Von sturen Hunden, Rollifahrern und inakzeptablen Begrüßungen

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leserbriefIch habe jetzt einige Zeit mit mir gerungen. Soll ich oder soll ich nicht? Da hat ein Herr einen Leserbrief geschrieben, in dem er mir und dem Kollegen Landesrat Schellhorn vorwirft bei einer großen Tagung nicht sehr respektvoll bei Grußworten gewesen zu sein. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere zartbitter-Leser noch an meine Geschichte von Martin dem Künstler, den ich bei dieser Tagung kennenlernen durfte. Es ging um Menschen mit Behinderung bei dieser Tagung. Um Menschen, die das Down Syndrom haben. Und ich durfte die Begrüßungsworte für die Stadt Salzburg sprechen.

Nun wirft mir besagter Herr in seinem Leserbrief zwei Dinge vor:

Ich habe gesagt, dass ich bevor ich politisch für Menschen mit Behinderung ressortverantwortlich war, nicht viel über Menschen mit Behinderung gewusst habe.

Das ist auch vollkommen richtig. Ich habe kein Problem damit zuzugeben, dass ich keine Expertin war und bin. Wenn das von mir als Politikerin verlangt wird, müsste ich die nächsten Jahrzehnte mit Studieren zubringen bei meinen vielfältigen Ressorts:

Pflege, Medizin, Reinigungsfachkraft, Architektur, Sozialarbeit, Köchin, Sachverständige für barrierefreies Bauen, Kindergartenpädagogin, Genderstudium, Integrationsstudium, Ernährungsexpertin,  Sozialpädagogin, Juristerei, Baumeisterin, Ergotherapeutin, Verwaltungsfachkraft, Hausmeisterin, HCCP-Expertin, Feuerwehrfrau, Palliativexpertin und noch so einiges und natürlich Expertin für Menschen mit Behinderung.

leserbrief2Aber was ich mir von niemandem absprechen lasse, ist mein großes Interesse an allen Bereichen meiner politischen Tätigkeit. Und meinen Respekt vor den Menschen. Und da komme ich zum Zweiten:

Ich habe gesagt, dass ein Mensch im Rolli ebenso ein sturer Hund sein kann, wie ein Mensch mit oder ohne Down Syndrom.

Vielleicht mag das mancher als respektlos empfinden. Was ich in den letzten eineinhalb Jahren von Menschen mit Behinderung gelernt habe ist, dass sie nicht in Watte gepackt werden wollen. Die, mit denen ich zu tun habe in der Arbeit, aber auch privat, diese Menschen wollen ganz normal behandelt werden. Sie sagen selbst, dass auch ein Mensch mit Behinderung, genauso gute wie schwierigere Charaktereigenschaften haben kann, also auch ein sturer Hund sein können. Warum bei der Begrüßung dies zu sagen inakzeptabel sein soll weiß ich nicht. Sollte sich jemand verletzt gefühlt haben, so tut es mir leid. Alle anderen, die sich bei mir bei der Tagung für die offenen und „normalen“ Worte bedankt haben, haben das anders gesehen. Und was das Wort Rolli betrifft, so sagen das viele Rollstuhlfahrer selbst und wenn ich in ihrer Gegenwart das Wort benutzt habe, wurde ich noch nie gerügt.

Ach übrigens, was die Wortwahl im Leserbrief betrifft:

Der Herr, der den Leserbrief geschrieben hat, benutzt in eben demselben zwei Ausdrücke, die ich niemals benützen würde, weil das in der Szene absolute No-Gos sind:

Taub! Taub sagt man schon lange nicht mehr, es heißt gehörlos!

Menschen mit besonderen Bedürfnissen! Alle Menschen haben besondere Bedürfnisse und Menschen mit Behinderung haben keine besonderen Bedürfnisse, sondern einfach Bedürfnisse, wie alle anderen auch!

Übrigens habe ich vor zwei Tagen mit dem Kollegen Landesrat Schellhorn über den Leserbrief gesprochen, er hat’s genau so wenig respektlos und inakzeptabel gesehen.

Und natürlich interessiert mich die Meinung der geschätzten Leserschaft! Kommentare erwünscht!!!!

Und hier geht’s zu meinem Artikel über Martin Koch, den Künstler:

http://zartbitter.co.at/gesellschaftspolitik/vorgestellt-martin-koch-und-seine-bilder/