Arnold Schwarzenegger, unsere steirische Eiche, ist nach seiner Karriere als Gouverneur von Kalifornien wieder fest im Filmgeschäft. Dieses Jahr gleich mit zwei Filmen. Mit einem davon geht er auf Nummer sicher: Er schlüpft wieder in seine Paraderolle als Terminator.

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Echt Kult
1984 kam Terminator ins Kino und es war ein wirklich tolles Science-Fiction-Action-Erlebnis – visuell toll und sehr spannend. Schwarzenegger war als Terminator Modell T800, ein Cyborg mit menschlicher Hülle, wirklich bedrohlich. Erst 1991 brachte Regisseur James Cameron die Fortsetzung des Erfolgs Terminator 2: Judgement Day in die Kinos. Er brachte uns auch ein neues Terminator-Modell: den polymorphen T1000 aus Flüssigmetall. Obwohl die Möglichkeiten damals noch vergleichsweise bescheiden waren, waren die computergenerierten Effekte umwerfend. Und abgesehen vom wagnerisch-pathetischen Ende war es eine aufregende Achterbahnfahrt von einem Film. Diese beiden Filme mag ich auch heute einfach noch sehr.

Ich gebe zu: Auf Teil 3 und 4 hab ich verzichtet und ich hatte nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlt, um beim neuen Terminator: Genisys mitzukommen – denn dieser führt uns wieder zurück an den Anfang der Filmreihe.

Zurück aus der Zukunft
Wir sehen den Terminator (ein computeranimierter, junger Arnold Schwarzenegger) im Jahr 1984 landen. Und auch Kyle Reese [früher Michael Biehn, heute Jai Courtney], wird wieder aus dem Jahr 2029 ins Jahr 1984 geschickt, um die Kellnerin Sarah Connor [früher Linda Hamilton, heute Emilia Clarke] vor dem Terminator zu retten. Nur dass diesmal die Geschichte ganz anders verläuft, denn Sarah Connor ist nicht das verängstigte Hascherl, das man aus dem originalen Terminator-Film kennt, sondern schon eine ebenso taffe Kriegerin, zu der sie erst in Terminator: Judgement Day 1991 wurde.

Es ist ganz interessant, wie der Ausgangspunkt aus dem Ur-Terminator herangezogen wird, nur dass die Welt irgendwie Kopf steht. Die Protagonisten unternehmen dann auch noch eine Zeitreise ins Jahr 2017. Von hier aus sollen Sarah Connor und Kyle Reese den Judgement Day verhindern. Für jene, die bisher noch keinen Terminator-Film gesehen haben: Das ist das von der künstlichen Intelligenz Skynet eingeleitete jüngste Gericht, mit dem die Menschen vernichtet werden sollen. Nach seinem Willen sollen die Maschinen die Welt beherrschen. Nur dass Skynet jetzt als Betriebssystem namens Genisys daherkommt.

Alles klar?
Die Story ist wirklich sehr komplex und verwirrend. Mir war es schlichtweg etwas zu viel, um allem richtig zu folgen. Ich bin nicht einmal sicher, ob alles innerhalb des Films und innerhalb der Filmreihe noch zusammenpasst. Dazu passiert alles viel zu schnell. Und irgendwie hatte ich den Eindruck, die Hauptsache ist, dass am Ende jeder Szene irgendetwas unter ohrenbetäubenden Getöse in die Luft geht.

Trotz allem Bemühen das Publikum gut zu unterhalten, fehlt dem Film aber einfach die Spannung. Es gibt ein paar wenige spannende Momente, aber nichts bleibt so richtig in Erinnerung – bis auf eine Szene: Der abstürzende Bus. Und das ist nicht so packend wie in dem Film, aus dem diese Szene entlehnt ist, nämlich The Lost World – Jurassic Park aus dem Jahr 1997.

Hat noch immer gut Lachen: Arnold Schwarzenegger  (Photo by Kevin Winter/Getty Images for Paramount Pictures)

Hat noch immer gut Lachen: Arnold Schwarzenegger
(Photo by Kevin Winter/Getty Images for Paramount Pictures)

Langlebiger Actionheld
Wie passt Arnold Schwarzenegger in diesen Film? Die 30 Jahre Unterschied kann man wohl kaum überzeugend wegliften. Das Geheimnis: Auch Cyborgs können altern. Dachte ich mir erst noch: „Aaah, ja“, war die Skepsis rasch vergessen. Ich gewöhnte mich recht rasch an den Gedanken. Vielleicht lenkt ja die verwirrende Handlung des Films erfolgreich von diesem „störenden Element“ ab.

