Die erste Woche war für das Sparschweinderl die ergiebigste. Im Zweistundentakt wurde es gefüttert. Ich war überrascht, dass einem doch relativ oft ein Schimpfwort über die Lippen kommt. Zur Erinnerung: für ein kleines Schimpfwort wie „Sch….“ gab es 50 Cent, für ein gröberes einen Euro. Manchmal ist es mir anfangs nicht aufgefallen und Freunde und Kolleginnen haben mich darauf hingewiesen. Aber schon bald wurde das Schweinderl praktisch auf Diät gesetzt und bekam nur mehr sporadisch Futter. Hilfreich war auch, dass Julia und Jochen mitmachten. Ich habe die Sprache bewusster benutzt und oft nachgedacht, welche Wörter ich benutze. Auch nach der Fastenzeit hat sich meine Sprache nicht rückentwickelt. Immer noch kommt mir ein Schimpfwort schwer über die Lippen und das ist gut so!

Und was ist nun das Ergebnis?schweinderl

Das Sparschweinderl musste nach Ostern seinen Inhalt preisgeben und siehe da, es sind 71 Euro, die einem Projekt von „Sei so frei“ der Katholischen Männerbewegung zu Gute kommen. Wenn wir 40 Fastentage (nur Werktage) nehmen, dann heißt das 1,775 Euro pro Tag. Waren es am Anfang durchaus manchmal drei oder vier Euro hat es sich am Ende bei höchstens 50 Cent eingependelt.

Und wie ist es nun Jochen ergangen? Fragen wir ihn mal:

„Ich war überrascht, dass mir oft unbewusst „Schlimmwörter“ über die Lippen kommen. Gerade beim Auto- oder Radfahren schimpft man die anderen immer wieder schnell. Nach einiger Zeit gewöhnt man sich aber daran statt Sch…e lieber Scheibe zu sagen. Meine KollegInnen und meine Familie haben mir beim Zählen brav geholfen, so dass mein Schweinderl mit 58,50 Euro gefüttert wurde.“

Jetzt bleibt nur eine Frage offen. Warum hat Jochen weniger Geld im Schweinderl als ich? Liegt es daran, dass ich mehr Schimpfwörter gebrauche oder Jochen einfach weniger redet als ich?

http://www.facebook.com/seisofrei?fref=ts

http://zartbitter.co.at/augenblicke/schimpfworter-fasten/

 

Eigentlich habe ich mir vorgenommen, niemals über das Wetter zu schreiben. Das Wetter ist normal der perfekte Eisbrecher um ins Gespräch zu kommen, mehr nicht. Aber jetzt muss es sein, das Wetter bekommt einen eigenen Blog-Eintrag. Weil es mich nervt und ich denke, da bin ich nicht alleine. wetter

Ich will ja schon keine Wettervorhersagen mehr lesen und schauen. Seit Wochen warten alle auf ein erlösendes „frühlingshaft“. Aber nichts – stattdessen immer wieder: Tiefdruckgebiete, die von irgendwo herkommen, drohende Regenschauer, heftiger Schneefall, eisige Winde, stark bewölkt, zeitweise bedeckt, kalte Luft und so weiter und so weiter. Das drückt natürlich aufs Gemüt, selbst die Vögel singen in der Früh eher verhalten oder kommt mir das nur so vor?

Es hilft auch die jährlich heiß diskutierte Umstellung auf die Sommerzeit nicht, was hab ich von der Helligkeit, wenn ich ständig an eine Wärmflasche denken muss. Das alte Rezept ja seinen Teller leer zu essen schlägt sich aufs Gewicht, ändert aber nichts am Wetter. Und Petrus, der Wetterheilige, hat den anstehenden Wechsel der Jahreszeit wohl verschlafen oder gibt es ihn etwa wirklich nicht? Ja, ja ich weiß, man sollte nicht jammern, schon gar nicht über das Wetter.

Aber der Frust musste raus und jetzt ess ich nochmals brav meinen Teller leer, vielleicht hilft’s ja doch!

 

Kürzlich war ich Stunden in der Warteschleife am Flughafen. Zeit genug, um darüber nachzudenken, was einen Flughafen so besonders macht. Klar ist, wenn man eine Flugreise macht, braucht man einen Start- und einen Landeplatz. Aber anders als auf einem Bahnhof funktioniert ein Flughafen auf besondere Weise. flug 2

Es ist eine andere Welt. Beim Sicherheitscheck gibt man jede Selbstbestimmung ab, man ist nur mehr Passagier. Die Logik der Flüssigkeitenkontrolle besteht in der Förderung des Plastiksackerlabsatzes. Aber nur in der EU, anderswo kommt man auch ohne Sackerl durch die Kontrolle. Man darf nur ein Feuerzeug im Handgepäck mitführen. Das führt dann zu so skurillen Situationen wie am Freitag. Einer kann mit 4 Feuerzeugen durch die Kontrolle, da hat man was übersehen. Beim anderen wird aus dem einzigen mitgeführten Feuerzeug das Gas herausgelassen. Der Sinn ist nicht klar. Aber niemand wagt es, dem Sicherheitspersonal zu widersprechen, man will ja mitgenommen werden und verhält sich tunlichst unterwürfig. flug 3

