Interessantes zum Thema Spiritualität

Folgt man der Logik des freien Marktes, so müsste man jetzt, wo mehr Menschen aus der Kirche austreten, wieder eintreten. Es ist ein günstiger Zeitpunkt. Also worauf warten?

Klar ist, dass auf dem religiösen und spirituellen Marktsegment, die Kirche ein Anbieter unter vielen geworden ist. Es ist schon lange nicht mehr selbstverständlich, dass ich einer Religionsgemeinschaft angehöre. Mehr Bekenntnis ist gefragt. Die bewusste Entscheidung für den Glauben wird zentral. Das Kriterium – besonders für junge Menschen – ist ein pragmatisches: Was bringt mir die Kirche? Was bietet sie mir? Ich kann ja auch später wieder eintreten.

Taizé Kreuz der ökumenischen Jugendbewegung

Taizé Kreuz der ökumenischen Jugendbewegung

Für mich stellt sich die Frage nicht. Ich habe einfach sehr viel Positives in dieser Kirche erlebt. Ich habe von Medjugorje, über Assisi bis Taizé fast alles „ausprobiert“. Mir entsprechen eher die offenen Formen von Spiritualität. Ich bin weiter auf einem suchenden Weg. Das ist in der katholischen Kirche möglich, weil es ein breites Spektrum an religiösen Angeboten gibt. Manchmal ist es einfach ein stilles Gebet in einer mystischen Kirche, das mich tief berührt.

Ich spüre, dass Gott mit dieser Kirche auf dem Weg ist. Das erfahre ich täglich mit Menschen, mit denen ich arbeite und lebe. Denn eines ist für mich klar: Ohne unsere Kirchen – das sehe ich bewusst ökumenisch – wäre unsere Gesellschaft spirituell, gesellschaftspolitisch, sozial und kulturell um vieles ärmer.

 

Das Jahr 2013 ist vorüber. Haben Sie dabei Ihr Soll erfüllt? Es hätte schon ein bisserl mehr sein können, oder? Da wäre doch noch etwas drinnen gewesen: Mehr Geld, mehr Erlebnis, mehr Erfolg. Ich hätte aus dem vergangenen Jahr mit mehr Disziplin, Kontrolle und einer effizienteren Handlungsweise noch mehr herausholen können.

Es ist unbestritten: Wir werden angetrieben von großen Zielen, hohen Erwartungen und dem „ständigen Sollen“. Das lässt uns schwer zur Ruhe kommen. Gedanklich sind wir in der Zukunft, nicht im Jetzt. Zwischendurch grübeln wir noch über Vergangenes nach. Das ist ärgerlich.

Stoamandl in Kroatien; Foto: Angelika Bamer-Ebner

Stoamandl in Kroatien; Foto: Angelika Bamer-Ebner

Unsere Vorsätze zum neuen Jahr schaffen neue Erwartungen und verführen uns noch mehr in das Sollen. Im Grunde also weg von uns oder mir selbst. Eigentlich wollte ich mir für das Jahr 2014 keine „guten Vorsätze“ machen, aber ich habe mir nun doch etwas vorgenommen. Wieder etwas ziemlich Schwieriges: Ich möchte einfach nur SEIN. Mich weniger fremd bestimmen lassen. Da sein und hören was ich (Körper, Seele, Geist) und meine Mitwelt (Mitmenschen, Umwelt) gerade brauchen. Nicht getrieben werden von der äußerlichen Anerkennung, sondern handeln aus dem innersten Wesen heraus. Meiner Berufung nachspüren und ihr folgen. Mich leiten lassen von der Liebe. Das fühlt sich echt gut an, schon jetzt.

 

In diesen Stunden wird der neue Erzbischof von Salzburg ernannt. Jetzt geht es schnell, denn das

Wappen der Erzdiözese Salzburg

Wappen der Erzdiözese Salzburg

Salzburger Domkapitel ist an einer zügigen Wahl interessiert. Das ist für mich sehr spannend, denn die Zukunft einer nicht nur historisch gesehen wichtigen Erzdiözese liegt in seinen Händen.

Viel wurde spekuliert über den zukünftigen Erzbischof. Morgen werden die Spekulationen endlich ein Ende haben. Als einfaches Kirchenmitglied, dem die Kirche am Herzen liegt, hätte ich da aber schon ein paar Anregungen, die mir wichtig erscheinen.