Ansonsten hatte ich richtiggehend nostalgische Gefühle, wenn Szenen aus dem ersten Film, neu gefilmt, ein anderes Licht auf bereits bekannte Geschehnisse werfen oder plötzlich mittendrin anders verlaufen. Hätte ich den Trailer nicht gesehen, hätte der Film auch tatsächlich ein paar interessante Überraschungen parat gehabt. Derzeit ist es so, dass die Trailer meistens das Wichtigste schon vorab verraten. Schade.

Doch was ich darüber hinaus verraten kann: Am Ende ist klar, dass die Terminator-Geschichte noch lange nicht vorbei ist. Amoi gehts no leicht.

Meine Bewertung auf IMDB: 6 Punkte
Terminator: Genisys unterhält ganz gut – immer was los auf der Leinwand. Aber trotz allem Krach und Kawumm kommt keine Spannung auf. Fans der Terminator-Reihe und von Arnie werden nostalgischen Spaß daran haben.

Schon beim ersten Auftritt der Minions in Ich– Einfach unverbesserlich als gleichermaßen patschert-süße wie boshafte Sidekicks des Antihelden Gru war klar: die sind Instant-Kult!

Doch es dauert noch, bis das dritte Abenteuer mit ihrem (inzwischen gar nicht mehr so) bösen Meister Gru in die Kinos kommt. So haben die Kauderwelsch sprechenden Überraschungseier in Latz-Jeans ihr eigenes Vehikel bekommen. Vom ersten Plakat und ersten Teaser-Trailer an hab ich mich auf diesen Film gefreut. Sicher ein Fest des anarchischen Humors. Sehr lustig für Erwachsene.

Minions_3Der Kino-Spaß des Sommers?
Weit gefehlt. Die ersten 10 Minuten verlaufen überraschungslos, denn es wurde bereits alles, aber auch wirklich alles in den Trailern gezeigt und somit das Lustigste vorweggenommen. Trotzdem kann man sich noch am Humor in der typischen Minions-Manier freuen. Doch nur wenig später hängt die Unterhaltung schon durch. Und zwar ab dem Punkt, an dem die eigentliche Geschichte beginnt. Einige Filmkritiker vermuten, dass diese kleinen gelben Kartoffelnockerl einfach keinen ganzen Film tragen können. Ich finde, das stimmt nicht. Den Film hätten die Minions leicht gestemmt, ohne dass das Publikum sich an ihnen sattsieht. Doch der Autor hat einen großen Fehler begangen: Er hat den Minions in der Mitte einfach ihren Film weggenommen und ihn an eine andere Figur abgegeben: Scarlett Overkill.

Schurkin Scarlet Overkill wird ihrem Namen gerecht

Schurkin Scarlet Overkill wird ihrem Namen gerecht

Nomen est Omen
Scarlet Overkill will die Krone von Queen Elisabeth I. stehlen. Wie gut, dass drei Minions Stuart, Kevin und Bob gerade auf der Suche nach einem neuen Schurken sind, dem sich das Minions-Volk als Lakaien (die deutsche Übersetzung des englischen Worts „minion“) andienen kann. Sie sind ohne Skrupel auch zu dieser Schandtat bereit. In diesem Fall ist es halt eine Schurkin, die dazu einen schurkisch-trotteligen Ehemann hat. Zu gerne hätte ich den Film im Original gesehen, wo Sandra Bullock [Gravity] und Jon Hamm diesen Figuren die Stimmen verleihen.

