Wenn Günther Bachmann [Philip Seymour Hoffman] sich gegen Ende des Films zu Hause ans Klavier setzt und spielt, dann löst er damit seine Anspannung vor dem, was am nächsten Tag kommt. Wird sich die wochenlange Arbeit seiner Einheit des deutschen Verfassungsschutzes bezahlt machen? Wird er morgen die Welt ein Stück sicherer machen?
„A Most Wanted Man“ kommt mit etwas Verspätung auch in unsere Kinos. Die internationale Presse hat die Adaption des Romans „Marionetten“ von John le Carré bereits mit viel Lob bedacht – und dabei vor allem die großartige Leistung von Philipp Seymour Hoffman hervorgehoben, der im Februar verstorben ist.

Hamburg: Dort wo sich die Terrorzelle der Anschläge vom 11. September 2001 unerkannt aufgehalten hatte, steht die Terrorabwehr unter besonderem Druck, ein derartiges Versagen künftig zu verhindern. Das Auftauchen des Tschetschenen Issa Karpov [Grigoriy Dobrygin] bleibt nicht unbemerkt. Man kennt seine Geschichte: Gefängnis und Folter in Russland und in der Türkei. Doch er scheint kein Opfer zu sein. Sein Weg wird vielmehr als der eines islamistischen Extremisten interpretiert. Und bald weiß man auch, was Issa Karpov in die Hansestadt bringt. Er besitzt den Schlüssel zum großen Schwarzgeld-Vermögen seines verstorbenen Vaters. Die idealistische Flüchtlingsanwältin Annabel Richter [Rachel McAdams] hilft ihm, an sein Erbe zu kommen und in der islamischen Gemeinde unterzutauchen. Was hat Issa Karpov mit dem Vermögen seines Vaters vor? Will er damit islamistischen Terror unterstützen? Längst ist er nicht nur im Visier des deutschen Verfassungsschutzes, sondern auch der Geheimdienste Großbritanniens und der USA, letztere freundlich-kühl durch die Agentin Martha Sullivan [Robin Wright] vertreten. Es kooperieren befreundete Staaten, deren gemeinsames Ziel, die Terrorabwehr, sie zu Rivalen macht.

Hauptdarsteller Philip Seymour Hoffman (Foto: Georges Biard, Lizenz:http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode)

Hauptdarsteller Philip Seymour Hoffman
(Foto: Georges Biard, Lizenz:http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode)

Wer sich hier einen rasanten Agenten-Reißer erwartet, ist im wahrsten Sinne des Wortes „im falschen Film“. Das Tempo des Films ist sehr langsam, Action und spannende Wendungen der Ereignisse darf man sich nicht erwarten. Regisseur Anton Corbijn (Hausfotograf der aktuell meistgeschmähten Band der Welt, U2) zeigt ein Hamburg voll abweisender Betonbauten, verlassener Ecken am Hafen und grindiger Kneipen. Passend zu der kühlen Ästhetik ist auch die Erzählweise nüchtern und distanziert, sodass sie etwas von einem Protokoll an sich hat.
Der Film bietet dadurch leider keine Anhaltspunkte, an den Schicksalen der Menschen Anteil zu nehmen. Ein Schwachpunkt, auch wenn die Geschichte sehr intelligent ist. Anscheinend steht im Roman (ich gebe zu, ich habe ihn nicht gelesen) Issa, jener junge Mann, der bereits viel durchgemacht hat, viel mehr im Zentrum. Das ist auch naheliegend, denn die Aktivitäten Bachmanns konzentrieren sich auf ihn und auch die der anderen Geheimdienste. Und er ist es vor allem, der zum Spielball bzw. zur Marionette wird. Dadurch dass der Film zu seinen Figuren immer auf Distanz bleibt, schafft er es nicht, richtig zu fesseln.
Immerhin: Am Ende verdichtet sich die Geschichte und riss mich doch noch aus meiner emotionalen Teilnahmslosigkeit.