1.) Ich wünsche mir, dass er authentisch ist und sich nicht hinter dem Amt und der Rolle versteckt. Wir möchten in der Kirche Offenheit und Transparenz.

2.) Ich wünsche mir offene Ohren für die Lebensfragen der Menschen. Dazu ist ein offensiv kommunikativer Stil wichtig. Darüber hinaus gibt es ja die Möglichkeit, demokratische Strukturen (synodale) mehr zu nützen. Dann sollen aber auch Entscheidungen fallen, die gemeinsam durchgetragen werden. Zu oft sind richtungsweisende Entscheidungen in den Schubladen gelandet.

3.) In der Frauenfrage sind entscheidende Schritte zu setzten. Denn es ist kein Geheimnis, dass die Kirche von Frauen getragen ist. Das spiegelt sich jedoch nicht in der Leitungsstrukur wider. Die Diakonatsweihe ist für Frauen zugänglich zu machen. Gerade beim Diakonat – dem klassischen sozialen Amt der Kirche – ist die Kluft am größten. Das kann offiziell zwar ein Bischof nicht alleine durchsetzen. Aber es hilft nicht weiter, generell in strittigen Fragen sich auf die „Weltkirche“ hinausauszureden. Langfristiges Ziel kann es da nur sein, dass auch einmal eine Frau zur Wahl des Bischofsamtes steht. Das ist nicht so schwer, mir fielen da jetzt schon geeignete Frauen ein.

4.) Der Weg der Ökumene (das bedeutet: ein Haus) innerkirchlich, interkonfessionell und interreligiös ist ein wichtiges Zeichen für die Glaubwürdigkeit einer Religion. Letztendlich sind ja die unterschiedlichen Gruppierungen, Konfessionen und Religionen mögliche Antworten auf die grundsätzlichen Lebensfragen der Menschen. Global gesehen leben wir ja auch unter einem Dach im selben Haus.

5.) Da scheint es mir wichtig, die Vision der schon einmal stärkeren ökumenischen Bewegung noch einmal ganz deutlich hervorzuheben: „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ sind nach wie vor die großen regionalen, aber auch weltweiten Herausforderungen. Im starken Miteinander können wir so wirklich Akzente setzen gegen eine Kultur die nur auf den eigenen Gewinn schaut, aber den selbst produzierten Kollateralschäden hilflos gegenübersteht.

6.) Die Sprache, die der neue Bischof spricht, wird lebensnah sein. Freude, Trauer, Hoffnung der Menschen haben hier ihren festen Ort. Das ist nichts Ungewöhnliches, denn die Begründung dessen liegt in dem christlichen Gott, der selbst Mensch geworden ist. Das ist doch unglaublich! – Ich glaube daran. Und das gibt mir sehr viel Mut und Power.

7.) Ich lebe ja gerne in der Kirche, feiere mit ihr die Feste und arbeite auch in ihr mit Freude. Diese Freude habe ich auch in den letzten Jahren mit Erzbischof Dr. Alois Kothgasser erleben dürfen. Vieles der gerade angeführten Punkte hat er für mich verkörpert. Er war vor allem auf einen Ausgleich der Kräfte bemüht. Das ist eine große Kunst. Er hat mir auch in schwierigen Zeiten Hoffnung gegeben, weiter in dieser Kirche zu arbeiten und zu leben. Dafür bin ich sehr dankbar.

Ps: Das ist eine subjektive Sichtweise. Das kann natürlich ergänzt werden. Ich freue mich über viele Kommentare!

Man muss ja nicht unbedingt zu Allerheiligen nach Zagreb fahren. Dann wäre auch die Überschrift eine andere. So aber landen wir am Donnerstag vor Allerheiligen nach einer erträglichen Übernachtfahrt am Zagreber Hauptbahnhof, purzeln samt Gepäck aus dem Wagon und stehen vor einer hellerleuchteten Kapelle. Für Pilger und sonstige Reisende. stt

Das setzt sich fort am Bahnhofsvorplatz mit Standeln voller Kerzen und Chrysanthemen und Menschen, die das kaufen. Nach dem Einchecken im Hotel führt der erste Weg zum Dom, dort zünden wir ein Kerzerl an, schaden kann das nicht. Zagreb ist eine freundliche und bunte Stadt mit besonders vielen Schuhgeschäften und Kaffeehäusern an jeder Ecke. und ganz vielen Wegweisern zu Museen, darunter die üblichen zu Kunst, Natur und Heimat. Ein Museum weckt unser Interesse: Museum of Broken Relationships. Wir diskutieren, was das wohl sein könnte. Kriegsgeschichte, Konflikte, zerbrochene internationale politische Beziehungen. Nichts davon, wir überzeugen uns vor Ort, dass es schlicht um zerbrochene Lieben in aller Welt geht, symbolisiert durch Äxte, Strumpfbänder und Frisbeescheiben. stto

