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Warum es schwer zu begreifen ist, warum Männer Tanzmuffel sind

Der Fasching ist vorüber. Die Ballsaison ist geschlagen und fast die Hälfte der Bevölkerung atmet insgeheim auf. Manche wurden von ihren Frauen auf eine Tanzveranstaltung geschleppt. Andere schwangen ihr zuliebe das Tanzbein. Der große Rest weigerte sich beständig. Ja es ist richtig: Bis auf wenige Ausnahmen tanzen in unseren Breiten Männer nicht gerne oder überhaupt nicht. Gewiss schreibe ich jetzt nur von den weißen eingeborenen Mitteleuropäern.

13 Jahre war ich in der Männerarbeit tätig. Ich behaupte einmal, dass ich ein bisserl etwas von der Männerseele verstehe. Aber in diesem Punkt habe ich null Verständnis. Denn bei welcher Tätigkeit kann Mann Perfektion und Freiheit so miteinander verbinden? Bei welchem Training kann Mann seine Muskel trainieren und so grenzenlos viel Spaß haben? Ist nicht der Tanz die letzte gesellschaftliche Bastion, wo der Mann noch selbstverständlich die Führung übernimmt? Aber es geht noch weiter: Das Tanzen ist eine wunderbare Möglichkeit, auf unverfängliche Art und Weise, mit einer Frau auf Tuchfühlung zu gehen.

Stimmt meine Vermutung, dass Männer all diese Vorteile übersehen, nur weil sie Angst haben, sie könnten die Kontrolle verlieren und sich anscheinend lächerlich machen? Aber das macht man sich doch auch bei einem Räuscherl, oder?  Liebe Damen, es tut mir furchtbar leid. Der Tanz hat gegen das Krügerl Bier keine Chance. Da ist Hopfen und Malz verloren.

 

Liebhaber guter Filmgeschichten reden schon lange darüber, wie gut die neuen (amerikanischen) Fernsehserien sind und wie schwach die Filme in den Kinos.Parfum

 Ich selbst bin ein großer Serienfan. Trotzdem muss ich zugeben: Es wird hauptsächlich für Männer produziert. Und die lieben, Sex und Gewalt – besonders Gewalt. Ob in Dexter, Breaking Bad, Game of Thrones oder Hannibal. Es spritzt das Blut und die Todesarten könnten nicht vielfältiger und auch nicht grauslicher sein. Nicht dass das Foltern und Töten alleiniger Zweck der Serien wären, die Geschichten und Darsteller sind meist großartig. Doch der Magen muss schon einiges aushalten, denn es wird nichts der Fantasie überlassen. Echte Kerle halten so was auch aus.

 Und was ist mit den Frauen? Ich sag nicht, dass sie nicht auch bei Dexter mitfiebern, aber seine Zielgruppe sind sie nicht. Frauen waren lange darauf eingeschränkt, Zeitungskolumnistinnen und ihre überdrehten Schicksen-Freundinnen zu begleiten. Irgendwie drehte sich immer alles um teure Schuhe und Kleider. Und sie redeten offen über Sex – wie revolutionär. Dabei ging’s in Wahrheit bis zum Serienende doch nur wieder darum, ob die Kolumnistin ihren Mr. Big (!!!) heiraten darf. Dann taten ein paar Hausfrauen so, als wollten sie aufklären, warum ihre Freundin sich umgebracht hat. Irgendwie haben sie sich dann aber so sehr in ihren eigenen Problemen (und tollen Kleidern, Häusern und Liebschaften) verzettelt, dass viele Serienjahre lang nichts dabei rauskommt – auch wenn sich die tote Freundin noch als Erzählerstimme dauernd aus dem Grab in Erinnerung rief. Und sonst waren da noch allerhand romantische Comedys.

 Das schauen Frauen einfach gern. Finden jedenfalls, die Männer, die Barbie-Serienfiguren schaffen, die mit dem richtigen Leben irgendeiner Frau gar nix zu tun haben. Aber war das schon alles? Zum Glück nicht. Hier ein paar Beispiele für großartige Serien von echten Frauen für echte Frauen:Schminke

 Girls

zeigt das Leben einer Gruppe gut gebildeter junger Frauen der Generation Praktikum, die beruflich und privat ihren Weg machen wollen. Finanzielle Not, Abhängigkeit von Eltern und sogar psychische Störungen gehören zu ihren Problemen. Und sie haben Sex – manchmal mehr, manchmal weniger erfüllend und auch hier geht es um Abhängigkeiten. Sehr lebensnah, manchmal deprimierend, oft aber auch leicht und positiv. Im Zentrum steht Hannah Horvath, die von Lena Dunham nicht nur großartig gespielt wird, sie hat auch die Serie entwickelt und dabei autobiografische Elemente einfließen lassen. Man merkt es: Der Weg der jungen Frauen, ihr Leben zu meistern wirkt sehr authentisch.