Schauspielerisch lastet praktisch der ganze Film auf Philip Seymour Hoffman mit seiner Darstellung des brillanten, aber müde und gebrochenen wirkenden Geheimdienstlers. Schauspielerisch ist das sicher ein würdiges Vermächtnis.

Wenn der Film schon in Deutschland spielt, möchte ich auch nicht unerwähnt lassen, dass ihn einige bekannte deutsche Schauspieler in kleineren Rollen unterstützen: Nina Hoss als Erna Frey, die ihren Kollegen Günther Bachmann schon lange kennt – zwischen ihnen herrscht eine fast intime Vertrautheit. Der Film verrät darüber nicht viel. Hoss und Hoffman lassen es trotzdem erahnen – ganz großartig. Daniel Brühl als Max, auch Agent des Verfassungsschutzes, hier erwähnt wegen seines Bekanntheitsgrades, auch wenn er kaum zu Wort kommt. Und Herbert Grönemeyer (für dessen Cover-Fotos ebenfalls Regisseur Anton Corbijn in den 90ern verantwortlich war) als Chef des deutschen Geheimdienstes Michael Axelrod. Grönemeyer zuzusehen wie er lustvoll diese gute, kleine Rolle spielt, macht direkt Spaß.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte
Ein intelligenter Film, der sich aber wenig für seine Figuren interessiert und daher nicht zu fesseln vermag. Immerhin gibts letztlich ein starkes Showdown.

Hier gehts zum Trailer von „A Most Wanted Man

Wer sich übers Wetter hierzulande beklagt, sollte auf keinen Fall in die USA ziehen. In den Gegenden, wo es flach und weit wird, gibt es nämlich haufenweise Tornados. Ob klein und wendig oder gigantisch groß – auf jeden Fall zerstörerisch und tödlich. Zumindest im Film „Storm Hunters“ (Original „Into the Storm“) ist das so. Ein ungewöhnlich großes Sturmsystem terrorisiert eine kleine Stadt in Oklahoma.

Der Film wurde nicht so großartig beworben und lief schon in der zweiten Woche nur um 18 Uhr, dabei ist er ein Riesenspaß – zumindest für Leute, die es ganz lustig finden, wenn ganze Städte auf total absurde Weise vollständig verwüstet werden – freilich nur im Kino. Ich hatte meinen Spaß daran. Wunderbar-schaurig wirds, wenn ein Tornado eine brennende Benzin-Lache hochsaugt und als rasender Feuerteufel wütet.

 

Voller Einsatz: Richard Armitage

Voller Einsatz:
Richard Armitage

Jan de Bont hat mit Twister bereits einen ähnlichen Katastrophenfilm gedreht und damit ist das Thema Tornados auch vollständig abgedeckt, möchte man meinen. Um komplexe Handlungen geht es ja nicht, es handelt sich schließlich um reines Exploitation-Kino und die Effekte sehen auch heute noch ganz gut aus. Aber „Twister“ war 1996 (sooo lange schon?!?) und nicht 3D, da kann man schon einen neuen Wirbelsturm-Film rechtfertigen.
Außerdem kommt „Storm Hunters“ im Unterschied zu „Twister“ ohne überflüssige Liebesgeschichte aus. Überhaupt kommt der Film fast ohne Geschichte aus. Er ist der pure Katastrophengenuss ohne Ablenkung vom Wesentlichen.
Ein Tipp für Roland Emmerich: Wenn der Film keine Geschichte hat, ist es besser, die Lücke nicht mit dick aufgetragenem Schmalz zu füllen, das auch kein Ersatz für die fehlende Handlung ist.