So weit so gut, doch die Geschichte kommt nie so richtig schön ins Fließen. Der Weg zum Höhepunkt ist holprig, denn die Minions werden als Hauptfiguren immer wieder in die Rolle der Sidekicks gedrängt und dann wieder ins Zentrum gerückt – ein klassischer Erzählfehler. Vielleicht wäre das noch verschmerzbar, wäre der Film wenigstens durchgehend so unterhaltsam, wie es die Trailer suggerierten. Wenngleich einzelne Slapstick-Einlagen zum Schmunzeln waren, war im ganzen Kinosaal kein einziges Mal ein herzhaftes Lachen zu hören. Bis zum Schluss war aus der Story die Luft schon weitgehend raus. Dass die bis dahin schon bekannten James-Bond-mäßigen Bösewicht-Gadgets von Scarlet Overkill an dieser Stelle nur noch ein paar Nummern größer aufgeblasen werden, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier Versprechen nicht eingelöst wurden. Es war halt alles nur größer und durch die Übertreibung leider nicht besser. Scarlet Overkill – der Name wird letztlich zum Programm.

Um dem Ganzen dann noch eins draufzusetzen, nehmen die drei Minions am Ende als herzige Helden, die alles in Ordnung bringen und das englische Königreich retten, artig von der Queen höchstpersönlich Ehrungen und Geschenke entgegen. Eigentlich die ultimative Erniedrigung für einen wahren Minion. Das wäre in den ansonsten süßlich endenden Ich – Einfach unverbesserlich-Filmen nicht passiert – dort blieben sie konsequent bis zum Schluss auf entzückende Weise fies. Das Ende von Minions lässt vermuten, dass es kein weiteres Solo der gelben Verbrecher-Helferlein mehr geben wird. Gut so. Ich freue mich umso mehr, sie in Ich – Einfach unverbesserlich 3 so zu sehen, wie die Welt sie kennen und lieben gelernt hat.

Meine Bewertung auf IMDB: 5 Punkte
Kleinere Kinder finden den Film ganz sicher wirklich sehr lustig. Viele Erwachsene, die einen anarchischen Spaß erwarten, werden wahrscheinlich enttäuscht sein.

Bumm! Ein dumpfes Wummern. Und wieder: Bumm! Erschütterungswellen in wassergefüllten Plastikbechern. Angsterfüllte Kindergesichter. Die Kinder sitzen mitten in der Nacht in einem Auto fest. Die Spannung war riesig und das Publikum rutschte immer tiefer in die Kinosessel hinein.

Die Minute vor dem ersten Auftritt des Tyrannosaurus Rex in Steven Spielbergs bahnbrechendem Film Jurassic Park hat Kultstatus und wurde dutzende Male in anderen Filmen zitiert. 22 Jahre ist es her, dass zum ersten Mal lebensecht wirkende Dinosaurier im Film zu sehen waren. Das war einfach …. WOW! Der Film war ein Mega-Erfolg und brach alle Rekorde.

Heute setzt das Kinopublikum perfekte computergenerierte Effekte voraus. Was soll man da noch Neues zeigen? Gar nichts. Das beweist die Neuauflage der Dino-Serie, Jurassic World.

Jurrassic WorldDie Charaktere folgen einfachen Schablonen und stecken voller Klischees: die Gedankenlosigkeit der Erwachsenen, der jugendliche Ungehorsam und die Gier (oder sonstige hinterfotzige Motive) der Unsympathen dienen ausschließlich dazu, dem zu erwartenden Verlauf der Handlung eine Rechtfertigung zu geben. Die Kinder überleben, der Held kriegt die Frau und den Bösewicht ereilt seine gerechte Strafe.

War ich enttäuscht? Nein. Niemand geht wegen einer neuen oder originellen Handlung in einen Dinosaurier-Film. Alle wollen einfach nur Saurier sehen.

Ein schweres Erbe
Jurassic World ist ein Themenpark, der auf dem Gelände des gescheiterten Jurassic Park steht. Er ist jedoch völlig neu. Doch das beeindruckend riesige Holztor besteht aus dem Holz des alten Tors zum Jurassic Park – das wird den staunenden Besuchern erklärt. Und ganz genauso ist es mit dem Film: Er steht auf dem Fundament des 22 Jahre alten Vorgängerfilms und fängt doch die Geschichte von Neuem an.