Soviel Trennungsschmerz verlangt nach einem starken Kaffee. Auf dem Weg entdecken wir einen der wichtigsten religiösen Orte Zagrebs- das Steinerne Tor. Dort verspricht die Muttergottes, flankiert vom Heiligen Antonius und unzähligen Votivtafeln, den Gläubigen Hilfe und Rat in schwierigen Lebenslagen. Die Gegenleistung scheinen Kerzen zu sein. Manche Gläubige kaufen sie im Zehnerpack, stecken sie in große metallene Behälter voller Sand. Eine Frau ist damit beschäftigt abgebrannte zerflossene Kerzen wieder rauszuschaben, um schnell Platz für neue zu machen. Trotzdem ein sehr mystischer Ort. unbek

Der nächste Tag ist Allerheiligen, also Pflicht auf den Friedhof zu gehen. Am Vormittag drehen wir noch eine Runde im Zentrum, sehen eine fast einen halben Kilometer lange Schlange Menschen anstehen, vollbepackt mit Kerzen und Kränzen. Geduldig warten sie auf die Busse, die sie im Minutentakt zum Friedhof bringen. Wir beschließen zu Fuß zu gehen. Schon aus der Ferne sehen wir die Kuppeln des Friedhofeingangs, oben auf dem Hügel. Mit vielen anderen, Jungen und Alten, Großfamilien und frisch Verliebten, erklimmen wir den Aufstieg zum Friedhof Mirogoj. Dort erwartet uns ein Durcheinander von Menschen, Kerzen, Blumen und Maroni- und Popcornverkaufsständen. Keine getragene andächtige Atmosphäre, im Gegenteil ein bisschen Jahrmarkt und viel Familien- und Freundestreffen. Die Friedhofsbesucher tragen angemessene Kleidung, dem Anlass entsprechend, aber nicht übertrieben herausgeputzt.

Drinnen schieben wir uns an dem Riesengrab von Franjo Tudjman vorbei, gerade bauen Fernsehleute die Kamerastative und Mikrofongalgen ab und tragen sie zu den bereitstehenden Übertragungswägen nationaler Sender. Gegenüber gelangen wir zu einem großen liegenden Kieskreuz auf dem unzählige Grablichter in allen Formen und Farben stehen. Hier denken die Menschen an alle Toten, Bekannte und Unbekannte. Der Friedhof bietet ganz ganz viel Platz, abertausende Gräber, in denen schon Generationen einer Familie liegen. Manche auch religiös gemischt, Muslim und Christin beieinander. Manche Grabstätten sind leer und warten auf eine neue Familie. Hier stehen naturgemäß keine Kerzen. Auf allen anderen Gräbern finden sich Blumen, Kränze, Kastanienkreuze und Kerzen in allen Formen und Farben. Manche in Herzform, als Engel oder Säule. Viele blaue, rote und weiße Grablichter sind in der Abfolge der kroatischen Flagge angeordnet. graeberBis zu 27 Lichter zählen wir auf einem Grab, große Trauer, Ehrfurcht oder Must have? Auf manchen Gräbern sitzen die Menschen auf einen Schwatz zusammen, ein Maronisackerl in der einen und eine Zigarette in der anderen Hand. Dazwischen nimmt die Nase ganz leicht den Geruch von geschmolzenem Grabkerzenplastik wahr. Das ist Zagreb zu Allerheiligen, zu einer anderen Zeit ist es wahrscheinlich ein ganz anderes Zagreb.

Ich habe im September für die Salzburger Kirchenzeitung „Rupertusblatt“ die Evangelienkommentare zum Sonntagsevangelium geschrieben. Aufgrund des hohen Interesses, möchte ich es den ZartbitterleserInnen nicht vorenthalten. Der kommentierte Text vom kommenden Sonntag ist die „Beispielerzählung vom reichen Mann und dem armen Lazarus“ (Lukas Kapitel 16, Verse 19 bis 31)

Lukas ist der sozialkritischste unter den Evangelisten. Das wird schon im vierten Kapitel beim ersten Auftreten Jesu in Galiläa ganz deutlich: „Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe.“ Lukas legt den Fokus auf die sozial Benachteiligten. Es wundert mich deshalb nicht, wenn nur er die Beispielerzählung vom reichen Mann und dem armen Lazarus in sein Evangelium aufgenommen hat.