Fast wäre es Regisseur Steven Quale gelungen, eine Mischung aus fiktiver Dokumentation und Found Footage-Film zu drehen. Ungefähr 90 Prozent des Films zeigen nämlich (zugegeben, manchmal mit Fehlern von der Kameraeinstellung) das, was seine Protagonisten selbst aufnehmen: Es filmen die Schüler der High School mit ihren Handys. Die Sturmjäger sind mit professionellen Schulterkameras und einem rundum mit Kameras ausgestatteten Fahrzeug unterwegs. Zwei total verrückte und leichtsinnige Möchtegern-YouTube-Stars glauben berühmt zu werden, wenn sie sich wie Jackass kopfüber in jede Gefahrensituation stürzen und alles mitfilmen. Ein Wetterhubschrauber kreist um das Sturmsystem und liefert die Bilder aus der Luft. Und dann gibt es noch die CCTV-Systeme in und außerhalb von Gebäuden.

Dass ca. 10 Prozent des Films nicht zu dem sonst pseudo-dokumentarischen Material passen, zerstört dieses Konzept leider. Trotzdem ist es interessant, wie plausibel es scheint, dass fast der ganze Film aus Videomaterial der handelnden Personen und Überwachungskameras hätte zusammengeschnitten werden können.

Wenn wir da lebend rauskommen wird geheiratet.  Oder doch nicht?

Wenn wir da lebend rauskommen wird geheiratet.
Oder doch nicht?

Auch der Epilog wird ganz durch die Linse verschiedener Handy-Kameras gezeigt. Und dort, am Schluss, musste ich feststellen, dass der verwitwete Schuldirektor Gary Fuller [Richard Armitage] und die alleinerziehende Meteorologin Allison Stone [Sarah Wayne Callies] nicht zusammengefunden haben. Dabei gab es bei ihrer ersten Begegnung im tödlichen Sturm diesen kleinen Funken, als Gary heldenhaft Allisons Leben rettete. Schade. Diese kleine Portion Liebes-Happy-End hätt ich schon vertragen, um nicht zu sagen: Ich hätt es mir gewünscht.

Wer den Film noch im Kino sehen möchte, muss sich beeilen. Ansonsten ist er aber ein Tipp für einen unterhaltsamen winterlichen DVD-Abend zu Hause.

Meine Bewertung auf IMDB: 8 Punkte
Beste Unterhaltung mit aufregenden Bildern von Tornados aus dem Computer. Für die Geschichte selbst würde ich höchstens 3 Punkte gegeben. Das in der Gesamtbewertung stark zu berücksichtigen wäre aber ungerecht.

 

(Bilder: Warner Bros. Entertainment)

 

Peter Quill [Chris Pratt] ist ein gerissener Plünderer/Pirat und er hat einen coolen Hüftschwung drauf, wenn er sich auf einem verwüsteten Planeten geschmeidig durch Ruinen bewegt und dabei kleine, fiese Biester auch noch ganz nebenbei eliminiert. Sein Ziel ist jedoch, etwas sehr Wertvolles aus der Ruine mitzunehmen. Doch ganz offenbar handelt es sich um mehr als bloß um ein Artefakt, denn ein größenwahnsinniger Möchtegern-Universumsbeherrscher hat seine Schergen geschickt, um Peter die metallene Kugel zu entreißen. Peter, der sich den Gangsternamen Star-Lord gegeben hat, entkommt knapp aber elegant – mit seinen tänzerisch selbstbewussten Moves. Doch bald hat er noch mehr Leute auf den Fersen. Als Verbündete schart er ein paar untypische Helden um sich: die Attentäterin Gamora [Zoe Saldaña], einen Cyborg-Waschbären namens Rocket [Stimme im Original: Bradley Cooper], das humanoide Baumwesen Groot [Stimme im Original: Vin Diesel] und das raue, rotgemusterte Muselpaket Drax [Dave Bautista]. Gemeinsam werden sie die Guardians of the Galaxy.

