Ob Ehrenmord oder Familientragödie: Stumme Zeuginnen

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Da stehen in der Wolf Dietrich Halle im Schloss Mirabell lauter Frauenfiguren. Blutrot. Neugierde. Man tritt näher an eine Figur heran, denn auf ihrer Brust steht etwas geschrieben: Maria T., 56 Jahre, 2 erwachsene Kinder (1 Sohn  und 1 Tochter). Maria T. wurde 2008 von ihrem Lebensgefährten erstochen.

Auf den anderen Figuren ähnliche Geschichten mit dem gleichen Ende:


Am Schluss ist die Frau immer tot. Von Anna über Maria bis zu Zahide. Sie sind alle tot. Alle Geschichten stehen in irgendeinem Medium, einer Zeitung, man hört davon im Radio. Die Frauen mit den österreichischen Namen sind oft Opfer einer Familientragödie. Die Frauen mit den ausländischen  Namen erliegen meist einem Ehrenmord. So steht es in den Medien, so wird es diskutiert.

Ich unterscheide nicht. Alle Frauen sind tot, getötet von ihren Ehemännern, Lebensgefährten, Geliebten und Brüdern. Sie sind Opfer von Gewalt. Und diese Gewalt hat für mich nur ein Mascherl: Sie ist erbärmlich, sie ist feige, sie tötet Frauen.

Die Frauenfiguren sind Teil der Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“, die jährlich von 25. November bis 10. Dezember in vielen Ländern Aufmerksamkeit erregt. Die Figuren erzählen kurze wahre Geschichten über Frauen in Österreich, die erstochen, erschlagen, erschossen oder erwürgt wurden. Alle tot. Eine stumme Mahnung nicht leise zu bleiben und Gewalt an Frauen zu bekämpfen, nicht wegzuschauen, wenn man davon erfährt. Und wenn man selbst betroffen ist Hilfe in Anspruch zu nehmen, sich nicht zu scheuen, jemanden von der Gewalt zu erzählen. Die Polizei einzuschalten und mit Hilfe einer Beratungseinrichtung ein gewaltfreies Leben zu beginnen.

Die Ausstellung ist noch bis 16. Dezember zu sehen.

Titelbild: Stadt Salzburg/Killer