 Enlightened

wurde ebenfalls von seiner Hauptdarstellerin, Laura Dern, mitentwickelt. Es geht auch hier um Selbstfindung – doch auf ganz andere Art. Nach einem totalen Nervenzusammenbruch verbringt die Mittvierzigerin Amy Monate in einem Esotherik-Lager auf Hawaii und kehrt spirituell erleuchtet zurück. Ganz auf Positivität gebrieft (fast gehirngewaschen), versucht sie ihr Umfeld (ihre Mutter, ihren drogen- und alkoholsüchtigen Ex-Ehemann und ihren ehemaligen Arbeitgeber, einen bösen Konzern) zu überzeugen, dass auch sie Eins mit der Natur sind, Gutes tun müssen, die Wale retten etc. Doch alle sind von ihrem penetranten Eso-Gutmenschen-Getue genervt. Amy muss sich ganz schön oft ihre Mantras vorbeten, um nicht vor Wut und Enttäuschung über die Ablehnung weinend zusammenzubrechen. Doch sie ist entschlossen, die Firma zu zwingen, sich dem Guten zuzuwenden. Auch wenn sie illegale Mittel ergreifen muss. Es geht in einer unglaublich steilen Spirale bergab, doch Amy bleibt besessen merkt lange nicht, dass sie auch noch die letzten Menschen verliert, die noch zu ihr halten.

 Orange is the New Black

hört sich ein wenig nach Modetipp aus „Sex and the City“ an. Ist es aber nicht. Eine junge Frau hat für ihre Freundin Drogengeld geschmuggelt – ein einziges Mal. Dafür muss sie 10 Jahre später hinter Gitter. Herausgerissen aus ihrem behüteten Leben mit ihrem Verlobten, ist sie im Frauengefängnis erst einmal als Opfer prädestiniert. Sie muss lernen, in der Hierarchie des Gefängnisses ihren Platz zu finden. Dabei erfahren wir in Rückblenden viel über sie und über Geschichten der anderen Insassinnen. Vom Gefängnis aus muss sie auch ihre Beziehungen zu anderen Menschen aus einem neuen Blickwinkel betrachten – zu ihrem Verlobten genauso wie zu ihrer (mitinhaftierten) Ex-Freundin. Wieder wirkt alles sehr authentisch, das Umfeld ebenso wie die Personen. Und tatsächlich basiert die Geschichte auf den Memoiren der Autorin Piper Kerman über ihre Zeit im Gefängnis.

 Foto[1]

Das sind drei Beispiele, wie das Fernsehen Frauen auch zeigen kann. Frauen mit Problemen, Frauen die sich finden oder Stärke entwickeln müssen. Frauen, die sich wie richtige Frauen verhalten – ob in Alltags- oder Extremsituationen. Frauen, die sich zu interessanten Identifikationsfiguren entwickeln. Auch für Männer.

 Meine Bewertung für diese Serien auf IMDB: 8–9

Jetzt fehlt nur mehr die Serie für Männer, die richtige Männer in lebensnahen Situationen darstellt.

Noch gibt es viel zu tun und der Internationale Frauentag am 8. März ist auch ein Tag der Forderungen. Aber es gibt auch viel, worauf die Frauenbewegung stolz sein kann. Wer kann sich eigentlich noch vorstellen die Erlaubnis des eigenen Mannes einholen zu müssen, um arbeiten zu gehen. Meine Mutter musste das noch machen, das verlangte das Gesetz. Heutzutage ist es für viele Paare selbstverständlich in einer gleichberechtigten Partnerschaft zu leben und für ihre Kinder da zu sein. Ein Mann mit Kinderwagen ist ein fast alltägliches Bild, vor 30 Jahren blieb einem noch der Mund offen vor Erstaunen. Vor 40 Jahren hieß es im Gesetz noch: „Der Mann ist das Haupt der Familie. In dieser Eigenschaft steht ihm vorzüglich das Recht zu, das Hauswesen zu leiten; es liegt ihm aber auch die Verbindlichkeit ob, der Ehegattin nach seinem Vermögen den anständigen Unterhalt zu verschaffen und sie in allen Vorfällen zu vertreten.“ Unvorstellbar in Österreich im Jahre 2013.symbol