Wenn ich vorher meinte, man sei nur mehr Passagier, hab ich was Wichtiges vergessen. Man ist Passagier mit Geld. Warum am Flughafen ein Kaffee nicht unter 4 Euro zu bekommen ist, ist klar. Man hat keine andere Wahl, genauso bei einem einfachen Brötchen mit irgendwas drinnen, es kostet einfach. Da zahlt man für eine kleine Jause gleich so viel wie anderswo für ein nettes Abendessen. Die Wartezeit verlockt natürlich dazu die Duty Free Shops zu besuchen. Smarties im Kilopack, Toblerone verfolgt einen sowieso und Alkohol bis zum Abwinken.

 

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Was den Wiener Flughafen auszeichnet sind seine kilometerlangen Gänge zu den Gates. Man trainiert sich die Toblerone gleich wieder ab und ist gerüstet für den nächsten Halbmarathon. Ist man beim richtigen Gate angekommen und das Boarding beginnt, habe ich mich immer gewundert, warum so viele gleich aufspringen und dann lange anstehen, um ins Flugzeug zu kommen. Jetzt weiß ich warum.

Es ist der unbewusste Drang dem Flughafen zu entfliehen.

 

 

 

Sicher schon mehr als zehn Mal habe ich die Hagia Sophia besucht und immer wieder bin ich überwältigt. hagia

Von außen sieht sie aus wie eine alte Schildkröte, die nichts erschüttern kann, die schon alles gesehen hat. 1500 Jahre bestimmt sie schon die Silhouette von Istanbul, vormals Konstantinopel, vormals Byzanz. In nur 6 Jahren als Kirche erbaut, dann Moschee und jetzt Museum, trotzt sie den wechselnden Herrschaften und lässt alle Besucher staunen. Schon die Vorhalle wäre ein Gotteshaus für sich, die Haupthalle mit ihrer riesigen Kuppel macht einen ergriffen. Immer wieder. Die wundervollen Mosaike erzählen von Jesus, Kaisern und Engeln.

Wer daran glaubt, kann die „Schwitzende Säule“ berühren.

So sollen Wünsche in Erfüllung gehen, manch einer wurde der Legende nach schon von einer schweren Krankheit geheilt.katze hagia

 

Und dieses Mal wartet noch eine Überraschung in der Hagia Sophia.

Eine Katze scheint sie als ihr Revier gewählt zu haben. Von den Touristen holt sie sich ihre Streicheleinheiten. Majestätisch sitzt sie am Geländer und verteilt ihre Gunst an die vorüberziehenden Menschen aus aller Welt. Und nur wenige können widerstehen und an ihr vorübergehen ohne sie zu betrachten oder zu berühren. Sperrt die Hagia Sophia zu, dann wird aus der Samtpfote wohl ein Mäusetiger.

Die ganze Nacht hat sie Zeit sich die fettesten Nagetiere für ein Festmahl zu holen.

Mahlzeit!

 

Franz Borstner beim Arbeitslosenkreuz

Franz Borstner beim Arbeitslosenkreuz der Mädchen vom Projekt Meet mit Doris Witzmann und Michael Bernert

In den letzten Tagen hat sich Einiges getan. Während der neue Papst gewählt wurde mit dem durchaus viel versprechenden Namen Franziskus, die Witwe des Kriegsdienstverweigerers Franziska Jägerstätter 100jährig zu ihrem Mann heimgekehrt ist, hat es noch jemanden erwischt: Einen ganz Großen. Franz Borstner war ein unbequemer Mensch. Als gelernter Tischler aus dem slowenisch sprachigen Kärnten lernte er nicht nur sein Handwerk, sondern entwickelte schon früh ein Gespür für ungerechte Lebenssituationen.

Er wusste, dass es im leben mehr gibt. So studierte er Theologie in Salzburg. Ein Jahr verschlug es ihn in das Priesterseminar. Das war dann nicht ganz sein Weg. Aber eine Verbindung aus Glauben  und Engagement für Gerechtigkeit fand er in der Betriebsseelsorge der Katholischen Aktion. Sehen, urteilen, handeln waren für ihn keine leeren Worte. Er begleitete arbeitslose Jugendliche in Hallein und Salzburg. Schweißte mit ihnen aus Alteisen das Arbeitslosenkreuz, das heute noch beim ABZ – Haus der Möglichkeiten zu bewundern ist. Sein Vorstellungssatz „Ich bin ein alter Tischlergeselle“ ist unvergessen.

