„Wer regiert die Welt?“ – die Faulen, Ängstlichen und Habgierigen?

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Diese Frage versucht der Historiker Ian Morris in seinem Werk mit dem Untertitel „Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden“ zu beantworten.

Wer auch immer meint, dass Geschichte langweilig sei und nur aus Zahlen bestünde, der wird in diesem Buch eines Besseren belehrt.  Morris ist nicht nur Historiker sondern auch Archäologe und sein Zugang umfasst mehr als 10.000 Jahre Geschichte. Die Entwicklung von Gesellschaften wird unter anderem von Faulheit, Angst und Habgier mitbestimmt, so Morris. Bestimmend für die Entwicklung ist aber auch die Geographie und somit die klimatischen Bedingungen. Tiere, die sich als Haustiere eignen und somit die Sesshaftwerdung des Menschen ermöglichen, finden sich nicht überall. Eine Giraffe oder  Löwen als Haustiere  im Vorgarten zu haben, ist wohl eher unwahrscheinlich. Die Gegend um Euphrat und Tigris, Wiege auch unserer Zivilisation, hatte eine Fauna und auch Flora, die den Menschen das Sesshaftwerden erleichterte. Morris Analyse geht bis ins 21. Jahrhundert. Er schafft es Denkweisen und Kulturen aus anderen Winkeln zu beleuchten und uns vor Augen zu führen wie relativ fragil die Macht einer Kultur zu jeder Zeit sein kann. „Wer regiert die Welt“ macht Geschichte erfahrbar und spannender als jeden Krimi. Eigentlich ein Muss für jeden Geschichteunterricht.

Göbekli TepeIm Sommer erlebte ich Geschichte hautnah. Ich besuchte Göbekli Tepe In der Nähe von Urfa in der Südosttürkei. Dort fand man die bis dato älteste Tempelanlage der Welt- 12.000 Jahre alt! Dort zu stehen, wo schon vor Urzeiten Menschen tonnenschwere Steine des Glaubens wegen auf einen Berg schleppten, war ein besonderes Gefühl.  Die Reliefs auf den Steinen stellen Tiere und Wesen dar, unheimlich und schön zugleich. Mit welchen Wünschen und Hoffnungen die Menschen damals wohl dort hingekommen sind? Der deutsche Archäologe Klaus Schmidt, Ausgrabungsleiter in Göbekli Tepe, vertritt die gewagt aber diskussionswürdige These: „Zuerst kam der Tempel und dann die Stadt“. Das würde eine ganz neue Sicht auf die Entwicklung des Menschen werfen.