Mein Afrika
von Gertrud Mavrakis
Es ist März. Spätsommer in Südafrika. Es ist heiß, etwas schwül. Ich liege in der Hängematte mitten im Busch. Es liegt der Duft der Wildnis in der Luft, der Duft der Tiere die im dichten Buschwerk um mich sind, manchmal das Knacken eines Astes oder Laute hören lassen.
Die Stimmen der vielen bunten Vögel dringen zu mir, manche lassen sich auch sehen. Besonders mag ich den Grauen Lärmvogel, auch „Go-away-bird“ genannt, da er die Tierwelt warnt mit seinem Ruf oder den prächtigen Glanzhaubenturako, der so unendlich scheu ist und nur sehr zögernd den kleinen Teich aufsucht um zu trinken. Unzählige Vögel bevölkern die Gegend und zwitschern bunt durcheinander.
Ich sehe durch die Büsche zum Himmel. Dort oben ziehen lange Reihen Marabus in Richtung Nationalpark. Dort gibt es viel Futter jetzt, für Aasfresser. Es hat 2 Jahre fast nicht geregnet und für Pflanzenfresser ist eine schlimme Zeit. Ich bin ein ganz kleines Stäubchen inmitten dieser allmächtigen Natur, ganz klein, vollkommen unwichtig. Um mich sind unzählige Spezies, die mich jederzeit töten könnten, auch wenn ich sie nicht sehe. Es leben Leoparden hier, Hyänen, aber sie jagen nachts. Die schwarze Mamba, der Felsenpython, die Speikobra, sie alle sind scheu und wollen nicht gestört werden.
Da gibt es Skorpione, Vogelspinnen, giftige Tausendfüßler, aber wenn ich achtsam bin, werden sie mir nicht zu nahe kommen. Ich darf mich als Teil eines großen Ganzen fühlen, gleichwertig mit dem Käfer am Baum und dem riesigen bunten Schmetterling der vor meiner Nase tanzt, frei und voll Lebensfreude. Das ist es, was mich diesen Ort so lieben lässt.
Meine Hängematte hängt im Busch, dort steht aber auch ein Haus.
Kudu Ridge, das wunderbare Plätzchen mitten im Marloth Park, wenige Meter entfernt vom Crocodile River, der uns vom Krüger Nationalpark trennt. Von dort hören wir die Flusspferde und Elefanten, nachts die Löwen. Eine martialische und doch wunderbare, ergreifende Geräuschkulisse
Tiere besuchen uns auf der Terrasse – Zebras, Kudus, Zebramangusten, Warzenschweine, Giraffen,… sie sehen uns an, ziehen weiter, ganz entspannt, friedlich.
Das ist mein Afrika.