Quoten. Quoten? Quoten!
von Alexandra Schmidt
Quoten gibt es. Die „Staatsquote“ ist der staatliche Anteil an der wirtschaftlichen Gesamtleistung. Die „Behinderteneinstellungsquote“ ist jene Zahl an Menschen mit Behinderung, die Unternehmen beschäftigen müssen – sonst zahlen sie (wenig, aber das ist eine andere Geschichte). Die „Fangquote“ begrenzt nach oben: mehr als soundsoviel Tonnen Thunfisch dürfen nicht rausgeholt werden. In Österreich dürfen Bauern nicht mehr als soundsoviel Kilo Milch liefern. (Und die restliche? Strafzahlung natürlich.) Die „Arbeitslosenquote“ ist in Salzburg 5,1 Prozent – die niedrigste in Österreich. Die „Asylquote“ ist eine traurige Quote – na ja, Salzburg erfüllt ihre jetzt immerhin.
Manche Quoten wären gut: Beispiel Führungskräfte. Weil Männer als Väter benachteiligt sind: obwohl sie mächtig sind und super Kinder zeugen, sehen sie die Kinder nie. Sie können zwar 150 Leute auf einmal feuern, trauen sich aber ihr Recht auf Karenz nicht einzufordern. Im Gegenteil – kaum Vater, arbeiten sie mehr. Hier wäre eine Jahres-Stunden-Quote mit einer Obergrenze gut.
Oder Quoten in Aufsichtsräten (das sind Führungs- und Kontrollgremien in bestimmten Unternehmen – begehrte Ehrenämter mit einem Mordsnutzen: Insiderwissen, Netzwerke, alles). Dort gibt´s ein Elitenproblem: Bereits mächtige Leute holen Ihresgleichen nach. Hand aufs Herz, wer von uns sucht sich nicht wen Ähnlichen? Sprache, Bildung, Interessen – oder Humor: Was wäre eine Sitzung ohne ***feindliche Witze? Eben. (Kennen Sie den: „Treffen sich zwei Personalchefs…“ egal.) ABER gleichförmige Teams sind langsamer, ihre Lösungen sind wenig innovativ. Quoten fördern hier Erfolg und helfen Fehler vermeiden. Welche Quoten? Na jung/alt/mit Behinderung/Migrationshintergrund/ anderer Muttersprache/ aus der Wirtschaft/Wissenschaft/Praxis/Kundschaft/Mann/Frau/Transident/Intersex….. so viel Mischung wie möglich und gut für das Ziel.
ABER die Qualifikation – ich hör schon alle Unken rufen: „Wir finden keine guten Leute, die auch noch x/y/z sind!“. Ein Beispiel: viele Männer können das 10-Finger-System auf der Tastatur nicht und taugen nicht als Assistent der Geschäftsleitung – sie können bei Verhandlungen nicht gut mitschreiben oder schnell ein Protokoll liefern. Eine Professorin auf der Uni hat mal zu so einem langsamen Kollegen gesagt: „Wenn Sie nicht schnell tippen können, brauchen Sie auch keinen schnellen PC.“ Hat was Wahres. Dass nämlich Qualifikation Voraussetzung ist – egal für welche Quote. Ein Thunfisch muss auch ein Thunfisch sein, damit er in die Fangquote fällt. (Gut, über die Delfine muss man reden, aber das ist auch eine andere Geschichte.) Menschen können dazulernen.
Quoten haben die Nebenwirkung, dass jemand ohne die gewünschte leer ausgeht. Ein Fischer kann nicht rausfahren. Man bekommt einen politischen Posten nicht, weil der Wirtschaftsbund/ein anderes Bundesland/eine Frau dran ist. In Konzernen geht’s bei Besetzungen oft um Interessen, die man selber – trotz aller blendenden Eigenschaften – gerade nicht erfüllt. Dann ist die Quote lehrreich: man muss auch verlieren können.
Quoten sorgen für Vielfalt und Gerechtigkeit, für optimale Ressourcennutzung, oder -schonung. Sie verhindern Einseitigkeit, Eintönigkeit und dass wir betriebsblind werden. Sie zeigen uns, wo wir stehen, sie fördern die Konkurrenz. Und Konkurrenz belebt die Sinne.
Also falls mal wer eine „Quotenfrau“ braucht, hier bin ich.
Eure Xela