Leider noch immer Realität ist, dass Frauen für die gleiche Arbeit nicht den gleichen Lohn wie die Männer bekommen. Und ehrlich gesagt, ich habe bis jetzt nicht verstanden, was so schwierig ist, das einfach zu ändern. Es gibt seit Jahren die gesetzliche Grundlage, faktisch täglich fordert jemand gleichen Lohn für gleiche Arbeit und es passiert nichts. Sogar bei Versicherungen gibt es seit 2012 die sogenannten Unisex-Tarife. Auch bei der Steuer wird ja kein Unterschied zwischen Männern und Frauen gemacht, beide zahlen prozentuell gleich. Das scheint relativ leicht handhabbar zu sein.

Das WARUM des ungleichen Lohns ist allerdings klar. Geld bedeutet in unserer Gesellschaft ganz einfach Macht. Und Macht fair zu teilen, scheint unmöglich zu sein. So erarbeiten laut UNO Frauen 80% der Nahrungsmittel auf der Welt, dafür verrichten sie auch zwei Drittel der Weltarbeitsstunden. Ihr Lohn dafür sind 10% des Welteinkommens und sage und schreibe 1% des Welteigentums.

Es tut gut am 8. März zu feiern. Am 9. März muss es für Frauen und Männer heißen, unermüdlich weiter auf dem Weg zu einer echten Gleichstellung!

Es tat jetzt einfach gut!

Heute gingen Millionen Menschen auf die Straße, um gegen Gewalt an Frauen zu protestieren. Aber nicht mit billion 2erhobenem Zeigefinger! In der Stadt Salzburg waren es hunderte Frauen, Männer und Kinder, die durch die Stadt tanzten.

Für unzählige Frauen ist es nicht selbstverständlich ein Leben frei von Gewalt und selbstbestimmt zu führen. Ein Zeichen zu setzen, gerade am Valentinstag, ist notwendig. Und das weltweit. 199 Länder machten mit. Natürlich ist ab morgen die Welt nicht frei von Gewalt an Frauen. Aber ich bin überzeugt, dass die Aufmerksamkeit steigt, das Bewusstsein wieder geschärft wird. Darum war es wichtig, Solidarität zu zeigen.billion 1 - Kopie

In meiner beruflichen Tätigkeit habe ich immer wieder mit Frauen zu tun, die Gewalt erleben. Alle sagen, dass sie sich alleine fühlen. Sie schämen sich. Manche suchen einen Grund, warum sie selbst schuld sind, dass sie Gewalt erleben müssen. Weltweite Solidarität und Offenheit sind ein Baustein, um viele Frauen zu ermutigen, es nicht mehr hinzunehmen. Sie sollen wissen und spüren, dass sie nicht alleine sind.

Darum ONE BILLION RISING!

http://www.onebillionrising.de/

 

 

Brüderle Stern

Ein paar Tage schon bestimmt die „Herrenwitz“-Debatte die Medien, die Sozialen Medien und auch viele private Diskussionen. Die junge Journalistin Himmelreich hat den älteren deutschen Liberalen Brüderle portraitiert und ein persönliches Erlebnis an der Hotelbar gibt den Rahmen für den Artikel. Der #Aufschrei, der durch die Öffentlichkeit geht, ist besonders laut. Das Thema Sexismus bestimmt nun die Tagesordnung der Kommentare, Feuilletons, Glossen und Karikaturen. Jakob Augstein läutet im Spiegel-Online das Ende des weißen Mannes ein. Günther Jauch hat sich am Sonntag Abend mit Alice Schwarzer darüber gematcht. Bild hat eine Online-Umfrage gestartet, in der sich zwei Drittel der LeserInnen gegen eine Entschuldigung von Brüderle aussprechen.

Brüderle SternIch forsche in meinem Leben und frage mich, wann mir das Thema Sexismus erstmals bewusst wurde. Als 19jährige Studentin begann ich in einem Restaurant zu arbeiten. Es gab viele Stammgäste, vom einfachen Arbeiter bis zu Festspielgästen, ganz bunt gemischt. Ich werde nie vergessen, dass mein Chef, der Wirt, damals zu mir sagte:“Anja, wenn ein Gast übergriffig wird, ob mit Händen oder Worten, wehr dich, sag es mir, dann werde ich klar stellen, dass das in unserem Gasthaus nicht angebracht ist.“ Das war vor fast 25 Jahren. Das hat mir das Selbstbewusstsein gegeben klare Grenzen zu ziehen. Danke Peter! Aber ich weiß, dass das damalige Verhalten meines Chefs, auch heute nicht überall und immer selbstverständlich ist.