Christ Pratt – ein äußerst sympathischer Filmheld

Christ Pratt – ein äußerst sympathischer Filmheld

Die Leiterin des Themenparks Jurassic World weiß: Alle Jahre muss ein völlig neuer, im Gen-Labor designter Saurier her. Gibt es keine neue Attraktion, werden Saurier für die Leute rasch so selbstverständlich wie ein Elefant im Zoo. Der zieht auch nicht die Massen an. Diese Erklärung ist sicher keine unabsichtliche Selbstreferenz auf den ganzen Film. T-Rex und Velociraptoren? Hatten wir schon in drei Jurassic Park Teilen. Jurassic World ist das Reboot und das Publikum des Jahres 2015 erwartet etwas Größeres, Schnelleres, noch Gewaltigeres. Und das bekommt es auch: den Indominus Rex. Der hat allerlei Tricks drauf und ist noch dazu hochintelligent.

Fürs Publikum ist’s einfach ein Spaß zuzusehen, wie die zwei Jungs Gray und Zack, ihre Tante Claire Dearing [Bryce Dallas Howard], und der Velociraptoren-Trainer Owen Grady [Chris Pratt aus Guardians of the Galaxy] immer wieder dem zum Vergnügen mordenden und hochgefährlichen Induminus-Rex-Weibchen entkommen – mit knapper Not. Ob Sie das Monster auch zur Strecke bringen?

Wo ist der Kultfaktor?
In Jurassic World ist alles drin ist, was man sich von zwei Stunden perfekter Saurier-Unterhaltung erwarten kann. Und trotzdem habe ich etwas vermisst: Kultszenen wie in Jurassic Park – zum Beispiel wie erste Auftritt des T-Rex. Und auch wenn man manchmal aus dem Sitz hochfährt – es gibt in Jurassic World keine einzige Szene, in der man so auf Nadeln sitzt, wie in Jurassic Park, wenn die zwei Kinder die hochgefährlichen Velociraptoren in einer Gastroküche austricksen.

Der Film wird finanziell voraussichtlich höchst erfolgreich. Immerhin bietet er solide Unterhaltung. Nur großartig ist er leider nicht.

Meine Bewertung auf IMDB – 7 Punkte
Ein gelungener Sommerfilm. Zwar nicht originell, aber durchgehend unterhaltsam. Chris Pratt hat sich einmal mehr bewiesen, dass er ein starker Leading Man für großes Blockbusterkino ist. Bitte mehr!

Gewalt und Erniedrigung. Terence Fletcher [J.K. Simmons] weiß, wie man den Willen eines Menschen bricht. Sein Opfer, Andrew [Miles Teller], tut alles, um die Anerkennung seines Peinigers zu erhalten – selbst wenn bereits Blut fließt.

WHIP_Hauptplakat_RZ_ohne+Beschnitt_1400Gut, diese Kurzinhaltsangabe ist etwas irreführend, aber nicht falsch: Der Film Whiplash erzählt die Geschichte des jungen Musikstudenten Andrew. Er hat sich das beste Konservatorium ausgesucht, um Schlagzeug zu studieren. Fletcher leitet dort die renommierte Studio Band, und regiert/dirigiert diese mit harter Hand und Psycho-Spielchen – natürlich alles zum Wohle der Kunst. Als Andrew in die Studio Band aufgenommen wird, sieht er darin ein Karrieresprungbrett. Von Fletcher gibt es dabei Zuckerbrot und Peitsche (Whiplash bedeutet übrigens Peitschenhieb. Doch der Titel kommt von dem Musikstück, das die Studio Band probt): Er heuchelt im privaten Gespräch mit Andrew Interesse – nur um ihm im nächsten Augenblick einen Stuhl nachzuwerfen und ihn mit den frisch anvertrauten persönlichen Informationen vor der gesamten Band bloßzustellen. Wie viele Opfer von Gewalt sucht Andrew die Schuld für Fletchers Ausbrüche bei sich. Um Fletcher zu beweisen, dass er ein würdiges Mitglied der Studio Band ist, ist Andrew bereit, alles andere in seinem Leben aufzugeben – sich also selbst völlig aufzuopfern.

Andrew (Miles Teller) will zu den Besten gehören – da fleßen Blut, Schweiß und Tränen

Andrew (Miles Teller) will zu den Besten gehören – da fleßen Blut, Schweiß und Tränen

J.K. Simmons spielt die Rolle des eiskalten Tyrannen Terence Fletcher einfach brillant. Mit einer unglaublichen Präsenz beherrscht er jede Szene. Wenn Fletcher den Arm zur Kamera hin ausstreckt ist das das Zeichen, dass jetzt volle Konzentration gefordert ist. Die Kamera schwenkt elegant Fletchers Arm entlang und blickt dann über seine Schulter auf das angespannte, eingschüchterte Orchester – niemand wagt es zu atmen. Auch das Filmpublikum nicht.

