In letzter Zeit gibt es laute Stimmen in den Medien über Homöopathie. Sie sei wirkungslos und das sei erwiesen. Alle Berichte über Heilung durch Homöopathie beruhten auf ihrem Placebo-Effekt und der heilenden Wirkung der langen, einfühlsamen Gespräche bei der Behandlung. Schade, dachte ich. Selber bin ich eine große Anhängerin der Schulmedizin, ich hab damit bei mir und in meinem Umfeld viele gute Erfahrungen gemacht. Aber ich hätt’s der Homöopathie gegönnt, endlich anerkannt zu werden – sie ist ja schon über 200 Jahre alt und hält sich wacker im Gesundheitsgeschäft. Vereinfacht gesagt geht’s dabei darum, dass Wirkstoffe in Wasser bzw Zucker (Globuli) verdünnt werden. Höhere Verdünnung bringe stärkere Wirkung – auch wenn man den Wirkstoff dann im fertigen Präparat nicht mehr nachweisen kann. Dünne Geschichte, sozusagen.
Dann war ich im Ars Electronica Centre in Linz. Dort hab ich ein wunderschönes Bild gesehen, von einem Tal in einer Landschaft von roter Erde. Schroffe Kanten, mal breiter, mal schmäler, darunter ließ sich der rauschende Fluss erahnen, rundherum eine steinige Wüste. „Was glauben Sie, was das ist“, fragte der Führer. „Der Grand Canyon“ hab ich sofort geantwortet – klarer Fall, ich war selber schon dort und bin den Rand entlanggewandert. „Nicht ganz“, sagte er. „Es ist eine 1-Cent-Münze, 150.000 mal vergrößert.“
Da hab sind mir Zweifel gekommen: was, wenn wir einfach die Methoden noch nicht haben, um die Wirkung von Homöopathie richtig zu messen? Es gibt einen Haufen Stoffe, die sind physikalisch zu groß um in diese Ritze auf der 1-Cent-Münze reinzupassen. Was, wenn unser Körper die feinstofflichen homöopathischen Wirkstoffe anders aufnimmt, als aufgelöste Tabletten? Wenn wir das Verstoffwechseln von Globuli nur noch nicht abbilden können? Gerade weil wir den Ausgangsstoff nicht mehr nachweisen können, gibt mir das zu denken, denn: wir wissen, dass er drin ist – das konnten wir beobachten. Und alle paar Jahre entdeckt die Wissenschaft was Neues, eine Zelle ist schon lange nicht mehr die kleinste Einheit im Körper. Unsere Wirklichkeit ist so wirklich wie unsere Messinstrumente.
Den Placebo-Effekt gibt’s in der Schulmedizin genauso oft. Gott sei Dank, denn: die Wirkung vieler Medikamente der Schulmedizin ist oft auch nicht sehr verlässlich – bei Anti-Depressiva und Schmerzmitteln ist das zum Beispiel so. Medienberichte über Gesundheitsthemen beruhen nur zu zehn Prozent auf nachhaltig gesicherter wissenschaftlicher Forschung. Zu Homöopathie gibt es sehr wenige ernsthafte, große Untersuchungen – dafür aber eine sehr mächtige Pharmaindustrie, die kein Interesse an Konkurrenz hat.
Dünne Geschichte, sozusagen. Zweifel sind angebracht.
Gesundheit! Eure Xela