In drastischen Bildern wird die Kluft zwischen arm und reich geschildert. Der in Purpur gekleidete Reiche gegen den mit Geschwüren geplagten armen Lazarus. Nach dem Tod der beiden wird die Situation praktisch umgekehrt. Die Kluft bleibt jedoch bestehen. Hinter diesen Bildern wird offenkundig, dass die Grenze zwischen arm und reich nur schwer zu überwinden ist.  Aber weder Angst noch Hoffnung vor einem Leben nach dem Tod helfen uns hier weiter. Will man die Armutsfrage ernsthaft angehen, braucht es neben der Einzelhilfe auch strukturelle Veränderungen. Arm reich in Sao Paulo

An diesem Sonntag schreiten wir zur Wahl. Österreich hat viele Baustellen, an denen gearbeitet werden muss. Die Armutsfrage ist sowohl eine nationale, aber auch eine globale. Hier gibt Österreich ein beschämendes Bild ab. „Unser Land hat sich als eines der reichsten Länder der Erde dazu verpflichtet, 0,7 % des BNE (Bruttonationaleinkommens) für die weltweite Armutsbekämpfung zu verwenden – ignoriert diese Verpflichtung aber konsequent.“ Vergangenes Jahr betrug der Anteil nur 0,28 % – und ist damit meilenweit vom Ziel entfernt. Die Kampagne „mir wurscht…“ (www.mirwurscht.org) vom Dachverband für GLOBALE VERANTWORTUNG mit 42 Mitgliedsorganisationen, darunter auch viele kirchliche NGO’s machen starken Druck auf die Regierung. Wir können durch unsere Stimme am Sonntag auch dieses Thema mitentscheiden. 

Erfreuliches gibt es diesbezüglich aus dem Vatikan zu berichten: Papst Franziskus hat Mitte September in einer Privataudienz Gustavo Gutierrez getroffen. Gutierrez gilt als einer der Väter der „Theologie der Befreiung“, die die vorrangige Option Gottes für die Armen in den Mittelpunkt stellt. Das hat insofern große Bedeutung, da ich glaube, mit diesem neuen Papst besinnt sich die Kirche wieder ihrer großen sozialen Verantwortung. Vermutlich ist das Lieblingsevangelium des Papstes ebenfalls das lukanische.   

 

 

Pitschenbergtal mit verfallener Alm

Pitschenbergtal mit verfallener Alm

Leah ist begeistert

Leah ist begeistert

Höhlenerlebnis im Eiskeller

Höhlenerlebnis im Eiskeller

Gruppe vor Happisch Haus

Gruppe vor Happisch Haus

 

Tenneck, Stegenwald: In der frischen Kühle des Morgens startet eine Bergfreizeit der besonderen Art. Mächtig türmt sich die steil zur Salzach abfallende Westflanke des Tennengebirges vor uns auf. Insgesamt 34 Kinder und Erwachsene wagen den Aufstieg in unser Basecamp dem Leopold Happisch Haus. Die sechsjährige Elena tritt tapfer in den Spuren des umsichtigen Bergsportführers Sebastian. Die Bedenken der Eltern, dass die Kinder den langen Anstieg von vier Stunden nicht schaffen könnten, lösen sich bald auf. Gegenseitig motivieren sie sich und bemerken die Anstrengung gar nicht wirklich. Vorbei an der verfallenen Grünwaldalm, die Ofenrinne hinauf gibt der gelbe Eisenhut schon einen Vorgeschmack, welche Blumenpracht uns oben erwarten wird. Nach der Steinern Stiege weitet sich das grüne Pitschenbergtal. Die Kinder entdecken hunderte Bergmolche im warmen Wasser. Badevergnügen auf 1700 Meter, wer hat das schon?