Guardians PlakatPeter Quill ist der Indiana Jones im Universum der Marvel Comic-Verfilmung „Guardians of the Galaxy“, das mit seiner Vielfalt an Wesen und Kulturen an den Phantasiereichtum der ersten „Star Wars“-Filme erinnert. Und das Beste: Der temporeiche Film ist perfekt von einem Soundtrack der groovigsten Hits der 70er Jahre untermalt. „Hooked on a Feeling“, „Come and Get Your Love“, „Ain’t No Mountain High Enough“ – sie alle finden sich auf einem Mix-Tape, das Peter als kleiner Junge 1988 von seiner Mutter bekommen hat, kurz bevor er von einem Raumschiff entführt wurde. Diese Kassette und der dazugehörige original Walkman sind für ihn wertvoller als alles andere. Wertvoller sogar als das von ihm gestohlene Artefakt. Wohlgemerkt enthält dieses einen Stein, dessen Kraft unbeschränkte Macht verleiht und sogar ganze Welten zerstören kann.

Chris Pratt, ist bekannt als der liebenwerte, begeisterungsfähige, aber auch recht infantile Andy aus der Comedy-Serie „Parks and Recreation“ – eine Figur, die ich sehr gerne mag. Doch hat er auch das Zeug zum Leading Man in so einem actiongeladenen Science Fiction-Spektakel? Er hat. Gut trainiert und ohne Bauch hat auch sein Gesicht ein bisschen ein wenig mehr Kontur als früher – passend für die Rolle des geschickten Fighters Peter Quill alias Star-Lord. Und dennoch scheint auch in dieser Rolle oft der übergroße 10-Jährige durch, den Chris Pratt in „Parks“ darstellt. Und dadurch rettet er nicht nur den Planeten Xandar und wahrscheinlich die ganze Galaxie, sondern auch den Spaß. Denn wo sonst in Blockbuster-Filmen nur vereinzelt halblustige Pointen eingestreut werden, ist hier Humor ein zentrales Element, das den ganzen Film über für eine leichte Stimmung sorgt.

Hauptdarsteller Christ Pratt auf der  Comic Con San Diego 2013 (Foto: Gage Skidmore)

Hauptdarsteller Christ Pratt auf der
Comic Con San Diego 2013
(Foto: Gage Skidmore)

„Guardians of the Galaxy“ ist in den USA schon längst der erklärte Sieger unter den Blockbustern dieses Kinosommers. Er ist es besonders weil er nicht nur auf das heutige Teenager-Publikum zugeschnitten ist, sondern auch die Kinder der 70er und 80er Jahre auf ihre Kosten kommen. Das ist nicht erwiesen, ich behaupte das jetzt einfach mal so. Denn: So gut unterhalten hab ich mich seit dem ersten Indiana Jones nur selten gefühlt.

Meine Bewertung auf IMDB: 9 Punke
„Indiana Jones“ meets „Star Wars“ – verschmolzen mit 3D-Technik und Erzähltempo des Jahrs 2014. Ein moderner Action-Spaß, der fast ein wenig nostalgisch macht.

 

 

 

Hier der Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=Y8Dig8JgqRs

 

 

Es ist 2023, ein schlechtes Jahr für die X-Men. Sentinels – riesenhafte Kampfroboter, die darauf programmiert sind, Mutanten auszulöschen – haben ganze Arbeit geleistet. Nur eine kleine Gruppe Mutanten ist übrig. Professor Xavier [Patrick Stewart] und Magneto [Ian McKellen] wissen, dass ihre Art nur überleben kann, wenn die Vergangenheit verändert wird. Sie schicken Wolverine [Hugh Jackman] los, um den Lauf der Zeit zu verändern und ihresgleichen zu retten. Wolverines Bewusstsein muss dafür zurück in die 70er Jahre reisen und in seinen Körper von damals schlüpfen. Sein Auftrag ist es zu verhindern, dass Mystique [Jennifer Lawrence] den Erfinder der Sentinels [Peter Dinkelage] umbringt. Denn mit dieser Tat löste sie erst richtig aus, was sie aufhalten wollte.