Alles im Film dreht sich um Fletcher – selbst in den Szenen, in denen er nicht vorkommt. So könnte man meinen, Fletcher sei die Hauptfigur. Doch die Hauptrolle ist Andrew, in der der junge Miles Teller sein Talent beweisen kann. Und er macht das großartig. Nur ist es schwierig, sich gegen eine so faszinierende Figur wie die des Fletcher im Film und beim Publikum durchzusetzen. Erst am Schluss, wenn er sich nicht mehr einschüchtern lassen will und Fletcher die Stirn bietet, gewinnt Andrew als Figur (und Teller als Schauspieler) die Position, die einer Hauptrolle gerecht wird.

Die Story von Whiplash ist klassisch aufgebaut: In sauberen drei Akten spitzt sich alles auf die entscheidende Begegnung am Ende zu – genau wie im klassischen Western, Sportlerdrama oder Thriller. Und das Ende hat es in sich. Es fällt mir nur ein Wort dazu ein: Furios! Für mich der beste Film des letzten Jahres.

Meine Bewertung auf IMDB: 10 Punkte

Wer kriegt den Oscar?
Bester Nebendarsteller J.K. Simmons: 80%
Bester Film: 60 %

Jubel überall: Kritiker sind sich anscheinend einig, dass Keanu Reeves mit John Wick zurück ist. Der Mann, der als Neo in Matrix Kultstatus erlangt hat. Und das mit nur einem Gesichtsausdruck. 16 Jahre musste er warten, bis einer seiner Filme wieder voll einschlägt. Den einen Gesichtsausdruck hat er auch nicht verlernt. Er behält ihn beharrlich bei. Das lässt sich freilich gut so verkaufen, dass er halt ein ganz knallharter Typ ist.

Die Story
John Wick ist ein Ex-Killer, dessen Frau gerade gestorben ist. Er hängt noch an zwei Dingen: den Hund, den ihm seine Frau geschenkt hat, und sein Auto. Der Sohn eines russischen Mafiabosses und einige Kumpanen überfallen ihn, bringen den Hund um und stehlen sein Auto. John Wick übt Rache.

Wirklich so gut?
Ich verstehe den Reiz von Rache-Actionfilmen, auch wenn das gar nicht mein Genre ist. Wenn man penibel ist, hat der Film viele Schwächen. Aber eine ist unverzeihlich: das Drehbuch. Denn das wurde offenbar innerhalb weniger Stunden zusammengeschustert. Der Autor hatte nicht einmal den Ehrgeiz, John Wick eine echte Motivation für sein Handeln zu geben. Die gibt es nämlich nur scheinbar. Dass der getötete Hund ein Geschenk seiner Frau war, ist sentimentaler Schwachsinn. Dadurch kann man nicht hunderte Tote rechtfertigen. Nicht mal im Rache-Actionfilm. Und vom gestohlenen 69er Mustang als Rechtfertigungsgrund zu einem Blutbad dieses Ausmaßes will ich erst gar nicht reden.

Sympathischer morden
Es geht mir weniger um die moralische Sicht, sondern darum, dass das Publikum einen Bezug zum Protagonisten aufbauen können soll. Bei John Wick funktioniert das überhaupt nicht. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum soll ich diesem John-Wick seine Gefühle abkaufen oder warum sollen sie mich überhaupt interessieren? Weder wuchs mir der Typ ans Herz noch war er auf irgendeine Weise sympathisch: Er war früher ein eiskalter Auftragskiller – der schlimmste und brutalste von allen. So schlimm, dass die ganze Russenmafia erschauert, wenn jemand seinen Namen ausspricht. Und jedes seiner Opfer, allesamt selbst Killer, stößt noch ehrfürchtig ein gehauchtes „John Wick!“ aus, bevor selbiger ihm das Licht auspustet.

John Wick sollte wissen, wie das mit dem Töten ist. Ist nicht persönlich. Ist nur ein Geschäft. Für ihn jedenfalls. Und manchmal triffts da eben einen kleinen, süßen Hund.

