Take a ride on the walk side – Radfahren am Gehsteig
Was mich richtig aufregt und meinen Puls am Weg von zu Hause ins Büro und retour jeden Tag in die Höhe treibt sind die Radfahrer*innen am Gehsteig!
Es hat gute Gründe, dass man am Gehsteig nicht mit dem Fahrrad fahren darf.
Das ist nämlich der geschützte Bereich auf der Straße, der den Fußgänger*innen vorbehalten ist. Hier kann man sich nicht nur zu Fuß fortbewegen, sondern auch gefahrlos aus dem Ausgang eines Hauses in den öffentlichen Raum treten. Man kann dort stehen bleiben, um zu telefonieren, Schaufenster zu betrachten, sich die Schuhe zu binden, die Nase zu putzen, oder einfach nur um auszurasten. Es bewegen sich dort Leute im Rollstuhl, manche schieben Kinderwägen oder ziehen Einkaufstrolleys. Kinder gehen an der Hand der Erwachsenen oder auch alleine in die Schule. Man darf jedenfalls darauf vertrauen, dass man sich auf dem Gehsteig in einem geschützten Bereich bewegt.
Denkste!
Am vergangenen Wochenende hatte ich wieder mal eine direkte Konfrontation mit einer Radfahrerin am Gehsteig.
Es war Sonntagabend nach 20.00 Uhr. Unser Auto war an der gegenüberliegenden Straßenseite unseres Hauses in der Stadt Salzburg in einer Nebenstraße, die noch dazu Einbahn ist, geparkt. Der Gehsteig war zur Hälfte verstellt mit den Müllcontainern eines Hotels, die für die Abholung am nächsten Tag bereitgestellt waren. Ich hatte an der Beifahrerseite die Autotür weit geöffnet, um das Gepäck auszuladen. Da kommt eine Radfahrerin am Gehsteig daher und meinte ich soll Platz machen, denn sie will da vorbeifahren. Ich stand in dem kleinen Raum zwischen Autotür und Müllcontainer. Sie wäre auch so nicht durchgekommen, ich hätte da schon auch noch die Tür zumachen müssen. Ich sagte freundlich, dass sie hier am Gehsteig nicht fahren darf, und dass dort unten die Fahrbahn sei. Die soll sie benützen. Ob ich die Polizei wäre, fragte sich mich, und fuhr mir ans Bein. Nein, antwortete ich, aber die würde ich gleich holen, wenn sie nicht sofort den Gehsteig verlässt oder mir über die Füße fährt. Sie meinte, auf der Straße wäre es zu gefährlich mit dem Fahrrad. Hallo, wie bitte? Das ist verdammt nochmal genau der Platz wo sie hingehört und nicht auf den Gehsteig, wo sie andere Menschen mit ihrer Fahradfahrerei gefährdet. Und außerdem: Sonntagabend nach 20.00 Uhr sitzen alle beim Tatort. Die Straße war leergefegt! Sie hat mich beschimpft und mir gedroht. Ich bin zur Seite getreten, habe die Autotür geschlossen und die Dame vorbeiziehen lassen, auf ihrem Weg ins Dummerle-Land am Gehsteig radelnd.
Da fielen mir die zahlreichen Begegnungen ein, die ich in den letzten Jahren hatte. Einmal hat mich jemand am Gehsteig angeklingelt. Ich wurde von einer Mutter am Fahrrad rechts überholt. Hinter ihr am Kinderfahrrad ein kleines Mädchen. Mein freundlicher Hinweis, dass sie kein gutes Vorbild für ihre Tochter ist, hat sie mit der Feststellung beantwortet, dass ich mich nicht in ihre Angelegenheiten einmischen soll. Da war auch mal ein junger Mann am sportlichen Fahrrad, der mir doch tatsächlich ein deftiges Schimpfwort entgegengeschleudert hat, weil ich auf meinem Weg einfach weiter geradeaus gegangen und nicht zur Seite getreten bin. Die junge Frau, die mit ihrem Fahrrad um die Hausecke flitzte und dabei den Becher der dahinter sitzenden Bettlerin umgefahren und mich an der Schulter gestreift hat. Und viele, viele mehr.
Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht am Gehsteig mindestens eine direkte Begegnung mit einem Fahrrad habe. Warum macht man das … Radfahren am Gehsteig? Weil’s so lustig ist? Weil’s bequemer ist? Einfach weil es geht?
Täusche ich mich oder werden diese Ignoranten und Dummköpfe, diese ichbezogenen Regelverweigerer in letzter Zeit immer mehr?