Jackmans Karrierekatapult
Ich bin ein Fan der X-Men Serie seit sie im Jahr 2000 begann. Die Geschichte war fesselnd, bot Action und auch Charaktere, die nicht nur wegen ihrer Superhelden-Fähigkeiten interessant waren. Sie waren gut geschrieben.
Hugh Jackman stieg durch die Rolle des unzerstörbaren Wolverine mit seinen Eisenklauen zu den ganz großen Stars in Hollywood auf – und zum Sexiest Man Alive. Er ist eindeutig die dominierende Figur der Filmserie und erhielt deshalb sogar sein eigenes Spin-Off „X-Men Origins: Wolverine“. In „Days of Future Past“ (Zukunft ist Vergangenheit) stellt er Wolverine schon zum sechsten Mal dar.

Als Schauspieler Sexiest Man Alive – Als Wolverine unkaputtbar

Als Schauspieler Sexiest Man Alive –
Als Wolverine unkaputtbar

Tummelplatz für große Namen
„Days of Future Past“ stützt sich wie alle X-Men Filme auf die Comics. Er bietet all die Action, die man sich von einem X-Men Film erwarten darf. Eigentlich noch viel mehr, als ich erwartet hatte. Die Handlung ist rasant und es kommt hinzu, dass sie sich auf zwei Zeitebenen abspielt. In den verschiedenen Ebenen kommen freilich einige Charaktere zweimal vor. Sie haben jedoch eine völlig andere Beziehung zu einander. Und was Wolverine betrifft: Er ist in den 70er Jahren den anderen Mutanten noch völlig unbekannt und muss jetzt in kürzester Zeit ihr Vertrauen gewinnen. Reicht es, wenn er dem Charles Xavier der 70er Jahre [James McAvoy] gegenüber beteuert: „Ich komme aus der Vergangenheit und du musst tun, was ich sage, sonst sind in 50 Jahren alle Mutanten tot“? Schwierig. Vor allem, wenn zu Wolverines Plan gehört, den Magneto der 70er Jahre [Michael Fassbender] zu befreien. Wer weiß schon, was der alles anstellt, wenn er einmal losgelassen ist? (Magnetos Befreiung aus einem Plastikgefängnis unter dem Pentagon mithilfe von Quicksilver [Evan Peters] ist übrigens ein absolutes Highlight – spannend und herrlich komisch zugleich).

Auseinandergerissenes zusammenführen
Nach drei Filmen über die Abenteuer der Superhelden in der Jetzt-Zeit, kam 2011 „X-Men: First Class“ in die Kinos, das in den 60er Jahren spielte. Das ist gar nicht unproblematisch, wenn man plötzlich die Filmserie mit einem derartigen Keil auseinanderreißt. Ich hatte mich schon gefragt, was das für die Weiterführung der Serie bedeutet. Werden einfach zwei separate Serien fortgesetzt? Passt dann alles zusammen?
„Days of Future Past“ führt die beiden Zeitebenen und die beiden großen und hochkarätig besetzten Casts geschickt zusammen. Leider auch zu einem Preis: Stars von Weltruhm, die noch dazu beliebte Rollen in der Serie spielen, sind oft nur wenige Minuten (Ian McKellen, Patrick Stewart, …) oder gar Sekunden zu sehen (Halle Berry, Anna Paquin, …). Das geht auf Kosten des Bezugs der Figuren zueinander. Immerhin ist das der Kleber, der die Story zusammenhält. Und es ist das, was das Publikum benötigt, um sich richtig in den Film hineinzuleben.