Bis auf die Szenen im Hotel, das allen möglichen Killern eine Herberge bietet, und wo man einander kennt und noch brav grüßt, bevor man die Waffen aufeinander richtet (was allerdings streng gegen die Hotelordnung verstößt), war alles andere für mich nur unoriginelles, freudloses Gemetzel ohne Ende. Nicht einmal tolle Kampfszenen gibts. Ein paarmal geht es Mann gegen Mann. Aber das sah dann eher wie Schulhofgerangel aus, wo ich mir ein paar Tolle Karate-Kicks erwartet hätte.  John Wick spezialisiert sich lieber darauf, bereits niedergeschossenen Gegnern noch aus kurzer Distanz eine Kugel in den Kopf zu jagen. Ja eh, aber nach dem zwanzigsten wird das einfach langweilig.

Actionfilme gibt es genügend gute. Die schau ich mir gern an. Und auch, wenn ich kenn Fan davon bin: Unter den Rache-Actionfilmen gibt’s für mich trotzdem sogenannte „Guilty Pleasures“. John Wick wird aber nie dazugehören.

Meine Bewertung auf IMDB: 4 Punkte
Ein Drehbuch, das höchstens für eine Action-Komödie taugt, aber so auf beinhart und düster getrimmt wirds höchstens lächerlich – und letztlich langweilig.

Die Geschichte Foxcatcher erzählt eine wahre Begebenheit und versucht zu erklären, wie es dazu kam, dass John du Pont den Ringer Dave Schulz erschoss. Die Vorlage liefert das autobiografische Buch seines Bruders Mark Schulz.

Der Film setzt Mitte der 80er Jahre an. Mark Schulz, obwohl Gewinner einer Olympischen Goldmedaille im Ringen, stand sein Leben lang im Schatten seines älteren Bruders Dave. Völlig überraschend wird er als Trainer des Foxcatcher Ringer-Teams des Milliardärs John du Pont engagiert. Es entwickelt sich eine Art Freundschaft zwischen Mark und John du Pont. Doch es kommt zum Streit aus einem nichtigen Anlass – trotz Erfolgen des Teams Foxcatcher. Mark wird durch seinen Bruder Dave als Trainer ersetzt. John du Point bekommt von Dave allerdings nicht, was er sich wirklich wünscht. Und das hat tragische Folgen.

Foxcatcher Teaser Poster (Sony Pictures Classics)

Foxcatcher Teaser Poster
(Sony Pictures Classics)

Nicht jeder kann mit Sportlerfilmen viel anfangen. Ich zum Beispiel. Doch Sport beiseite: Im Vordergrund steht das Drama, das sich zwischen den Personen entwickelt – in leisen Tönen und durchgehend in getragenem Tempo. Der Regisseur Bennett Miller lässt uns in langen Einstellungen die Figuren John du Pont, Mark und Dave Schulz beobachten. Damit stellt er durchaus Ansprüche an ein heutiges Publikum, das von hohem Tempo und schnellen Schnitten „verwöhnt“ ist. Ich selbst hatte nach den ersten paar Minuten voreilig beschlossen, dass mich der Film nicht sonderlich interessieren wird. Doch schon bald wurde immer mehr in die Entwicklung der Beziehungen eingesogen: dank der brillanten Besetzung.

Unter den Schauspielern sind zwei besondere Überraschungen für mich dabei. Und ich möchte mit dem Mann beginnen, der für keinen Oscar nominiert ist:

Channing Tatum/Mark Schulz
In bisherigen Rollen wurde Channing Tatum als der Schönling vermarktet, man denke an Magic Mike. In seiner Rolle als der etwas schwerfällige Mark Schulz spielt sein Aussehen keine Rolle. Er ist einer, den der sportliche Erfolg nicht selbstbewusst gemacht hat. Er braucht die Anlehnung an ein Vorbild, ob an seinen Bruder oder an John du Pont, in dem er eine Vaterfigur findet. Kräftig, aber introvertiert und einsilbig; Channing Tatum spielt diese Rolle subtil und gerade dadurch ist seine Performance so beeindruckend.