Darum ist die jetzt durch den Stern-Artikel los getretene Debatte wichtig!

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/jakob-augstein-ueber-die-sexismus-debatte-a-879988.html

http://www.bild.de/politik/inland/sexismus/sexismus-diskussion-um-fdp-bruederle-busen-handicap-28299674.bild.html

Eine Debatte bestimmt unser Land: „Wehrpflicht oder Berufsheer“. Im Jänner sind wir ÖsterreicherInnen aufgerufen uns für einen Weg zu entscheiden. Die Politik hat es geschafft in den letzten Jahren bemerkenswerte Kehrtwendungen zu vollziehen und jetzt sollen wir alle gescheiter sein, als Sicherheits-, Heeres- und MiltärexpertInnen.

Ich gebe ganz offen zu, dass ich mich für das Bundesheer nie richtig interessiert habe. Natürlich hat man immer wieder damit zu tun, erstmals ist es mir richtig bewusst geworden, als ein Klassenkollege 1986 erzählt hat, wie er vor der Gewissenkommission gestanden hat. Er wollte damals Zivildienst leisten und das war eigentlich noch was für „Drückeberger“. Heute muss der Zivildienst herhalten, um die Wehrpflicht zu rechtfertigen. So ändern sich die Zeiten. Und da sind wir schon mitten in der heftigen Diskussion um die Abschaffung der Wehrpflicht und die Einführung eines Berufsheeres.

Mich interessiert dann immer, was andere Länder so machen, besonders in Europa. Die meisten Staaten, 21 von 27 EU-Ländern, haben die Wehrpflicht abgeschafft oder ausgesetzt. Und in diesen Ländern gibt es trotzdem einen funktionierenden Rettungsdienst, Sozialvereine und Seniorenheime, die sich würdig um die Menschen kümmern. Der Vorschlag einen freiwilligen Sozialdienst auch finanziell entsprechend abzugelten finde ich gut. Das wertet auch die Berufe im Sozialbereich auf.

Immer wieder kommt das Argument, dass sich beim Wehrdienst junge Männer kennenlernen, die sonst wenig miteinander zu tun hätten. Reiche und weniger gut situierte, Migranten und Einheimische, Maturanten und Lehrlinge. Das Argument gefällt mir gar nicht. Wenn eine Gesellschaft ihre reale Vielfalt nur über den Wehrdienst kennenlernen kann, dann haben wir noch viel Arbeit vor uns, ein selbstverständliches Miteinander zu leben.

Was mir auch einleuchtet ist, dass aufgrund geburtenschwacher Jahrgänge weniger Wehrdienstleistende im Sinn der Sache ausgebildet werden. Mehr als die Hälfte von ihnen sind sogenannte Systemerhalter, also Kochen, Putzen und Schreibstube. Da ist es mir lieber, wenn Profis ausgebildet werden und die Systemerhaltung ganz normale Jobs werden.

Was ich auch nicht glaube ist, dass es in einer so komplex technisierten Militärwelt möglich ist Grundwehrdiener für einen Einsatz auszubilden. Was heute noch Standard ist, kann morgen schon längst überholt sein. Und die Zeiten als Soldaten einfach Kanonenfutter waren, sind Gott sei Dank in Europa vorbei.

Alles zusammengerechnet werde ich im Jänner für das Berufsheer stimmen. Obwohl es wahrscheinlich gescheiter wäre die Volksbefragung nicht zu machen, denn die Zeit ist zu kurz, um wirklich rational alle Argumente abwägen zu können. Es geistern zuviel Emotionen durch die ganze Debatte, denn tatsächlich geht es ja nicht um das Bundesheer, sondern um die politische Sandkastenfrage: Wer bäckt die meisten Kuchen?

Nachsatz: Aber eigentlich will ich eine Welt ohne Militärs, Kriege und blutige Konflikte, nur darüber gibt es keine Befragung der Völker!

http://zartbitter.co.at/allgemein/%e2%80%9estell-dir-vor-es-ist-krieg/