Schon auf dem Plakat herrsch eine sehr hohe Dichte an Stars pro Quadratzentimetern

Hohe Dichte an Stars pro Quadratzentimeter

Ohne Wolverine geht gar nix
Es bleibt alles an Wolverine als Protagonisten und Angelpunkt hängen – ein Umstand, den die Fans der anderen Stars ebenso wie die Fans der Comic-Bücher bemängeln. In den Marvel Comics ist diese Figur nämlich nicht so dominant. Trotzdem hat es einen gewissen Sinn, Wolverine so ins Zentrum zu rücken. Er ist alterslos und kann in beiden X-Men-Welten bestehen und darf dabei immer gleich aussehen. Dieses Bindeglied ist hilfreich, um einen Zusammenhalt und direkten Bezug zwischen den beiden Zeitebenen zu halten. Und das wird sicher gelingen. Zumindest noch so lange, wie Hugh Jackman Lust auf die Rolle des Wolverine hat – und so verdammt gut aussieht.

Meine Bewertung bei IMDB: 8 Punkte
Die Charaktere würden noch mehr hergeben, das ist ein Manko. Aber was an Action herauszuholen ist, ist bis zum Letzten ausgeschöpft. Clevere Brücke nach den ersten drei X-Men Filmen zu „X-Men: First Class“ – wenngleich etwas Wolverine-lastig.

Hier noch der Trailer zu X-Men: Days of Future Past

 

(Fotos: Sony Pictures)

Nichts ist so spannend, wie darauf zu warten, dass in einem Godzilla-Film das erste Mal das Wort „Godzilla“ ausgesprochen wird – und zwar auf Japanisch: Gojirah [ɡoꜜdʑiɽa]. Es klingt nach ehrfürchtigem Erschauern.

Ein Monster mit Geschichte
1954 terrorisierte die urzeitliche Riesenechse erstmals Tokio. Der Film bildete das Trauma der von Atombombenabwürfe und Reaktorunfällen heimgesuchten Japaner ab. Es folgte eine ganze Serie trashiger Filme, in denen Godzilla gegen andere monströse Gegner kämpft: King Kong, Mechagodzilla, Gidorah, usw. Diese B-Movies fanden eine eingefleischte Fangemeinde. Roland Emmerich wagte sich 1998 an ein großes Remake – und den ersten amerikanischen Godzilla-Film. Groß war jedenfalls das Budget, der Film selbst war … von Roland Emmerich halt.

Überraschend und düster
Jetzt, 16 Jahre später, gibt es eine Neuauflage – wieder aus Amerika von Regisseur Gareth Edwards. Und ehrlich gesagt, ich muss mir noch Gedanken darüber machen, wie mir der Film letztlich gefallen hat. Ganz schlüssig bin ich mir nämlich noch nicht. Dabei hat dieser neue Godzilla wirklich viel zu bieten. Zum einen und am überraschendsten für mich: mehr als nur ein Monster. Es sind sogar drei. Ich dachte, das gibts nur in den Godzilla-Trash-Filmen. Dann bietet der Film auch noch wunderbar düstere Bilder. Über dem halb zerstörten San Francisco hängen dicke Schwaden aus Staub und Rauch. Diese geben oft nur Teile der Monster preis und lassen sie auch immer wieder wie aus dem Nichts auftauchen. Richtig beklemmend die Szene, als Soldaten über der dick mit gelben und grauen Rauch- und Staubwolken verhangenen Stadt aus dem Flugzeug abspringen – sozusagen ins völlig Unbekannte. Sie wissen nicht, was sie dort unten erwartet. Und zuletzt das, was nicht fehlen darf: Ein japanischer Wissenschaftler gibt dem Grauen einen Namen: „Gojira!“
Ehrfürchtiges Erschauern.
Foto 1
Der Film bezieht sich auch auf den Ur-Godzilla. Ganz interessant gemacht in richtigem Doku-Stil, mit Filmmaterial von Atombomben-Tests der 50er und 60er Jahre. Im Film wird übrigens erklärt, dass das gar keine Tests waren, sondern Versuche, Godzilla zu töten. Außerdem sieht der neue Godzilla nicht so sehr anders aus als die aufrecht stapfende Riesenechse aus dem allerersten Film von 1954, in der ein Mensch im Gummikostüm steckte. Ein bisschen plump und behäbig, nicht wie der wendige T-Rex, den uns Roland Emerich in seinem Film als Godzilla auftischte.