Nach sechs Stunden Gehzeit ist es geschafft. Da trifft auch unser jüngster Bergfex, der fünfjährige Jonathan ein. Hüttenwirt Sepp Fuchs empfängt uns herzlich. Das Naturfreundehaus bietet sich ideal als Basislager für die sechs Tage an: Ausreichend Betten und Lager, ein umwerfendes Panoramafenster, das bei guter Sicht bis nach Burghausen blicken lässt. Sepp serviert uns alles, was das Herz begehrt. Seine Spezialität sind sein Gamsgulasch und sein Kaiserschmarren. Im Laufe der Woche zaubert er noch weitere Köstlichkeiten aus dem kühlen Keller hervor: Würzigen französischen Brie, Spezialsalami aus den Abruzzen, Kubanische Zigarren und Verkostung von Topweinen gehören zum Erwachsenenprogramm. “Hier riechst du die Blumen, die Steine und erlebst die Blitze in ihrer Urkraft,” erzählt der Hüttenwirt, der schon seit neun Jahren das Haus bewirtschaftet. “Das Tennengebirge steckt voller Geheimnisse.”

Einige von ihnen konnten wir entdecken. Besonders aufregend empfanden die Kinder die Forschertouren in die vielen Felslöcher und Höhlen. “Die Eishöhle hat mir am besten gefallen. Die Kristalle, die wir gefunden haben, sind sehr schön.” Isabell Ebner (14 Jahre) störte nur, dass die Duschen nur kaltes Wasser hatten. Aber auch das kann eine besonders prickelnde Erfahrung sein. Das Schneerutschen im Eiskeller machte dafür umso mehr Spaß.

Abseits der hochfrequentierten Wandererströme und mitten in einer unberührten Hochgebirgslandschaft ist es noch möglich, Ruhe zu finden und die Stille zu hören. Für Rudi Gruber vom Katholischen Familienverband gehen hier die Uhren anders. “Diese Höhenlage macht mit den Menschen etwas. Es hat etwas Inspirierendes mit einer Gruppe hier zu sein. Die Verbundenheit wird größer.” Am Abend leitet er bei imposantem Wetterleuchten eine Diskussionsrunde zu Alternativen zu einem ausbeuterischen Geldsystem. Dieses urbiblische Thema prägt sich hier inmitten der imposanten Felsformationen tief in uns ein. Die ziebzehnjährige Anna Ebner wünscht sich in unserer Gesellschaft mehr Vertrauen. “Es gibt zu viele Einzelkämpfer, die auf sich selbst bezogen sind. Dabei ist doch die Gemeinschaft das Wichtigste im Leben.” Die Abgeschiedenheit des Berges inspiriert uns dazu, umzudenken und umzukehren im urchristlichen Sinn.

Arnold Niederhuber verkauft im stressigen Alltag Mobiltelefone. Ihn hat die Kombination aus körperlicher Anstrengung und Entspannung auf den Berg gezogen. Bei der Ganztagestour über die Steinwüste wurde das Wasser knapp. “Mir hat imponiert, dass auf der Edelweißerhütte ein Wasservorrat angelegt war.” Hier oben wird man dankbar für ein paar Schluck Wasser.

Doch die Einsamkeit und Kargheit können täuschen. Die spannenden Blumen- und Tierentdeckungsreisen mit Umweltreferent Johann Neumayer bewiesen es eindrucksvoll, wie belebt die Umgebung der Hütte ist. Wir waren überglücklich, als wir über dem Grat der Wieselsteine einen Steinadler erblicken konnten. Faszieniert bauten wir mit Steinen und Naturmaterialien die Arche Noah nach.

Plötzlich wirst du dankbar für alles. Es ist, als ob die Steine zu sprechen beginnen. Sie erzählen dir, dass sie vor etwa 200 Millionen Jahren aus Muscheln und Korallen geboren wurden. Und sie wuchs und wuchs, bis sie sich aus dem Meer hob, in Richtung Himmel. Vor ca. 35 Millionen Jahren wurden die Innenarbeiten begonnen. Die längste Höhle – die Eisriesenwelt – ist 42 Kilometer lang. Erst nach der letzten Eiszeit vor 12 tausend Jahren bildeten sich nach und nach die Fresken aus Gletscherschliff und Wasser. Es ließen sich Moose, Farne und Polsterblumen nieder. So wurden die steinernen Wände der Kathedrale mit weißen, gelben, violetten und blauen Blütenblättern bemalt. Hermann Signitzer vom Tourismusreferat und Peter Ebner von Katholischen Männerbewegung sind sich sicher, dass es sich hier nicht nur um die älteste und größte, sondern auch um die schönste Katherdrale Salzburgs handelt. So wurde die Bergmesse mit Pfr. Andreas M. Jakober zu einem ergreifenden Fest der Dankbarkeit. Und Gott sah, dass es gut war, sehr gut sogar.

Peter Ebner und Hermann Signitzer