Die Olympischen Spiele stehen vor der Tür und damit das Motto „schneller, höher, weiter“. Es gibt wohl keine Zeit in der dieses Motto unser Leben tagtäglich prägt. Beim Sport kann ich das ja noch nachvollziehen, der Sinn der Sache ist ja für die SportlerInnen zu gewinnen. Und für die, die keine Chance auf den Gewinn haben gibt es ja das zweite olympische Motto: „Dabei sein ist alles!“.

In unserer modernen Gesellschaft verhalten wir uns aber oft wie siegeswillige OlympionikInnen, obwohl die wenigsten von uns wohl Olympiareife hätten. Da kann uns der Bus nicht schnell genug kommen, im Facebook kann ein „Gefällt mir“ nicht schnell genug gehen. Wir sollten auf alles sofort eine Antwort haben, ein Problem muss ruckzuck gelöst sein. Wer will schon länger als nötig an der Supermarktkasse stehen? Und wenn die Amazon-Lieferung nicht innerhalb 72 Stunden da ist, dann werden wir ungeduldig. Der Sommer soll schon im März da sein und spätestens Ende Oktober wollen wir eine Schneedecke fürs Skivergnügen.

Was in unserem Alltag vielleicht ein persönliches Ärgernis ist, hat in der Politik fatale Auswirkungen. Das können wir gerade in der verkorksten europäischen Politik erleben. Fast täglich schreit der berühmte „Markt“, dass Feuer am Dach ist und morgen die Welt aus den Fugen gerät. Die Politik versucht alles das Feuer zu löschen. Ist der erste Brand eingedämmt, fängt es am anderen Eck zu glimmen an. Regierungen entscheiden auf dem gefühlt 150. Gipfel und die nationalen Parlamente winken die Entscheidungen durch. Alles unter dem Druck jener, die die Ursache der Krise sind, ob Banken, Hedgefonds oder WirtschaftswissenschaftlerInnen. Es wird Zeit auf die Bremse zu steigen und zu entschleunigen. Es braucht wieder die Zeit über die großen und kleinen Probleme nachzudenken, zu hinterfragen und zu debattieren. Und dem Motto des guten alten Konfuzius zu folgen: „In der Ruhe liegt die Kraft!“

Das ist der Anteil am österreichischen Bruttonationalprodukt, der für die Entwicklungshilfe ausgegeben wird. Geht wirklich nicht mehr?  Dass Griechenland und Spanien ihre Ausgaben noch mehr als Österreich gekürzt haben ist keine rühmliche Ausrede, sondern beschämt. Warum kürzen wir dann eigentlich? Ich vermute, dass wir hier den Klassiker „Das Hemd ist uns näher als der Rock“ sehen. So denken und entscheiden Menschen, die nicht über das Eigene hinaussehen und kurzfristig glauben etwas sparen zu können.

 Aber das ist in der Entwicklungspolitik genau so kurz gedacht wie es in der Sozial- oder Umweltpolitik wäre. Entwicklungshilfegelder sind keine Almosen. Diese Gelder sollen Teil der Verantwortung sein, die wir haben müssen, wenn uns ernsthaft etwas an den Menschen in armen Ländern liegt. Denn wir haben auch keine Gewissensbisse auf Kosten vieler Menschen zu leben, die für uns Produkte fertigen, ohne die wir uns ein Leben nicht mehr vorstellen können. Wenn im Kongo Zigtausende unter unmenschlichsten Bedingungen Rohstoffe für unsere Handys, Fernseher und Computer fördern, dann sind wir auch in ihrer Schuld. Es muss uns ein Anliegen sein die dortigen politischen Bedingungen zu ändern, um auch in diesen Ländern menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Dazu gehören Entwicklungsgelder, die vor Ort etwa Kindern den Besuch einer Schule gestatten. Bildung ist nun einmal der beste Weg aus Armut und Fremdbestimmtheit.

