Lange hatte ich mich darauf gefreut und nun stieg ich in den Zug nach Leipzig zu einem Jahresereignis im Buchmarkt, der Leipziger Buchmesse.
Die Zugfahrt verlief angenehm und relativ kurzweilig durch nette Gespräche mit den Mitreisenden. Leipzig kam näher und ich entschied mich, bei der Station Leipzig-Messe gleich auszusteigen. Ein verhängnisvoller 1. Fehler. Ich war sehr verkühlt und wollte gleich in ein Taxi steigen. Die Station befindet sich auf dem freien Feld, kein Taxi weit und breit. Haufenweise Menschen, die alle zur Messe wollen. Lesen war schon in DDR-Zeiten hier etwas ganz Wichtiges. Und ist es auch geblieben.Komfort kennt man noch immer nicht. Es gibt über die Stiege hinunter eine Straße, auf der alle weiter zu Fuß gehen, und es gibt eine Straßenbahn, in die der Rest drängt. Übriggeblieben aus der DDR-Zeit: die Ordnerin, die die Leute einweist. Sie reagiert sehr lieb auf meine Bitte, nicht zu lange warten zu müssen im immer stärker werdenden Schneegestöber und eisigen Wind, und so komme ich wirklich mit der 3. Straßenbahn, die ankommt, mit. Ich bin schweißgebadet und durchnässt. Das fängt schon gut an.
Ich steige aus und gehe den Massen nach, in weiter Ferne sieht man Gebäude und Kuppeln. Schlangen bei allen Eingängen, Ordner überall. Es scheint sich hier noch nicht viel geändert zu haben. Endlich sehe ich den Eingang für Aussteller, passiere die Kontrolle von Koffer und Handtasche und trete mit meiner Karte ein. Wohin jetzt? Endlose Gänge, treppauf, treppab, auf meine Frage, ob es einen Lift gibt, wird höchst verständnislos geschaut, na ja, bin nicht die Jüngste und schwer bepackt. Nein, hier muss man durch.
Aber alle sind sehr freundlich, wenn man fragt.
Ich komme nach langem Fußmarsch in der richtigen Halle an, alles ist systematisch geordnet, nur nicht optimal beschrieben. Ich sehe den Stand meines Verlegers, meine Betreuerinnen, mein Buch im Regal. Und Menschen über Menschen ziehen vorbei, reden, schauen. Es ist wie ein Volksfest, manche sind wunderschön verkleidet.
Ich mache nun selbst einen Rundgang durch das Gewühl, sehe viele Stände von Reclam, Rowohlt, etc. etc., und gehe etwas essen. An meinem Tisch sitzen 2 sehr junge Leipzigerinnen. Sie fragen mich, ob ich verkühlt wäre und ob sie mir etwas geben d
ürften Sie ziehen Päckchen von einer Instant-Medizin gegen Husten aus der Handtasche und schenken mir die. Das ist auch die Mentalität von früher, dieses Zueinanderstehen und aushelfen! Ich bin gerührt und umarme sie.

Ich kehre zurück zum Autorinnentreffen der Österreichischen Literaturgesellschaft. Es werden sehr hübsche Fotos gemacht und es gibt sehr gute und nette Gespräche.
Ich möchte mich nun zurückziehen und bitte dass mir einTaxi gerufen wird. Es wird vereinbart, es wartet in einer halben Stunde am Eingang West. Ich werde herzlich verabschiedet, mache einen letzten Blick auf mein Buch und gehe Richtung Eingang West. Es ist ein schier unmögliches Unterfangen. Die Passagen dorthin sind wegen zu großer Besucherzahl gesperrt, Ausnahme für eine kranke Autorin gibt es nicht, auf die ein Taxi wartet. Ich laufe durch die Gänge mit meinem Gepäck, bis ich endlich ein Schlupfloch entdecke. Gottseidank, 10 Minuten noch bis das Taxi kommt! Ich will hinaus, muss einen Schranken passieren, wieder ein Ordner, der mir sagt das geht nur mit meinem Tagespass. Habe aber eine Karte für die gesamte Zeit der Messe, die nicht so einfach gescannt werden kann. Bin jetzt entnervt, drücke ihm den Pass in die Hand, sage „Machen Sie mal, das ist Service!“, scheine ihn völlig zu verblüffen und gehe dann durch. Service scheint hier unbekannt wie eh und je.
Auf die Frage beim nächsten Ordner, ob ich noch auf mein bestelltes Taxi herinnen warten kann, wieder großes Erstaunen: „Sie dürfen kein Taxi bestellen, das darf doch hier gar nicht vorfahren! Sie müssen quer über den großen Platz rund um den Teich zu den weißen Buden, dahinter stehen Taxis!“ Da hilft jetzt nichts, da muss ich durch, bestelltes Taxi hin oder her. Seufzend ziehe ich meinen Koffer bis hinter die Buden und nehme das Taxi einer gleichaltrigen Frau. Sie ist reizend, fragt mich ob sie von meinem Buch Flyers haben darf, sie ist eine Leseratte, und hängt gleich, nachdem sie um Erlaubnis gefragt hat, einen auf.
Ich frage sie ob sie mich wieder fährt, sie gibt mir ihre Telefonnummer auf einem Kärtchen. Eine Freundin.
Nun bin ich also im Hotel und ziemlich krank und erschöpft. In der Nacht fällt die Heizung aus, im Klo geht das Licht aus wenn man sich nicht bewegt, der Lift lässt sich plötzlich nicht bewegen und die Tür nicht mehr öffnen. West-Technik trifft Ost. Da muss ich jetzt durch.
Der Schneesturm wird ärger, die Züge stecken. Gleich bringt mich meine Freundin zum Bahnhof und ich schlage mich nach Hause durch. Der Apotheker hat mich mit den besten Medikamenten noch gleich in der Apotheke gefüttert. Na dann auf!

Es war das Abenteuer wert!