Menschen wie Ameisen
Eine stringente Geschichte über Menschen zu erzählen, ist allerdings keine Stärke des Films. Im Prolog verbindet der Film eine Katastrophe ganz gut, wenngleich etwas klischeehaft, mit menschlicher Tragödie (Joe Brody [Bryan Cranston], der Vater des späteren Haupthelden, verliert bei einem Reaktorunfall seine Frau [Juliette Binoche]). Den Rest der Laufzeit über gelingt ihm das nicht einmal mehr in Ansätzen. So viel Staunen die visuell beeindruckenden Szenen bewirken, so sehr wirken sie ungelenk aneinandergereiht. Das macht auch den Protagonisten des Films Ford Brody [Aaron Taylor-Johnson] kaum erwähnenswert. Ich kann nicht behaupten, dass ich mit Aufregung sein persönliches Schicksal verfolgt hätte. Der Soldat Ford Brody schlägt sich zwar den ganzen Film über durch, aber er war weder tapferer, mutiger oder klüger als die anderen. Um ihn herum sterben reihenweise die Menschen; sie werden zertrampelt, stürzen zu Tode etc. – wie Ameisen. Und es wird ganz klar: Die Menschen sind nur unbedeutende Kleinkreaturen, von denen die Monster nicht mal richtig Notiz nehmen. Außer in einer einzigen Szene am Schluss. Das war leider etwas inkonsequent, gehört aber wahrscheinlich als Spannungselement einfach dazu.

Freudige Erwartung vor dem Film. Ob er hält, was er verspricht?

Freudige Erwartung vor dem Film. Ob er hält, was er verspricht?

Zu Höherem bestimmt 
Godzilla erhält eine ganz interessante Rolle. Die Menschen bewarfen ihn 1954 mit Atombomben (für ein Millionen Jahre altes Wesen war das praktisch erst gestern). Das Monstrum trägt uns das aber nicht nach und rächt sich nicht. Seine Aufgabe ist es nämlich, so die Erkenntnis des japanischen Wissenschaftlers (Godjirah!), ein Gleichgewicht auf der Erde zu erhalten. – Gott? – Die Menschen sind ihm jedenfalls gleichgültig. Vielleicht rechtfertigt das die seltsame Distanz, die der Film seinen eigenen Protagonisten gegenüber hält.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Sterne
Großartige Bilder (natürlich in 3D) und die düstere Stimmung machen den Film schon sehenswert, das wäre mir 9 Punkte wert. Auf der menschlichen Ebene hält sich die Sogwirkung des Films allerdings in Grenzen. Das trübt das Filmerlebnis.

Hier der Langtrailer http://www.youtube.com/watch?v=Y9NAdVHXme8

spidi2Als „The Amazing Spiderman“ vor zwei Jahren anlief, war ich nicht sicher, ob ich mir den Neustart einer ganz neuen Reihe von Spiderman Filmen überhaupt antun soll. Die Spiderman Filmreihe des Regisseurs Sam Raimi hatte es auf drei Teile gebracht. Das war ok, aber es hätten meinethalben auch ruhig mehr sein können. Eigentlich wollte ich gar nicht, dass sie endet. Tobey Maguire als nerdiger Peter Parker mit stets treudoofem Blick und James Franco als sein Frenemy/Gegenspieler Harry Osborn alias Green Goblin. Ach ja, Kirsten Dunst war auch dabei. Aber sonst war alles so perfekt.