Darum erwarte ich mir mehr als „0,27% Verantwortung“ von einem der reichsten Länder der Erde…

http://www.orf.at/stories/2123482/2123496/


oder: die Suche von Zeit-Autor Wolfgang Uchatius nach den Gründen des billigen T-Shirts*

Das „Welt-Leiberl“ hängt bei so ziemlich allen von uns im Kleiderschrank. Es ist weiß, hat einen Rundkragen oder V-Ausschnitt und kostet bei H&M 4,95 Euro. Wenig für 100% Baumwolle. Wahrscheinlich weil die Baumwolle aus einem Billigland kommt. Zum Beispiel aus Mali, Burkina Faso oder Indien. Dort leben 10 Millionen Baumwollbauern. Doch weit gefehlt: Die Baumwolle kommt aus den USA, dem weltweit größten Baumwollexporteur. Rund 20.000 Baumwoll-Farmer gibt es in den USA. Sie produzieren doppelt so teuer wie die Afrikaner. Doch sie erhalten staatliche Förderungen: 25 Mrd. Dollar waren es in den vergangenen zehn Jahren. Mit diesen Subventionen können sie billiger verkaufen als die Konkurrenz. 40 Cent kosten in Texas die 400 Gramm Baumwolle, die für ein T-Shirt benötigt werden. Die amerikanischen Steuerzahler/innen stützen ihre Baumwollbauern und damit den Preis des Welt-Leiberl. Die weltweiten Konsument/innen freuen sich über ein billiges T-Shirt. Die Bauwollbauern in Mali, Bukina Faso oder Indien kämpfen ums Überleben.

Von den Baumwollfeldern im Norden Texas geht die Reise des Welt-Leiberls dann nach Bangladesh, einem der ärmsten Länder der Welt und einem der größten Nachschublieferanten für die Kleiderstangen der Welt. 1,18 Euro pro Tag inklusive aller Überstunden bekommen Näherinnen bezahlt. Das ist immerhin der Mindestlohn. Zum Leben reicht es kaum. Für die Fabrik aber immerhin zur Anschaffung von Nähmaschinen inkl. Fahrzeug samt Fahrer für den Mangager.1,35 Euro kostet das Leiberl aus Bangladesh seinen Käufern. Zu den 40 Cent für die Baumwolle, kommen also noch 95 Cent für Stoffproduktion und Nähen.

Von Bangladesh geht´s dann über den Containerhafen in Malaysia nach Europa. Sechs Cent fallen pro T-Shirt für den Transport im Container an. Wenn das Leiberl also in Europa ankommt, hat H&M etwas mehr als 1,40 Euro dafür bezahlt. Auch wenn auf dem Etikett „Made in Bangladesh“ steht, bleibt die Differenz auf die 4,95 Euro in Europa. Rund 2 Euro machen der Transport nach Österreich, Filialmieten, Gehälter von Verkäufer/innen, Buchhalter/innen für Kataloge und Werbung aus. Abzüglich der Umsatzsteuer bleibt H&M ein Gewinn von 60 Cent pro T-Shirt

Wolfgang K. Heindl, Entwicklungspolitischer Referent von SEI SO FREI Salzburg

*http://www.zeit.de/2010/51/Billige-T-Shirts

Das fragen sich Millionen junge Menschen in Europa tagtäglich. Wieder sind die Jungen in Spanien auf die Straße gegangen. Wieder haben sie auf ihre hoffnungslose  Lage aufmerksam gemacht. Wieder hat die Polizei die Demonstrationen aufgelöst.

Millionen junge Frauen und Männer, gut ausgebildet, aus Spanien, Griechenland, Portugal, Italien und anderen Staaten der EU, sehen für sich keine Zukunft. Architektinnen, Pädagogen, Installateure, Ingenieurinnen, Tischler sind in der Warteschleife, ohne zu wissen, wo das Ziel ist. Sie fühlen sich nicht gewollt und unverstanden. Die Staaten sind angehalten zu sparen, das heißt weniger Investitionen in die Zukunft ihrer EinwohnerInnen.