Ebenso unvergessen sind seine Kabarettauftritte: Ein brachiales Naturtalent, das es nie zum Quatsch Comedy Club  geschafft hat, weil seine Pointen eben kein Quatsch waren. Beispiele aus der Jobbörse gefällig?„ Suchen Glaser mit einschlägiger Erfahrung.“ Oder: „Fleischhauerei sucht Lehrling. Sie werden sofort eingearbeitet.“

Franz und ich waren nicht immer einer Meinung. Mir war er in seiner Einstellung manchmal zu negativ. Er beherrschte die „positive Kraft des negativen Denkens“. Seine Scheidung, der tragische Unfalltod seiner 16jährigen Tochter haben Spuren hinterlassen, die auch seinen Körper schwer gezeichnet haben. Franz, es ist so traurig, dass du nicht mehr unter uns bist.

Unser gemeinsames Kirchenkabarett „Petrus und Franziskus“ war zwar nicht unser Durchbruch, aber es hat echt viel Spaß gemacht! In diesem Sinne gibt’s hier noch einen Ausschnitt unseres

Papa-Ratzi-Raps

1. Kennst Du ihn denn schon  – diesen weißen Mann.

Er redet ganz viel – und lässt keine ran.

Unlängst war er doch. – dort in Köln.

Aber nicht um bayrisches Bier. – zu bestell‘n.

Refrain: Ja –Ja –wunderbar .

Er war da  (2x)
2. Und er sprach –und sprach –und sprach – und sprach.
Bis die Funkverbindung endlich brach.
Es gab Regen – es war nass-
ja es war echt krass.
Es gab viel Gatsch – es war bitter kalt
Alle war‘n jung – nur er war alt.
Refrain: Ja –Ja – wunderbar.
Er war da. (2x)

3. ) Wofür war das alles – denn wohl gut?
Wenn nur einer redet  – keiner was tut!
Von ihm hört man oft  – ein soziales Wort
seine Rede verhallte gleich – an diesem Ort.
Und er ließ die Jugend im Regen steh‘n
Stieg ein in den Flieger – ward nicht mehr geseh‘n.

Refrain: Ja –Ja –wunderbar . Er war da
Ja –Ja –wunderbar . Er ist unkündbar
Ja –Ja –wunderbar . Er ist unfehlbar

Ich wünsche dir, lieber Franziskus, dass du deiner Tochter im Himmel begegnest. Und komm‘ uns, wenn wir an der Reihe sind, mit einem guten Witz entgegen!

http://www.comedyimpub.com/index.php?option=content&pcontent=1&task=view&id=10&Itemid=67&-Franz-Borstner

Heute ist mir wieder mal das Wort „Randgruppe“ untergekommen. Und heute habe ich beschlossen dieses Wort nicht mehr zu gebrauchen. Beim Obusfahren hatte ich genug Zeit darüber nachzudenken, was es für mich bedeutet. Das Wort „Gruppe“ ist ja ganz in Ordnung. Es gibt unzählige Gruppen. Jeder von uns gehört zu mehreren Gruppen, die sich durch etwas definieren. Etwa eine Volkstanzgruppe, eine Berufsgruppe oder die Fröschegruppe im Kindergarten. Das Wort „Rand“ gibt allerdings dem Wort „Gruppe“ einen richtig negativen Beigeschmack. Weil der „Rand“ halt nicht in der Mitte ist und der „Rand“ so eine Grenze bezeichnet, hinter der sich oft etwas Unbekanntes auftut. Vor 500 Jahren hatten Seefahrer noch große Angst an den Rand der Welt zu kommen und dann einfach runter zu fallen. Das ist irgendwie geblieben, dass sich hinter dem Rand was verbirgt, was Angst macht. Als Randgruppen werden viele verschiedene Menschengruppen bezeichnet. Das können sein:

Menschen, die eine Beeinträchtigung haben

Menschen, die wenig Geld oder auch sehr viel verdienen

Menschen, die einer ethnischen, religiösen oder kulturellen Minderheit angehören

Menschen, die eine besondere Krankheit habenmüll

Menschen, die in einem besonderen Viertel wohnen

Menschen, die nicht heterosexuell sind

Menschen, die einem gesellschaftlich geächteten Erwerb nachgehen, wie Prostituierte oder Bettler

Menschen, die mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind

Die Liste kann beliebig fortgesetzt werden.

Ich bin ja keine Bevölkerungsstatistikerin, aber Daumen mal Pi gerechnet dürften alle Mitglieder aller Randgruppen zusammengerechnet eine schöne Mehrheit ergeben. Also ist der Begriff Randgruppe eigentlich irreführend, denn alle gehören doch dazu zu der großen Gruppe der Menschen.

Ab heute ist das Wort „Randgruppe“ aus meinem Wortschatz gestrichen.