Binnen- I und gegenderte Titel- Bringen sie mehr Lohn?
Christine Nöstlinger hat zum 80er ein Interview in der Wiener Zeitung gegeben, in dem sie bekennt: Ich hasse das Binnen-I!
Sie bleibt damit nicht unkritisiert. Was sollen Binnen-I und gegenderte akademische Titel bewirken? Sie sollen ein Bewusstsein in der Bevölkerung für den weiblichen Anteil hervorrufen. Sie sollen sichtbar werden, die Frauen.
Meine Erfahrung ist sehr häufig dass gerade Frauen besonders die Titel der Männer, und seien es nicht einmal akademische, hofieren und bei den Titeln von Frauen große Schwierigkeiten haben. Ist dies nun fehlende Information? Oder die Abneigung gegen Titel? Warum dann bei den Männern?
In Österreich sind Titel seit jeher ein Statussymbol. Wie viele Präsidenten, Vorsitzende, Bezirks- und sonstige Räte es gibt, ist nicht zählbar. Männer legen großen Wert darauf und haben auch generell kein Problem damit, Frauen mit akademischen Titeln anzureden. Ja, sie gendern sie sogar.
Mehr Lohn durch das Binnen-I ?
Vor vielen Jahren auf einer Konferenz in Brüssel sagten mir schon die Frauen Südamerikas, sie würden die gegenderten Formen nicht verwenden, obwohl es sie auf Portugiesisch und Spanisch per se gibt. Das bedeute Prestigeverlust und sogar Verdienstentgang. Ich konnte mich davon später selbst überzeugen und in Brasilien wird selbst die weibliche Form obrigada für ein einfaches Wort wie “ danke“ durch das männliche obrigado ersetzt, weil es mehr Gewicht für die Sprecherin bedeutet.
Nun, was sollen wir tun? Ich denke, wir haben die gegenderten Formen nun einmal eingeführt- sie haben nichts daran geändert, dass Frauen in Aufsichtsräten so gut wie gar nicht vertreten sind, dass Führungspositionen oft durch minderqualifizierte Männer besetzt sind, dass equal pay for equal work noch immer nicht erreicht ist, obwohl wir 1987 bereits equal pay for work of equal value forderten- nun sollen sie ruhig eine Bewusstseinsveränderung bewirken. Vor allem bei Frauen, die sich einerseits nicht schämen sollen, sich mit ihren Leistungen vorzustellen ( diese Scham nennt man impostor syndrome), andererseits ihre Artgenossinnen mit dem gleichen Respekt behandeln sollten wie die Männer auch. Wenn die Arzt- oder Industriellengattin ohne Abschluss noch immer mehr zählt als die alleinerziehende eigenständige Akademikerin, fehlt es an weiblichem Umdenken noch weit.