Was geht im Kopf einer jungen Lehrerin vor, die weiß, dass unvorstellbare Summen für die Rettung von Banken ausgegeben wurden. Dass Milliarden bereitstehen, um die ominösen Finanzmärkte zu beruhigen. Dass ihr Land Stellen kürzt um kurzfristig zu sparen. Die junge Lehrerin hat keine Hoffnung auf eine bessere Zukunft, sie geht auf die Straße, um ihren Unmut kund zu tun. Und mit ihr viele andere. Eine  Antwort des Staates bleibt aus.

Für eine Gesellschaft ist es besonders schlimm, wenn sie ihren jungen Menschen keine Hoffnung geben kann. Die Staaten der Europäischen Union müssen sich die Kernfrage stellen: Was ist uns mehr wert? Die Finanzmärkte oder die Zukunft unserer Jugend? Das bedeutet auch die Gelder neu aufzuteilen. Wenn in die abstrakten Finanzmärkte Milliarden gesteckt werden, dann müssen auch Milliarden bereit stehen, um jungen Menschen Arbeit und Lohn zu geben. Das Geld für die Finanzmärkte ist wichtig, um kurzfristig eine Katastrophe abzuwenden. Das Geld für die Jugend ist mittel- und langfristig eine sichere Investition in ein Europa der Chancengleichheit und Lebensqualität für alle.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/spanische-polizei-loest-camp-der-empoerten-auf-a-832888.html

Der Ölpreis steigt wieder massiv. Seit Jahresbeginn ist er um 9% in die Höhe geklettert. Ende der Preissteigerung ist keine in Sicht. Gründe für die massiven Preissteigerungen seien die Eskalation der Lage im Iran (drittgrößter Erdölexporteur der Welt), aber auch eine Geldschwemme der Notenbanken, die Investoren in Spekulationen mit dem Ölpreis treiben. Und natürlich die steigende Nachfrage nicht nur in den westlichen Ländern, sondern auch in wirtschaftlich aufstrebenden Ländern wie Indien und China.

Ich maße mir nicht an, das komplexe System zu durchschauen. Es ist abhängig von verschiedensten Faktoren. Aber eines ist für mich klar. Ich mag diese Abhängigkeit vom Öl nicht. Sie ist mir zuwider. Dieser Rohstoff ist einer der Hauptfaktoren, warum Kriege geführt werden. Der Abbau und Transport führt in regelmäßigen Abständen zu gigantischen Naturkatastrophen. Schließlich ersticken wir im Plastikmüll, der vom selben Rohstoff produziert wird.

Nun steigt der Ölpreis, wieder einmal. Das zieht bekanntlich massive Teuerungen mit sich: Erhöhung bei Transportkosten, Heizkosten und Lebensmittelkosten. Es gibt nicht viele, die sich über diese Entwicklung freuen – außer der Finanzministerin natürlich.

Ich frage mich immer, was ich selbst tun kann. In diesem Fall: Einfach nicht mitmachen. Ich gebe diesem auf Erdöl aufgebauten System so wenig Macht als möglich. Denn Systeme haben immer nur soviel Macht, wie man ihnen gibt.

Hier mein persönliches 5 Punkte Programm samt dem persönlichem Gewinn, den ich dabei habe:
1.) Ich lasse das Auto stehen, wann immer es geht. Ich fahre öffentlich, auch Routen, die vorher undenkbar für mich gewesen sind. Damit kann ich die Zeit zum Lesen oder Arbeiten verwenden.
2.) Es gibt kein Zweitauto in der Familie. Das spart enorm viel Geld kurz- und langfristig gesehen.
3.) Ich gehe vermehrt zu Fuß oder fahre mit dem Rad. Besonders die täglichen Wege geben mir die Möglichkeit, heilsam in Bewegung zu kommen.
4.) Ich esse Lebensmittel aus der Region. Da weiß ich, woher sie kommen und die Transportkosten sind möglichst gering.
5.) Beim Einkauf verzichte ich auf Plastiksackerl und nehme bereits gebrauchte Taschen mit.

