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Schon im Alter von vielleicht 11 oder 12 Jahren liebte ich Horrorfilme. Die gab es jeden Freitag um 22:00 Uhr auf FS2, so hieß damals der zweite Kanal des ORF. Auch wenn ich mich noch so sehr fürchtete – ich schaute jede Woche wieder, unter Aufsicht meiner Eltern. Falls der Horror zu schlimm wurde, wollten sie umschalten. Das mussten sie nie, denn die Filme damals waren harmlos. Meistens waren es alte Horrorfilme der britischen Hammer Studios mit Peter Cushing und Christopher Lee und viele Horror-Klassiker wie Frankenstein usw.

In den Nächten danach war ich dann doch ein bisschen ängstlich. Das beste Mittel gegen Angst: viiiel Licht. Und wo ein Raum nicht voll ausgeleuchtet war, trappste ich vom Schein der einen Lichtquelle in den Lichtkegel der nächsten – bis ich in meinem Bett ankam.

Dem Regisseur David F. Sandberg muss es als Kind wohl ähnlich ergangen sein. Vor drei Jahren reichte er bei einem Online-Bewerb dann den dreiminütigen Kurzfilm Lights Out ein. Licht einschalten, Licht ausschalten war in diesem Film ein Spiel mit der Angst. Lights Out war online ein großer Erfolg und wurde millionenfach angeklickt und zigtausendfach geteilt.

[Seht hier den Kurzfilm – oder scrollt runter und lest weiter]

Wenn das Licht aus ist, kommt die Angst. Viele kennen das. Kann man aus so einem Kurzfilm überhaupt einen Langfilm machen? Lights Out gelingt das ganz gut – sogar ohne die Story über Gebühr auszudehnen. So genügen Sandberg knackige 81 Minuten, ca. eine halbe Stunde weniger als heute ein durchschnittlicher Film dauert. Wer sich gerne erschrecken lässt, kommt jedenfalls auf seine Kosten. Natürlich könnte man sich auch den dreiminütigen Kurzfilm mehrmals hintereinander ansehen. Schließlich besteht der Horror immer darin, dass die unheimliche Gestalt bei Licht nicht zu sehen ist. Und jedes Mal, wenn das Licht ausknipst wird, nähert sie sich ganz bedrohlich.

Gibt es denn eine richtige Geschichte?

Erstaunlicherweise ist es gelungen, die recht simple Idee des Kurzfilms mit einer Geschichte auszuschmücken. Eine Familie wird von der unheimlichen Gestalt terrorisiert. Diese Gestalt hat eine starke Bindung zu der psychisch kranken Mutter des Jungen der Familie. Als seine große Schwester versucht, ihn von zu Hause und der Mutter fernzuhalten, gerät die gesamte Familie zunehmend in Gefahr.

Ich möchte hier nicht allzu viel hineininterpretieren. Eine Erklärung, dass die Ereignisse nur die Wahrnehmung einer psychotischen Person sind, wie z.B. in The Babadook, lässt sich bei Lights Out nicht gut ableiten. Nimmt man aber die Horrorszenen weg, dann bleibt noch immer die Geschichte einer Familie, die durch die psychische Störung der Mutter großen Belastungen ausgesetzt ist. Und genau diese Geschichte macht letztlich den Film interessanter als erwartet und auch die Charaktere lebensechter, als wir es von solchen Schockern gewöhnt sind.

Kein großer Film, aber mit Stärken

Ein Schwachpunkt des Films ist, dass die Fähigkeiten der Gestalt, die sich nur durch die Dunkelheit bewegt, nicht ganz konsequent durchdacht sind. Außerdem bemüht die Story recht überstrapazierte Horror-Klischees: Das Licht fängt zu flackern an, wenn die Gestalt in der Nähe ist. Manchmal fällt das Licht auch aus, wenn’s grade passt – mitunter sogar im ganzen Wohnviertel. Wie die Stromversorgung manipuliert wird, bleibt unerklärt. Mit ein bisschen mehr Mühe, hätte sich dieses recht abgenutzte Mittel vermeiden lassen.

Doch eines muss man dem Film zugute halten: Es gibt nicht ständig unnötige Jump Scares, also Schreckmomente, bei denen das Publikum vor Schreck fast aus den Sesseln springt. In den meisten Filmen stellt sich dann heraus, dass gar nichts Gruseliges passiert – da fliegt zB nur eine Taube laut flügelschlagend auf oder eine Katze springt von irgendwo kreischend ins Bild. Sehr lustig. Lights Out hingegen hat Jump Scares richtig eingesetzt: Wenn das Publikum hochschreckt, dann weil tatsächlich etwas Gruseliges passiert.

Alles in Allem

Lights Out ist äußerst unterhaltsamer Film und guter Horror. Der Beweis dafür: Das Kinopublikum wirkte durchwegs gespannt – entsprechend still war es im Saal. Einen Comic Relief-Moment bietet der Film nur ein einziges Mal. Nach über einer Stunde Nägelkauen kam es gerade recht, dass die junge Frau neben mir für einen zweiten Comic-Relief-Moment sorgte – ganz einfach, indem sie laut nieste. „Gesundheit“ tönte es aus allen Ecken des recht gut besuchten Saals. Nach etwas Lachen fühlten sich alle erleichtert – aber nur für kurze Zeit.

Meine Bewertung bei IMDB: 7 Punkte
Tolles Horror-Sommerkino, das menschliche Urängste trifft. Ohne große Ansprüche, aber wirksam. Denn: Nichts ist so gruselig, wie die Dunkelheit.