, intelligenten Konzepten den Vorrang vor alten Mechanismen zu geben, die Jugend einzubinden und nicht zu instrumentalisieren- kurz: neben dem Tagesgeschäft neue Methoden für neue Herausforderungen zu finden.
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