Interessantes zum Thema Kultur

Ich erinnere mich ungern an die Clowns, die ich als Kind erlebt habe. clown 2Sie haben mir immer ein bisschen Angst gemacht. Das weiße Gesicht, der riesige Mund, die komische Halbglatze und natürlich die unvermeidliche rote Nase. Die Clowns meiner Kindheit haben eigentlich nie gesprochen, sondern nur komische Grimassen geschnitten. Irgendwann muss ich dann beschlossen haben, Clowns überhaupt nicht lustig zu finden.

Aber man soll ja niemals nie sagen. Denn es gibt dann doch wieder eine Überraschung. Letztes Jahr sah ich erstmals den Bubbleclown. Und der konnte sprechen, ein bisschen komisch, aber er sprach. Und er hatte auch keine Glatze, sondern ewig lange Rastas. Das einzige was an einen Clown erinnerte, war seine rote Nase. Und er brachte mich zum Lachen. Auch heute durfte ich den Bubbleclown wieder erleben.

clownNicht nur die Kinder hatten großen Spaß mit seinen Seifenblasen, auch wir Erwachsene. Zufällig vorbeigehenden Menschen zauberte er ein Lächeln aufs Gesicht. Ich freue mich ihn bald wieder seine riesigen Seifenblasen machen zu sehen.

http://www.drumsonfire.net/bubbleclown.html

 

 

Ich bin ja nicht unbedingt ein großer Opernfan, von einer Opernkennerin ganz zu schweigen. Aber ab und an reizt es mich, mir eine Oper anzusehen. Und dann muss ich doch wieder feststellen, dass mir ein gepflegtes Popkonzert von Kylie Minogue oder Simply Red lieber ist. theater

Aber dann gibt es Überraschungen wie die Oper „Greek“ von Mark-Anthony Turnage aus dem Jahr 1988. Das Salzburger Landestheater hat sie aktuell auf der Bühne. Der alte Ödipus-Stoff ist modern verpackt, London gibt die Kulisse. Die Musik und die Inszenierung lassen einen die Augen offen halten. Die typischen Arien, die Streichereinlagen und die dramatischen Trommelwirbel fehlen. Melodien deuten sich nur an, zum Teil geht es ganz funkig zu im Orchestergraben. Ähnlich wie in einem Popkonzert fesseln die schnelle Abfolge von Bildern, Szenen und der rasche Kostümwechsel. Eindringlich sind die Momente der Kritik am Großbritannien der 1980er Jahre. Die Spaltung der Gesellschaft, die Menschen, die weit weg von Chancengleichheit sind. Der Rassismus, der in wirtschaftlich schwierigen Zeiten aus dem Privaten ins Öffentliche dringt. Und mitten drin ein junger Mann, der unwissentlich die eigene Mutter heiratet. Ernste Themen und dazwischen gelingt es immer wieder durch humoreske Augenblicke das Publikum zu unterhalten.

„Greek“ hat mich überzeugt des öfteren eine moderne Oper zu besuchen.

http://www.salzburger-landestheater.at/subnavigation/oper/show/greek

Wieder mal Deutschkurs. Wieder mal ein Wort, das die Schülerinnen nachfragen: Rummelplatz! Und dann passiert es wieder mal. Ich komme vom Hundertsten ins Tausendste. Als erstes fällt mir bei Rummelplatz natürlich das tolle Lied von Simply Red ein- Fairground. Das hilft aber nicht, denn wir haben ja Deutsch- und nicht Englischkurs. Also muss einnäherliegendes Beispiel her.geschichte

Es ist kurz vor Pfingsten, da ist es ein Leichtes mit Hilfe der Salzburger Dult das Wort Rummelplatz zu erklären. Hier könnte jetzt Schluss sein mit dem ganzen Worterklärungsrummel. Aber ich werfe eine Frage in den Raum: Was ist denn der meistbesuchte Rummelplatz der Welt? Meine Schülerinnen antworten prompt mit „Oktoberfest“. Jetzt könnten wir dann weitermachen mit der Grammatikübung.

Aber jetzt geht es mit mir durch. Da muss ich doch von der Gründung des Oktoberfestes erzählen, von der bayrischen Prinzessin Theresia, nach der auch die Theresienwiese benannt ist. Und diese Theresia hat mit ihrem Ehemann zur Zeit der bayrischen Herrschaft in Salzburg vor 200 Jahren im Schloss Mirabell gewohnt. Ihr Sohn Otto ist hier zur Welt gekommen. Nicht der Rehagel Otto, sondern der Otto, der der erste griechische König war. Damals als die Griechen nach der Befreiung von den Osmanen unbedingt einen König brauchten. Und der König Otto hat den Griechen die weißblauen Nationalfarben und das Wissen ums richtige Bierbrauen hinterlassen. Und dann meinte eine Schülerin: „Jetzt kennen wir den ersten griechischen König Otto. Den letzten griechischen König deutscher Herkunft kennen wir sowieso, den Otto Rehagel!“

So ist das im Deutschkurs, wenn man das Wort Rummelplatz erklärt.