Ich liebe meine Freiheit. Diese beginnt nicht zuletzt im verantwortungsvollen Umgang mit diesem außergewöhnlichen Rohstoff.

Links:

http://derstandard.at/1330390391379/Geopolitische-Faktoren-Oelpreis-hat-weiteren-Hoehenflug-vor-sich?seite=2#forumstart

www.autofasten.at

Das Sparpaket, das den Griechen von der Europäischen Union aufgezwungen werden soll, wird Griechenland kaputt machen. Die Lohneinschnitte für die Griechen sind dramatisch. Das bedeutet, dass die Menschen nichts mehr haben werden, um die Wirtschaft im eigenen Land zu stärken und damit ihr Land wieder auf den Weg der Genesung zu bringen.

Die Europäische Union beklagt die lasche Steuerpolitik der Griechen. Aber wie jemand, dem das Einkommen gekürzt wird, mehr Steuern zahlen soll, wird völlig ausgeblendet. Natürlich hat Griechenland in der Vergangenheit große Fehler gemacht. Aber das waren Fehler, die nicht im Geheimen passierten. Allein bei der Aufnahme in den Euroraum hätten die Alarmglocken in Brüssel klingeln müssen. Die EU hat bewusst weggeschaut und jetzt will sie nichts davon gewusst haben. Dazu kommt eine strukturelle Ungleichheit in den Ländern Europas. Deutschland hat es mit seinem Lohndumping geschafft, Exportweltmeister zu bleiben.  Natürlich auf Kosten anderer Länder. Nun will Deutschland mit seinem Modell Europa aus der Krise führen. Das kann nicht funktionieren. Das geht vielleicht für ein Land, aber wenn alle es machen, zahlen auch alle drauf.

Der Theaterbesuch

Friederike Spieker, eine deutsche Volkswirtin, die schon lange vor der Katastrophe warnt hat ein ganz einfaches, aber klares Beispiel gebracht. Stellt dir ein vollbesetztes Theater vor. Alle, die in der ersten Reihe sitzen, haben einen tollen Blick auf die Bühne. In Reihe zwei ist der Blick nicht mehr so toll. Nun denkt sich ein Theaterbesucher: „Ich stehe auf, dann sehe ich besser!“ Natürlich folgen ihm nach der Reihe alle anderen. Zum Schluss stehen alle Theaterbesucher, bis auf die Menschen in der ersten Reihe. Was ist das Ergebnis? Die erste Reihe sieht immer noch gut. Alle anderen sehen genau so schlecht wie vorher und haben zusätzlich noch Beinschmerzen vom ungemütlichen Stehen. Insgesamt hat sich die Lage verschlechtert! Auf unsere Wirtschaft in Europa übertragen heißt das, dass für den Einzelnen sich aufgrund einer Maßnahme kurzfristig etwas bessert, folgen alle ihrem Einzelinteresse wird es für alle mieser.  

Einer für alle und alle für einen

Die Europäische Union hat die Verantwortung ein Mitgliedsland nicht willentlich in die Katastrophe zu schicken. Die Kürzung von Löhnen wird den Menschen dort das Leben noch erschweren. Damit würgt man Investitionen in eine produktive Zukunft ab. Wenn dieses Modell Schule macht, wird es über kurz oder lang auf Portugal, Spanien usw. übertragen. Und dann? Wenn man Menschen an der Entwicklung nicht teilhaben lässt, dann steht eine Radikalisierung bevor, die auch nicht vor den „reichen“ Ländern halt machen wird.

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