Steve Carell (Foto: Eva Rinaldi Lizenz: CC BY-SA 2.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/legalcode)

Steve Carell
(Foto: Eva Rinaldi
Lizenz: CC BY-SA 2.0
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/legalcode)

Steve Carell/John du Pont
Steve Carell ist bisher nicht als Charakterdarsteller aufgefallen. Und zwar überhaupt nicht. Er ist bekannt aus der amerikanischen Version von The Office, Dinner für Spinner, The Incredible Burt Wonderstone und vielen anderen Komödien. Durch Maskenbildnerkunst kaum wiederekennbar, stellt er John du Pont als schwach, dünnlippig und verbissen dar – eine aus vielen Gründen tragisch-lächerliche  Figur. Was er an körperlichen Voraussetzungen nicht mitbringt, macht er mit Geld wett. Er kauft sich einfach die Leute, und macht deren Erfolge zu den seinen. Zur generellen Subtilität des Films und aller schauspielerischen Darstellungen passt es, dass du Pont nicht als so verrückt porträtiert wird, wie er im richtigen Leben gewesen sein muss, sondern eher als abstoßend und unberechenbar. Steve Carell beweist hier, was als Schauspieler in ihm steckt und wird hoffentlich in der Zukunft viele gute Rollenangebote erhalten. Darauf freu ich mich jetzt schon.

Das Verhältnis zur Mutter ist auch der Schlüssel zum Charakter des John du Pont. Sie die erfolgreiche Reiterin, er, der nur das Zustande gebracht hat, was mit Geld zu kaufen war. Er sucht nach der Anerkennung seiner Mutter, doch sie hält Ringen für etwas Niedriges. Als John noch ein Kind war, hatte er nur einen Freund – und das war ein Junge, den seine Mutter dafür bezahlte, mit ihm zu spielen. Selbst im Erwachsenenalter nagt das noch an John. Es ist ihm anscheinend nicht bewusst, dass er selbst nichts anderes tut: er kauft sich mit seinem Geld Freundschaft und Bewunderung. Widerrede endet mit Verstoß, wie Mark Schulz zu spüren bekommt.
Und so erhält er einzig vom eigenen, also vom bezahlten, Ringer-Team Anerkennung. Er lässt sich mit allen möglichen ehrbezeugenden Titeln ansprechen, zum Beispiel mit „Goldener Adler“ oder „Coach“, obwohl er im Ringen selbst höchstens Anfängerniveau aufweist und von Coachen keine Ahnung hat. Dennoch machen alle bereitwillig mit. Nur einer nicht: Dave Schulz.

Mark Ruffalo/Dave Schulz
Mark Ruffalo war für mich bisher auch eher der „Schönling“ mit Rollen, die nicht allzu viel Tiefgang zuließen, zum Beispiel in Now You See Me. Und diesmal wurde er für seine Rolle als Dave Schulz für einen Oscar als bester Nebendarsteller nominiert. Ruffalo ist überzeugend als der Bodenständige. Er ist der fürsorgliche ältere Bruder und Familienvater. Im Gegensatz zu seinem introvertierten Bruder Mark, fällt es Dave leichter sich auszudrücken, auch durch Nähe. Sein Fehler ist: Dave stellt seine Familie über John du Pont mit all seinem Geld. Er steht fest im Leben und braucht keine Vaterfigur und keinen Pseudo-Mentor. Und im Job steht er nicht 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Das sollte ihm zum Verhängnis werden.

In Wirklichkeit wurde nie ein Motiv für John du Ponts Mord an Dave Schulz festgestellt, sondern seiner paranoiden Schizophrenie zugeschrieben. Der Film deutet jedoch an, dass es einen Auslöser für die Wahnsinnstat gab und John du Pont einfach nicht akzeptieren konnte, dass es einen Mann gab, den er nicht durch Geld unter seinen persönlichen Besitztümern einreihen konnte. Die Wahrheit lässt sich sicher nicht mehr feststellen. Aber die Geschichte, wie sie der Film anbietet, ist eine glaubwürdige Möglichkeit.

Wer kriegt den Oscar?
Bester Hauptdarsteller Steve Carell: 70%
Bester Nebendarsteller Mark Ruffalo: 25%
Beste Regie Bennet Miller: 60%

Meine Bewertung auf IMDB: 9 Punkte