Letztlich gefiel mir dann aber der erste Teil der neuen Reihe „The Amazing Spiderman“ unerwartet gut. Ich war begeistert von Andrew Garfield als schlacksigem Peter Parker/Spiderman mit verschmitztem Grinsen. Aber auch von der hinreißenden Emma Stone als seine Freundin Gwen Stacy, die ebenfalls Superkräfte hat – irgendwie. Sie ist überdurchschnittlich intelligent und steht davor, in Oxford einen Elitestudienplatz zu bekommen. In manchen Situationen stellt es sich einfach als effektiver heraus, wenn man sich in Naturwissenschaften auskennt, anstatt ordentlich wo draufzuhauen. Anders als Kirstin Dunst als Mary Jane in Sam Raimis Spiderman Filmen darf Emma Stone nicht nur pausenlos in schwindelnden Höhen schwingen und auf die Rettung durch Spidey hoffen. Sie ergreift selbst Initiative. Peter und Gwen geben auch ein gutes Paar ab, das viel Leichtigkeit und Witz in die Sache bringt.

Ich möchte mich diesmal gar nicht mit Details zur Handlung aufhalten. Ich bin nämlich nicht wirklich sicher, ob ich alles gut genug behalten habe. Es ist in den 2 Stunden 20 Minuten Laufzeit viel los und alles geht sehr rasant. „The Amazing Spiderman“ ist laut, bunt, komisch – und wahnsinnig schnell.
Andere Comic-Verfilmungen haben oft das Problem, dass sie es mit der Action und mit den vielen Superschurken zu gut meinen und mit ewigen und nicht mehr nachvollziehbaren Verfolgungsjagden und Nahkampfszenen für das eine oder andere Gähnen sorgen. Ein ganz krasses Beispiel dafür war im letzten Jahr „Man of Steel“ (vulgo Superman), der dachte, er müsse es nur ordentlich krachen lassen und die Leute würden dadurch nicht bemerken, wie viele Schwachstellen und Löcher der Film hat und wie platt und uninteressant seine Charaktere waren. „Men of Steel“ hätte mich fast dazu gebracht, Comic-Verfilmungen auf ewig abzuschwören.

spidi1„The Amazing Spiderman“ macht jedoch diesen Fehler nicht. Er bringt zwar ebenso viele Schurken und bietet haufenweise rasante Action, jedoch ganz ohne Längen. Er vergisst nämlich nicht, dass die eigentliche Geschichte auf der menschlichen Ebene stattfinden muss, damit es für die Zuschauer interessant bleibt.

Wen Spiderman eigentlich bekämpft? Jamie Foxx als wunderbaren total überzeichneten Vollnerd Max, der nur beachtet werden und Spidermans bester Freund sein möchte (Jetzt alle: Oooooch!). Als er zum Superschurken Elektro mutiert, bekommt er endlich die lang ersehnte Aufmerksamkeit. Doch Spiderman stiehlt ihm aber das Rampenlicht und so erklärt sich Elektro zu dessen Erzfeind.

Dane DeHaan trägt als Harry Osborn den fiesesten Scheitel, den ein Mittzwanzigjähriger Mann je zu tragen verdammt war (sorry Dane, da werden sich keine weiblichen Teenage-Fans um dich scharen) und so ist seine Transformation (aus Haarneid auf Peter Parkers coole Strubbelfrisur, vermute ich) zum Green Goblin am Ende des Films der einzig logische Verlauf seines Schicksals. Diese Verwandlung bietet schon ein interessantes Setup für den dritten Teil von „The Amazing Spiderman“, der hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt.

Spiderman ist eine Gaudi und Action und in IMAX 3D ein Fest für Augen und Ohren, die schon mal die eine oder andere Reizüberflutung ertragen.

Meine Bewertung auf IMDB: 8 Punkte

Kurzweilig und unterhaltsam. Am Ende des Films ist man ganz benommen. Kaum erholt man sich davon, ist allerdings das Meiste weg – leicht konsumiert und leicht vergessen. Aber man soll ja öfter mal für den Augenblick leben – das gilt auch für den Augenblick im Kino.