 

Kürzlich fiel mir das Buch „Fremde Heimat“ in die Hände, es erzählt vom Schicksal der Vertriebenen nach 1945. Flucht und Vertreibung beschäftigen mich schon lange, allerdings steht die Gegenwart im Vordergrund. Die Kriegsschauplätze unserer Tage vertreiben wie in fremde heimatvergangenen Zeiten Menschen aus ihrer Heimat. Ob aus Bosnien, dem Kosovo, Afghanistan, Irak, Somalia oder Syrien. Viele Menschen aus diesen Ländern leben unter uns. Ich kenne viele berührende Geschichten. Ich sehe wie groß die Herausforderungen sind, in der neuen Heimat Fuß zu fassen. Was für die Gegenwart gilt, war auch vor fast 70 Jahren das Schicksal von Millionen. Es stellten und stellen sich viele Fragen:

Wie erträgt man es, wenn einem jede Sicherheit genommen wird? Was geht in einem vor, wenn man jeden Besitz und die festen Bindungen zu Familie und Freunden verliert? Vermisst man die vertraute Landschaft mit ihrem besonderen Licht und ihren Gerüchen? Und was passiert mit einem, wenn man in der Fremde völlig neu anfangen muss? Neue Sprache, neue Kultur. Wie haben die Menschen auf die Flüchtlinge reagiert, damals als es bei uns das Wirtschaftswunder noch nicht gab? Wie schwierig das Ankommen und Bleiben ist, erzählen die Menschen in „Fremde Heimat“. Als Erinnerung sollen nicht nur Straßennamen bleiben, wie zum Beispiel in Salzburg: Bessarbabierstraße, Banater- und Siebenbürgerstraße.

Wer sich für das Schicksal von Flüchtlingen und Vertriebenen interessiert, dem sei das Buch ans Herz gelegt. Der Umweg über die Vergangenheit macht manchmal den Blick klarer auf die Gegenwart.

http://www.rowohlt.de/buch/2923322

Schreie sind zu hören, es rumpelt und poltert. Dann wird die Tür aufgestoßen, zwei Personen schleppen Carnegiea gigantea, einen riesigen Kaktus, in ein Polizeibüro. Dann beginnt ein 90minütiges Verhör. Der Kaktus ist ein Gefährder, ein Schläfer. Auf dem Frankfurter Flughafen soll er einen Terroranschlag geplant haben. Vier Personen verhören den Kaktus: eine Polizeianwärterin mit Abitur, ein Polizeianwärter mit Hauptschulabschluss und türkischem Migrationshintergrund, ein Oberrat der Bundespolizei und ein GSG 9 –Beamter. Siespielen alle Stückerl eines Verhörs. Good und Bad Cop, Anschreien, Schläge und Elektrofolter.Der Kaktus

Die Satire „Der Kaktus“ von Juli Zeh, aufgeführt in den Kammerspielen, lässt keine Plattheit und kein Vorurteil aus. Das macht die Stärke des Stücks aus. Spritzig und doch nachdenklich inszeniert von Astrid Großgasteiger, lässt es viel Stoff zum Diskutieren und Hinterfragen. Was sind unsere Vorurteile? Wem können wir vertrauen? Wer trägt die Verantwortung für ein friedliches Zusammenleben? Wie halten wir es mit der Terrorbekämpfung? Opfern wir unsere Grundrechte und unser Recht auf Freiheit der Angst? Wer kann schon sicher sagen, dass er richtig handeln würde?

Es gibt keine sichere Antwort, aber eine Gewissheit: Die Angst darf nicht die Herrschaft übernehmen, denn dann ist die Menschlichkeit in Gefahr.

Zu sehen ist „Der Kaktus“ noch bis 12. Mai- es lohnt sich!

http://www.salzburger-landestheater.at/subnavigation/schauspiel/show/der-kaktus

kollegienkirche

Kollegienkirche

Ein ganz normaler Arbeitstag. Am Abend dann noch ein Termin in der Katholischen Hochschulgemeinde. Und dann ein unvermutetes Angebot. Christian lädt mich ein mir die Rektorengruft in der Kollegienkirche zu zeigen. Normalerweise ist die Gruft mit einem zentnerschweren Stein verschlossen. Für die Renovierungsarbeiten in der Kirche wurde sie geöffnet. Das kann ich mir nicht entgehen lassen.

Hier liegen die Rektoren der benediktinischen Universität Salzburgs. Die Salzburger Benediktiner waren aufgeschlossene Humanisten, die neben der Würzburger Universität, sich als erste mit Immanuel Kants Philosophie auseinandersetzten. Die Bayern , die Salzburg besetzt hatten, schlossen vor 200 Jahren die Universität und nahmen auch das Universitätszepter mit nach München. Mit der Neueröffnung der Salzburger Uni 1962 kam auch das Zepter wieder retour. Jeder Universitätsrektor hat das Recht sich hier begraben zu lassen. Ein Recht, das in absehbarer Zeit kein Rektor in Anspruch nehmen wird, da auch für die Familie der Zugang zum Grab durch den schweren Stein unmöglich ist.

 

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Abgang zur Gruft- Faulräume links und rechts

Wir steigen mit Taschenlampen ausgerüstet die Stufen hinab, links und rechts vor der Gruft gibt es zwei kleine Räume. Christian sagt mir, dass dies wahrscheinlich „Faulräume“ waren. Mein fragender Blick führte zu einer etwas gruseligen Erklärung. Bevor man den Leichnam in der Gruft einmauerte, legte man ihn für ein Jahr in den Faulraum. Zeit genug, dass das Fleisch vermoderte und nur das Skelett übrig blieb, das dann würdig in der Gruft bestattet wurde. Das dürfte auch nicht sehr angenehm gerochen haben. Wie auch sonst zu jener Zeit die Gerüche eher als Gestank bezeichnet werden können. Darum gab es in den Kirchen einen übermäßigen Gebrauch von Weihrauch. In manchen Kirchen gab es besonders große Weihrauchkessel, die den ganzen Tag Wohlgeruch verströmten, erklärt mir Christian.

 

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Grab eines Rektors

 

Die Gruft flößt mir Ehrfurcht vor der Ewigkeit ein. Danke Christian für die Augenblicke aus einer anderen Zeit, die du mir an einem ganz normalen Arbeitstag zum Geschenk gemacht hast.